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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Asterismus - Ästhetik.

der Unechtheit oder Versetzung freisprachen oder auch für schön und bemerkenswert erklärten. Entgegengesetzt war der Obelos oder Obeliskos (- oder +), gewöhnlich schwarz, ein Zeichen für Unechtheit und Wertlosigkeit. Für Echtes am unrechten Ort gebrauchte man oft auch den Metobelos (*- oder -×). Jetzt verwendet man Sternchen in Schrift und Druck als Zeichen bald von Lücken, bald einer Anmerkung, bald zur Hervorhebung gewisser Mitteilungen etc. In der griechischen Kirche ist A. ein sternförmiges Abendmahlsgerät, das auf die Patene über das geweihte Brot gesetzt wird, so daß der darübergeworfene Schleier das geweihte Brot völlig bedeckt, ohne es zu berühren.

Asterismus (v. lat. aster, "Stern"), die Eigenschaft gewisser Mineralien, nach bestimmten Richtungen im reflektierten oder transmittierten Licht streifige, kreis- oder sternförmige Lichtscheine zu liefern. Die Erscheinung hängt mit der faserigen Textur der betreffenden Mineralkörper zusammen. Bei den sogen. Sternsaphiren liegen Zwillingsverwachsungen einer großen Anzahl von Lamellen vor, bei noch andern Mineralien Zwischenlagerung fremder Kristalle oder Fasern. Theorien des A. publizierten namentlich Babinet, Volger, G. Rose, Kobell, Haushofer.

Asterius, 1) kappadok. Sophist, später der Verfasser einer arianischen Streitschrift, des "Syntagma", um 330. - 2) Bischof von Amasea in Pontus (gest. 410), von dem sich 20 Homilien erhalten haben.

Asteroideen (Asteroidea, Seesterne), Klasse der Echinodermen, Tiere mit plattem, eine meist fünfeckige Scheibe darstellendem Körper und langen Armen. In der Mitte der Scheibe liegt auf der Bauchfläche, welche in natürlicher Lage dem Boden zugekehrt ist, der Mund. Von ihm aus verlaufen in die Arme hinein die Reihen der Ambulakralfüßchen (s. Echinodermen), welche ausschließlich für die Fortbewegung dienen. Nur an der Spitze der Arme befinden sich besondere Tentakeln zum Fühlen und in ihrer Nähe bei den Asteriden auch die kompliziert gebauten Augen (s. im übrigen Echinodermen). Die Madreporenplatten liegen meist, der After, falls vorhanden, immer auf der Rückenseite, die Genitalöffnungen zwischen den Armen nahe dem Rande der Scheibe. Zwitter ist nur Amphiura squamata, die zugleich lebendige Junge gebiert. Die Entwickelung ist meist mit bedeutender Metamorphose verknüpft; die sonderbaren Larven führen die Namen Pluteus, Bipinnaria und Brachiolaria. Doch gibt es auch verschiedene Formen, bei denen die Eier in besondern Bruträumen ruhen. Die Bewegung der A. ist entweder eine kriechende und geschieht dann mit Hilfe der Saugfüßchen, oder eine schlängelnde (wie bei den Schlangensternen) und beruht dann auf der Fähigkeit, die Arme selbst zu krümmen und zu strecken. Die Nahrung besteht aus Tieren, namentlich aus Krebsen, Fischen und Mollusken; zur Zerkleinerung dienen die scharfkantigen Stücke des Skeletts an den Mundecken. Der sehr kurze Darm hat zur Vergrößerung seiner Oberfläche fünf Paar in einen Ring gestellte Blindschläuche, welche sich häufig bis weit in die Arme erstrecken. Gegen Verletzungen sind die A. nicht besonders empfindlich und vermögen auch verstümmelte oder abgelöste Arme zu ersetzen; ja, von einem einzelnen Arm aus regeneriert sich bei manchen Formen sogar die Scheibe mitsamt den übrigen Armen (sogen. Kometenformen). Die A. zerfallen in die Asteriden oder Stelleriden (Seesterne im engern Sinn) und Ophiuriden (Schlangensterne). 1) Die Asteriden haben breite, von der Scheibe nicht scharf abgesetzte Arme, bewegen sich kriechend fort, besitzen fast alle einen After und Augen und haben die Madreporenplatte auf dem Rücken. Fossil treten sie schon im untern Silur auf, in dem auch die Übergangsformen zu den Schlangensternen vorkommen. Neuerdings ist eine besondere Familie, welche mit ihren Charakteren die Mitte zwischen den beiden Gruppen hält, auch lebend gefunden worden; ihr bisher einziger Vertreter ist Astrophiura aus dem Meer von Madagaskar. 2) Die Ophiuriden haben cylindrische, scharf von der Scheibe sich abhebende, biegsame, auch wohl verzweigte Arme, welche sich schlängeln können, sind augen- und afterlos und tragen die Madreporenplatte auf der Bauchseite. Fossil sind sie mit Bestimmtheit erst im Muschelkalk gefunden worden. S. Tafeln "Echinodermen" u. "Holothurie". Vgl. Müller und Troschel, System der Asteriden (Braunschw. 1842); Lyman, Ophiuridae and Astrophytidae (Cambridge 1865-71); Perrier, Les Stellérides du Museum d'histoire naturelle (Par. 1875-77).

Asteroiden, s. v. w. Planetoiden, s. Planeten.

Asterolepis (Pterichthys), s. Fische.

Asterophylliten, s. Equisetaceen.

Astfäule, s. Rotfäule.

Astflechte, s. Cladonia.

Asthenie (griech., "Kraftlosigkeit"), in der Medizin vorzugsweise der Zustand der Erschöpfung, welcher infolge schwerer Krankheiten vorkommt. Asthenisch, kraftlos; asthenisches Fieber ist ein solches, das mit großer Erschöpfung des Kranken verbunden ist.

Asthenopie (griech., Gesichtsschwäche), undeutliches, verschwommenes Sehen, besonders in der Nähe befindlicher Gegenstände, beruht nicht auf einer Schwäche der lichtempfindenden Netzhaut, sondern darauf, daß wegen fehlerhafter Einstellung des Auges keine scharfen Bilder der Gegenstände auf der Netzhaut zu stande kommen. Die A. ist häufig eine Folge desjenigen fehlerhaften Baues des Auges, welchen Donders als Hypermetropie (s. d.) bezeichnet hat (sogen. Asthenopia accommodativa). In diesen Fällen wird die A. durch die Anwendung konvexer Brillengläser gebessert. In andern Fällen beruht die A. auf einer Schwäche der innern geraden Augenmuskeln (Asthenopia muscularis), so daß es nicht gelingt, die zum deutlichen Sehen in der Nähe erforderliche Konvergenz der Augenachsen herbeizuführen. Auch entzündliche Zustände der Bindehaut des Auges und der Krampf des Akkommodationsmuskels im Innern des Auges können die Erscheinungen der A. herbeiführen. Die Diagnose der A. und ihrer Ursachen, von welch letztern die Behandlung des Übels im einzelnen Fall abhängt, ist eine so schwierige, daß sie nur von einem wissenschaftlich gebildeten Spezialaugenarzt vorgenommen werden kann.

Ästhesiologie, die Lehre von den Sinneswerkzeugen.

Ästhetik (griech.), die philosophische Wissenschaft vom Schönen und als solche ein integrierender Teil der Philosophie, ist die jüngste aller philosophischen Disziplinen und wenig über ein Jahrhundert alt. Vor dieser Zeit und insbesondere im Altertum wurden zwar ästhetische Begriffe ebenso wie logische, metaphysische und ethische von hervorragenden Denkern gleichfalls untersucht, aber nur gelegentlich, und ohne sie zum Gegenstand einer abgesonderten Wissenschaft zu erheben. Platons Schönheitsbegriff zeigt ein Schwanken, indem er das Schöne bald (im Phädros) als das Nachbild der Ideen, in deren Reich die Idee des Guten die Sonne ist, d. h. des allein wahrhaft Seienden, bald (im Philebos) die Freude an demselben als diejenige Lust bestimmt, welche durch die