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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Attest; Attést; Attich; Attĭcus; Attigny; Attika

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Attest - Attika.

Nur im SO. und S. ist er von schroffen Bergwänden eingerahmt. Hier liegen die in neuester Zeit als Sommerfrischen beliebten Dörfchen Unterach und Weißenbach. Am westlichen Ufer liegt das Dorf A., einst Hauptort des alten Attergaus und der nachmaligen Herrschaft A., welche unter der Oberhoheit der Bischöfe von Bamberg stand, aber schon im 14. Jahrh. einging. Am nördlichen Ende des Sees liegt der Marktflecken Schörfling mit Schloß und Eisenbahnstation "Kammer". Der A. wird seit 1869 von einem Dampfschiff befahren.

Attést (Attestāt, lat.), schriftliche, namentlich von einer Behörde ausgestellte Bescheinigung. Attestieren, einem etwas (mündlich oder schriftlich) bezeugen, bescheinigen; z. B. eine Rechnung attestieren, die Richtigkeit derselben beglaubigen und dieselbe zur Zahlung anweisen.

Attich, s. Sambucus.

Attĭcus, 1) Titus Pomponius, gelehrter und einflußreicher röm. Ritter, geb. 109 v. Chr., widmete sich 86-65 in Athen dem Studium griechischer Kunst und Wissenschaft und erwarb sich hier durch seine gründliche Kenntnis der griechischen Sprache und Litteratur sowie durch die Unterstützungen, die er den damals schwer bedrängten Athenern gewährte, den Beinamen A., mit dem er gewöhnlich benannt wird. Nach Rom zurückgekehrt, lebte er als Privatmann, stand aber mit den angesehensten Staatsmännern, wie dem jüngern Marius, Sulla, Brutus, Cassius, Hortensius, Antonius, Octavianus, vor allen aber mit Cicero, in Verbindung. Letzterer führte mit ihm einen vertrauten, noch erhaltenen Briefwechsel, widmete ihm auch die Schriften über das Alter und die Freundschaft und läßt ihn im dritten Buch über die Gesetze redend auftreten. Für A.' hohe wissenschaftliche Bildung und schriftstellerische Thätigkeit sprechen viele ausdrückliche Zeugnisse der Alten; wir besitzen jedoch von seinen teils lateinisch, teils griechisch abgefaßten Schriften ("De imaginibus eruditorum", "Über Ciceros Konsulat", Briefe u. a.) nichts mehr. Seinem geschichtlichen Werk (einer chronologischen Übersicht der gesamten römischen Geschichte in Einem Buch, "Annalis" genannt) wird Genauigkeit und Geschick in der Anordnung nachgerühmt. In der Philosophie folgte A. dem Epikur. Er starb 32 den freiwilligen Hungertod, veranlaßt durch eine schmerzhafte Krankheit. Sein Leben von Cornelius Nepos ist von dessen Lebensbeschreibungen die einzige, welche aus eigner selbständiger Kenntnis beruht und sich daher durch Inhalt und Glaubwürdigkeit auszeichnet. Vgl. Hulleman, Diatribe in T. P. Atticum (Utr. 1838, mit den Bruchstücken seiner Werke); Boissier, Cicero und seine Freunde (deutsch, Leipz. 1870).

2) Herodes, Rhetor, s. Herodes.

Attigny (spr. -tinji; im Mittelalter Attiniacum), historisch merkwürdiger Ort im franz. Departement Ardennen, an der Aisne und der Ostbahn, mit (1876) 1820 Einw. Hier residierten seit Chlodwig II. die fränkischen Könige; hier ließ sich Wittekind 785 taufen; hier that auf der Synode von 822 Ludwig der Fromme Kirchenbuße. In der Folge geriet der Ort in Verfall.

Attika (griech.), undurchbrochener, gegliederter Aufsatz über dem Hauptgesims eines Gebäudes, welcher zur Verdeckung des Daches, zur Aufnahme von Statuen, Reliefs oder Inschriften dient. Die Gliederung der A. besteht meist in einer leichten Pilasterstellung mit zierlichem Gesims. Zwischen den Pilastern befinden sich oft vertiefte Felder. Sobald ein solcher Aufsatz durchbrochen wird, entsteht eine Brüstung, ein Geländer. Die A. findet sich vorzugsweise am römischen Triumphbogen angewendet (s. Tafel "Baukunst VI", Fig. 7). In der Regel gibt man ihr nicht über ein Drittel der Höhe des von ihr gekrönten Geschosses.

Attika, eine der acht Landschaften von Mittelgriechenland oder dem eigentlichen Hellas mit der Stadt Athen (s. die Karten "Altgriechenland" u. "Umgebung von Athen"), grenzte im N. an Böotien, im W. an Megaris, im S. an den Saronischen Meerbusen, im O. an das Ägeische Meer und umfaßte einen Flächeninhalt von nahezu 2200 qkm (40 QM.). Die Zahl der Einwohner betrug in der blühendsten Zeit ca. 540,000 (darunter 400,000 Sklaven). Das Land bildet eine nach S. in das Meer auslaufende Halbinsel, die mit weit ausgedehntem Küstengestade (daher A., "Küstenland") an das von W. nach O. laufende Gebirge Kithäron (jetzt Elateas, 1410 m) sich anschließt. Mit diesem hängt, gegen S. ziehend, das attisch-megarische Grenzgebirge (jetzt Patera, im Altertum wahrscheinlich Ikarion genannt, 1092 m), welches zuletzt nahe der Küste sich in zwei Hörnern ähnlichen Spitzen (Kerata) erhebt, zusammen; im O. reiht sich der Parnes (jetzt Ozea, 1413 m) an den Kithäron an. Dieses Gebirge, an Höhe und Ausdehnung das größte in A., war im Altertum dicht bewaldet und reich mit Wild, darunter Wildschweinen und Bären, besetzt; auf einem seiner Gipfel stand eine Erzstatue des Zeus. Von ihm aus zieht sich ein felsiger Höhenzug, der Ägaleos, nach SW., dessen höchste Erhebung, der Insel Salamis gegenüber, 468 m beträgt (jetzt Skarmanga). Einzelne seiner Teile führten die Namen Korydallos und Pökilon. Er scheidet die athenische Ebene (Pedias) von der eleusinischen. Südöstlich vom Parnes liegt der Brilettos (auch Pentelikon genannt, 1110 m), der die Pedias (jetzt Mendeli) im NO. abschließt, durch seine unerschöpflichen Marmorbrüche eine Quelle des Glanzes und Reichtums für Athen. Ein 4 km breites Thal trennt den Brilettos von dem durch seinen Honig berühmten Hymettos (jetzt Trelo-Vuni, 1027 m). Abgesondert von diesen Hügelreihen erheben sich nordöstlich von Athen frei aus der Ebene zwei Berge, der Lykabettos im S. und der Anchesmos. Die Südspitze von A. endlich wird gebildet durch das Laurische Gebirge, das in die Vorgebirge Astypaläa und Sunion (jetzt Kap Kolonnäs) ausläuft. Zu beiden Seiten, besonders aber gegen W., breiten sich mehrere. Ebenen aus, in denen die Bergbäche zu Flüßchen sich vereinigen. Am bedeutendsten ist die erwähnte Pedias ("Blachfeld"), die getreide- und ölreiche Ebene zwischen dem Hymettos und Korydallos, in welcher Athen liegt, vom Kephisos und Ilissos spärlich bewässert. Eine andre dehnt sich im NW. zwischen dem Parnes und den "Hörnern" aus: das Gefilde von Eleusis oder die Thriasische Ebene, ebenso kornreich und wohlangebaut wie die vorher genannte und bewässert durch den eleusinischen Kephisos (jetzt Sarantapotamos), welcher auf dem Kithäron entspringt. Beide Ebenen bildeten die eigentliche Akte (Küstenstrich), der man die Paralia oder die Südostküste und die Diakria im bergigen Norden des Landes entgegensetzte. Die Paralia wird von dem Flüßchen Erasinos durchströmt, das auf dem Hymettos entspringt und sich unweit Brauron ins Meer ergießt; zur Diakria gehört die kleine hochberühmte Ebene von Marathon, nordöstlich von Athen.

Attikas Boden besteht aus Kalkgebirge und ist leicht, etwas dürr und steinig. Dazu kommt Wassermangel, um das Land für den Ackerbau ziemlich ungeeignet zu machen. Der Hymettos und der Pentelikon lieferten den trefflichsten Marmor, auch Ser-^[folgende Seite]