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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Aufstellung; Aufstoßen; Auftakeln; Auftakt; Aufthun; Auftritt; Aufwandsgesetze; Aufwandsteuern

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Aufstellung - Aufwandsteuern.

zwischen dem Frühlingspunkt und demjenigen Punkte des Äquators, der mit dem Stern gleichzeitig aufgeht; sie ist also eine von der geographischen Breite des Beobachtungsorts abhängige Größe. Der Unterschied zwischen gerader und schiefer Aufsteigung heißt die Aszensionaldifferenz. Für die Sterne mit nördlicher Deklination δ ist diese Differenz auf der nördlichen Halbkugel positiv, d. h. die Rektaszension ist größer als die schiefe Aufsteigung. Bezeichnen wir die Aszensionaldifferenz mit x und die Breite mit φ, so ist sin x = tan φ · tan δ; vgl. Absteigung.

Aufstellung, im Militärwesen die räumliche Verteilung von Streitkräften. Man unterscheidet strategische A., die Verteilung des Heers für die Durchführung des Operationsplans, und taktische A., die Verteilung von Truppen zur Durchführung eines Gefechts. Vgl. Aufmarsch.

Aufstoßen (Rülpsen, Ruktation, Ructus, Eructatio), die Entleerung von Gasen aus dem Magen. Bei dem A., wenn es heftig ist, wie nach starken Mahlzeiten oder nach Genuß von blähenden, schwerverdaulichen Speisen, wird öfters ein Teil der noch unverdauten Speise mechanisch mit emporgehoben und entweder aus dem Mund ausgeworfen, oder häufig wieder hinabgeschluckt. Gewisse Stoffe erregen vorzugsweise A., z. B. Rettiche, und verursachen einen unangenehmen Geruch. Bei manchen Menschen hängt das A. von einer Idiosynkrasie ab. Meistenteils ist es Folge einer schwachen Verdauung, d. h. einer mangelhaften Absonderung des Magensafts oder eines abnormen Reizes durch die Nahrungsmittel, kommt aber auch vor bei ganz guten Verdauungsorganen infolge eines veränderten Nerveneinflusses, z. B. bei Hysterie. Die ausgestoßenen Gasarten bestehen teils aus atmosphärischer Luft, welche beim Essen in den Magen hineingeschluckt wird, teils aus Wasserstoff, Schwefelwasserstoff und Kohlensäure, welche sich bei der Umsetzung der Nahrungsmittel gebildet haben. Die Kohlensäure, welche in stark moussierendem Wein, Bier und Mineralwasser oder in Brausemischungen in größerer Quantität in den Magen gelangt, entweicht meist wieder durch A. Regulierung der Diät ist stets Hauptsache. Schwerverdauliche Speisen müssen vermieden und auch leichtverdauliche dürfen nur in angemessener Quantität genossen werden. An saurem A. Leidende bedienen sich am besten kleiner Mengen von Magnesia, doppeltkohlensaurem Natron etc. Oft hilft gleich nach Tisch eine kleine Quantität von Salzsäure (5-10 Tropfen), in einem Glas Wasser getrunken, sehr gut. In andern Fällen befördert eine Tasse schwarzen Kaffees nach Tisch eine regelrechte Verdauung und vermindert das A. Auch bittere und aromatische Arzneimittel, wie Rhabarber, Kalmus, China etc., vermögen zuweilen das A. zu vermindern. Die sogen. Carminativa aber, wie Kümmel, Kamillen, Fenchel, als Thee getrunken etc., befördern das A. und schaffen dadurch große Erleichterung (s. Dyspepsie).

Auftakeln, s. Abtakeln.

Auftakt, der ein Tonstück oder eine musikalische Phrase beginnende dynamisch leichte Taktteil. Da wir immer den Taktstrich vor die Note setzen, welche den dynamischen Schwerpunkt bildet, so erscheinen alle Metra, die mit der Kürze, d. h. dem leichten, accentlosen Teil, beginnen (Iambus, Anapäst etc.), in der Notierung als auftaktige, d. h. der Taktstrich fällt mitten in sie hinein. Dem A. entspricht, solange derselbe Versfuß dem Metrum zu Grunde liegt, ein unvollständiger letzter Takt.

Aufthun, im geologischen Sinn, sich in größerer Mächtigkeit zeigen, z. B. bei Steinkohlenflözen.

Auftritt (Szene), die kleinste Abteilung eines Dramas, welche durch das Auftreten einer neuen oder das Abtreten einer bisher anwesenden Person (von Dienern und ähnlichen unwesentlichen Rollen abgesehen) bedingt ist und somit einen Wechsel der Situation einschließt. Die Franzosen nennen den A. Szene, wie auch im Deutschen in der Regel beide Ausdrücke in gleicher Bedeutung gebraucht werden, während man in England (besonders auf der altenglischen Bühne) bei Szenen eine Veränderung des Orts der Handlung, also eine Verwandlung des Theaters, voraussetzt. Jeder A. muß äußerlich und innerlich motiviert sein, jede neuauftretende Person einen bestimmten, in die Handlung eingreifenden Zweck haben, ein neues Moment in die Handlung bringen, das sich im Verlauf des Auftritts entwickelt. In Szenen von größerer Bedeutung wird am Schluß der Inhalt in einer drastischen Pointe zusammengefaßt, woraus die sogen. "dankbaren Abgänge" hervorgehen. Mehrere Auftritte, wie sie sich organisch auseinander entwickeln und die Handlung weiterführen, bilden einen Akt (s. d.).

Aufwandsgesetze, s. Luxus.

Aufwandsteuern (Verbrauchs-, Konsumtions-, Verzehrungssteuern) sind Steuern, welche den vom Steuerpflichtigen getriebenen Aufwand treffen. Sie werden meist nach den Gegenständen, von welchen sie erhoben werden (Zuckersteuer, Biersteuer etc.), bez. auch nach der Erhebungsform (Kesselsteuer, Maischbottichsteuer) benannt. Steuern, welche auf im Inland erzeugte und verbrauchte Güter gelegt werden, heißen innere A. oder Accisen gegenüber den Zöllen, welche über die Landesgrenze gehende Waren belasten. Letztere unterscheiden sich von erstern im wesentlichen durch die Erhebungsform, welche eine größere Zahl von Gegenständen durch Zölle als durch innere A. zu belasten gestattet. Ihre Rechtfertigung finden die A. darin, daß die übrigen Steuerarten nicht allen Aufgaben der Besteuerung genügen, insbesondere nicht hinreichend ergiebig sind und eine ungleichmäßige Belastung bewirken. Indem der gemachte Aufwand im allgemeinen als Beweis eines vorhandenen steuerfähigen Einkommens gelten kann, sollen die A. das von direkten Steuern nicht getroffene Einkommen belasten, die Besteuerung der untern Klassen ermöglichen und die Ungleichheiten der übrigen Steuern mindern. Allgemeine A., welche den gesamten Verbrauch der Staatsangehörigen treffen, würden zwar sehr ergiebig sein, sind jedoch überhaupt wie insbesondere auch als einzige Steuer zu verwerfen, teils wegen der entgegenstehenden technischen Schwierigkeiten (Ermittelung des Verbrauchs, Produktion für eignen Konsum etc.), teils wegen ungleicher Belastung (Freilassung der Ersparnisse, individuelle Nötigung zu größerm Konsum), teils weil sie nicht immer einer den Bedarfssteigerungen entsprechenden Erhöhung fähig sind (Staatsnotzeiten!). Die A. sind darum stets nur partielle Steuern und treffen als solche sowohl Sachgüter als Dienstleistungen, Güter des Verbrauchs wie den Gebrauch von Nutzgegenständen. Nur wenige A. lassen sich auf direktem Weg bei dem Konsumenten einheben, weil die meisten Gegenstände des Verbrauchs, sobald sie einmal in die Hände des Konsumenten übergegangen sind, örtlich allzu zerstreut, unkontrollierbar und unzugänglich sind und ein umständliches, kostspieliges und wenn ausgiebiges, so doch unerträgliches Erhebungsverfahren nötig machen. Die direkten A. beschränken sich deshalb auf Gegenstände, welche öffentlich leicht sichtbar, billig und sicher zu katastrieren und zu kon-^[folgende Seite]