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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Berthelsdorf; Berthet; Berthier; Berthĭerīt; Berthold

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Berthelsdorf - Berthold.

aus ihren nähern Bestandteilen, beziehentlich den Elementen. Er hat in dieser Beziehung bahnbrechend gewirkt. Eine andre Gruppe seiner Arbeiten betrifft die Explosivstoffe, und in den letzten Jahren lieferte er durch das Studium der thermischen Erscheinungen, welche bei der Bildung, Umwandlung und Zersetzung chemischer Verbindungen auftreten, die wesentlichsten Grundlagen der Thermochemie. Er schrieb: "Chimie organique, fondée sur la synthèse" (1860, 2 Bde.); "Leçons sur les principes sucrés" (1862); "Leçons sur les méthodes générales de synthèse" (1864); "Leçons de chimie sur l'isomérie" (1865); "Traité élémentaire de chimie organique" (1872; 2. Aufl. mit Jungfleisch, 1881, 2 Bde.); "Sur la force de la poudre et des matières explosives" (1872); "Vérification de l'aréomètre de Baumé" (1873); "La synthèse chimique" (3. Aufl. 1881; deutsch, Leipz. 1877); "Essai de mécanique chimique, fondée sur la thermochimie" (1879, 2 Bde.).

Berthelsdorf, Dorf in der sächs. Kreishauptmannschaft Bautzen, Amtshauptmannschaft Löbau, nahe bei Herrnhut, mit einem großen Rittergut, einem vom Grafen Zinzendorf erbauten Schloß, Bierbrauerei, Weberei und (1880) 1837 Einw. B. gehört der Brüdergemeinde und ist Sitz ihrer Ältestenkonferenz, welche die Oberaufsicht über sämtliche Brüdergemeinden in den verschiedenen Weltteilen hat.

Berthet (spr. -tä), Elie, franz. Romanschriftsteller, geb. 9. Juni 1815 zu Limoges, kam 1834 nach Paris, um die Rechte zu studieren, wandte sich aber bald der Litteratur zu und entwickelte eine außergewöhnliche Fruchtbarkeit in Feuilletonromanen. Von seinen über 100 Bände füllenden, auch mehrfach übersetzten Romanen sind die bekanntesten: "Le nid de cigognes" (1848); "La roche tremblante" (1851); "Les catacombes de Paris" (1854); "La bête de Gévaudan" (1858); "Le gentilhomme Verrier" (1861); "L'oiseau du désert" (1863); "Le bon vieux temps" (1867); "Le séquestré" (1869); "L'année du grand hiver" (1873); "Romans préhistoriques" (1876) u. a. Über den Mittelschlag hinaus erhebt sich keiner, und zwei Theaterstücke, die B. mit P. Foucher und Dennery geschrieben: "Le pacte de famine" und "Les garçons de recettes", sind noch unbedeutender.

Berthier (spr. -tjē), 1) Alexandre, Fürst und Herzog von Neuchâtel und Valangin, Fürst von Wagram, franz. Marschall, geb. 20. Febr. 1753 zu Versailles, Sohn eines angesehenen Ingenieuroffiziers, trat in das Geniekorps, ging dann mit Lafayette nach Nordamerika, wo er gegen die Engländer focht, wurde nach seiner Rückkehr Oberst im französischen Generalstab und befehligte 1789 die Nationalgarde von Versailles. 1792 wurde er Brigadegeneral in der Armee des Generals Luckner, 1795 Chef des Generalstabs in der italienischen Armee. Mit Bonaparte, der 1796 den Befehl in Italien erhielt, trat B. in ein sehr intimes Freundschaftsverhältnis, welches ungetrübt bis zu seinem Tod fortdauerte. 1798 mit dem Oberbefehl in Italien betraut, rückte er 13. Febr. in Rom ein und proklamierte daselbst die Republik. Den Zug nach Ägypten machte er als Chef des Generalstabs mit. 1799 mit Bonaparte nach Frankreich zurückgekehrt, wurde er nach dem 18. Brumaire Kriegsminister und nahm 1800 als Chef des Generalstabs am Übergang über den St. Bernhard und am Sieg von Marengo hervorragenden Anteil. Nach einer außerordentlichen Sendung nach Spanien übernahm er wieder das Kriegsministerium. Bei Napoleons I. Erhebung zum Kaiser (1804) ward er zum Reichsmarschall und Großoffizier der Ehrenlegion ernannt. An den Feldzügen von 1805 bis 1807 nahm B. wiederum als Generalstabschef teil und ward 1807 zum souveränen Herrn der von Preußen abgetretenen Fürstentümer Neuchâtel und Valangin erhoben und zum Vizeconnetable des Reichs sowie zum kaiserlichen Prinzen ernannt. Er vermählte sich 1808 mit der Prinzessin Marie Elisabeth Amalie, Tochter des Herzogs Wilhelm von Bayern (Linie. Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld). Obgleich seine Thätigkeit im österreichischen Krieg von 1809 scharfen Tadel erfuhr, wurde er doch von Napoleon nach der Schlacht bei Wagram zum Fürsten von Wagram erhoben und bekleidete auch in den Feldzügen von 1812 bis 1814 seinen alten Posten als Chef des Generalstabs, bei dem er allerdings bloß die Befehle des Kaisers auszuführen und nicht selbständig anzuordnen hatte. Die unaufhörlichen Kriege billigte B. nicht, da er sich nach Frieden und ruhigem Genuß seiner hohen Stellung und seines Reichtums sehnte. Nach dem Sturz Napoleons huldigte er daher Ludwig XVIII., verlor zwar die Souveränität von Neuchâtel, behielt aber seine Würde als Pair und Marschall von Frankreich. Als Napoleon 1815 von Elba zurückkehrte, begab sich B., unentschlossen, was er thun sollte, zu seinem Schwiegervater nach Bamberg, wo er in völlige Geisteszerrüttung verfiel, in der er sich 1. Juni 1815, durch den Vorbeimarsch russischer Truppen in Aufregung versetzt, vom Balkon des Schlosses hinabstürzte. Er hinterließ aus seiner Ehe drei Kinder. Seine Leiche wurde im Kloster Banz beigesetzt, von wo sie 1884 nach Tegernsee übergeführt ward. Seine "Mémoires" erschienen 1826 zu Paris. - Sein Sohn Napoleon, Fürst und Herzog von Wagram, geb. 11. Sept. 1810, wurde 1852 von Ludwig Napoleon zum Senator ernannt.

2) César, Bruder des vorigen, geb. 4. Mai 1765, wurde 1802 Brigadegeneral, später Chef des Generalstabs der ersten Militärdivision, befehligte 1805 ein Observationskorps an der holländischen Küste, wurde 1811 Divisionsgeneral, Graf des Kaiserreichs, Gouverneur von Tobago und dann von Corsica und trat 1814 auf die Seite Ludwigs XVIII. über; er starb 17. Aug. 1819 in Grosbois.

3) Victor Leopold, Bruder der vorigen, geb. 12. Mai 1770 zu Versailles, ward 1785 Offizier, 1795 Generaladjutant, 1799 Chef des Generalstabs der Armee von Neapel und Brigadegeneral, 1803 Chef des Generalstabs der Armee in Hannover, machte als Divisionsgeneral die Feldzüge von 1805 und 1806 mit und zeichnete sich bei Austerlitz aus, indem er das Zentrum der Russen durchbrach. Nach der Wegnahme Lübecks unterhandelte er mit Blücher wegen dessen Kapitulation. Er starb 1807 in Paris.

Berthĭerīt, Mineral aus der Ordnung der Sulfosalze, findet sich nur derb in stängeligen oder faserigen Aggregaten, ist dunkel stahlgrau, etwas gelblich oder rötlich, bunt anlaufend, Härte 2-3, spez. Gew. 4,0-4,3, besteht aus Schwefelantimon und Schwefeleisen in wechselnden Verhältnissen mit 51,7-60,1 Proz. Antimon. Fundorte: Braunsdorf bei Freiberg, Anglar im Departement de la Creuse, in Auvergne, Oberungarn; wird auf Antimon verarbeitet.

Berthold (eigentlich Berchtold, mittelhochd. Berhtold, d. h. Berhtwalt, "der glänzend Waltende"), deutscher Mannesname. Merkwürdig sind:

1) B., der zweite Apostel des Christentums in Livland, war Abt des Cistercienserklosters Lokkum in Niedersachsen, wurde 1196 zum Erzbischof Hartwig von Bremen und von diesem als Bischof zu den Letten geschickt. Von ihnen vertrieben, kehrte er bald