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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Beute - Beuteltiere.

Beutegeld. Vgl. Militärstrafgesetzbuch für das Deutsche Reich, § 128 f.; Bluntschli, Das moderne Kriegsrecht (2. Aufl., Nördling. 1874); Derselbe, Das Beuterecht im Krieg (das. 1878); Grotius, De jure praedae (hrsg. von Hamaker, Haag 1868); Tartarin, Traité de l'occupation (Par. 1873).

Beute, s. v. w. Bienenkorb, s. Bienenzucht.

Beutel (Kis, Keser), türk. Rechnungseinheit für größere Summen. Bei Silbermünzen wird der B. zu 500 Piaster (nach der jetzigen Gehaltsverminderung letzterer = 89,84 Mk.), bei Goldmünzen zu 30,000 Piaster = 5532 Mk. gerechnet. Den Namen B. hat die Sitte veranlaßt, alles Silber und Gold, das in den Schatz des Großherrn niedergelegt wird, in ledernen Beuteln zu immer gleichen Summen zu verschließen. In Ägypten ist ein B. Silber "ägyptisches Geld" = 101,25 Mk., 1 B. Silber "Kurant" = 67,5 Mk.

Beutelbären (Phascolarctidae), Familie der Beuteltiere (s. d.).

Beuteldachs (Bandikut, Perameles Geoffr.), Säugetiergattung aus der Ordnung der Beuteltiere, der Unterordnung der Raubbeuteltiere (Rapacia) und der Familie der Beuteldachse (Peramelidae), gedrungen gebaute Tiere mit stark zugespitztem Kopf und ansehnlich verlängerten Hinterbeinen; an den Vorderfüßen sind die äußern Zehen rudimentär, die mittlern sehr groß, mit starken, sichelförmigen Krallen besetzt, von den Zehen sind die zweite und dritte bis zu den Nägeln verwachsen. Der Nasenbeuteldachs (P. nasuta Geoffr.), 35 cm lang, mit 15 cm langem Schwanz, sehr langer Schnauze, weit über die Unterlippe hervorragender Nasenkuppe, langen, zugespitzten Ohren, kleinen Augen und mittellangem, schlaffem, kurz behaartem Schwanz, ist oberseits bräunlichgelb, schwarz gesprenkelt, unterseits schmutzig gelblichweiß, der Schwanz oben schwarzbraun, unten hell kastanienbraun. Er lebt in höhern Berggegenden Australiens, tritt sehr zahlreich auf, bewohnt selbstgegrabene Höhlungen und durchgräbt wie der Maulwurf ganze Strecken, um Wurzeln, Knollen, Würmer und Insekten zu erreichen. Oft richtet er auf Kartoffelfeldern und in Kornspeichern Schaden an. Das Weibchen soll mehr als einmal im Jahr 3-6 Junge werfen, welche es lange im Beutel umherträgt.

Beutelgans, s. v. w. Pelikan.

Beutelgaze, s. Beuteltuch.

Beutelgeschirr, s. Mühle.

Beutelhase, s. v. w. Känguruh.

Beutelhund, s. v. w. Beutelwolf.

Beutelmarder (Dasyurus Geoffr.), Säugetiergattung aus der Ordnung der Beuteltiere, der Unterordnung der Raubbeuteltiere (Rapacia) und der Familie der Beutelmarder (Dasyuridae), charakterisiert durch den langen, langbehaarten Schwanz und das Gebiß. Der Teufel (Dasyurus ursinus Geoffr.), 70 cm lang, mit 30 cm langem Schwanz, sehr gedrungenem Leib, sehr großem, plumpem, dickschnauzigem Kopf, kurzen Ohren, kleinen Augen, niedrigen, ziemlich gleich langen Beinen, ist schwarz mit weißem Halsband, bewohnt Tasmania, liegt am Tage in tiefstem Schlaf im Geklüft oder unter Baumwurzeln, geht des Nachts auf Raub aus, ist ungemein wild, wütend und blutgierig, verwüstete früher die Hühnerhöfe der Ansiedler, ist aber jetzt sehr zurückgedrängt; sein Fleisch ist genießbar.

Beutelmaschinen, s. Mühle.

Beutelmaus, s. v. w. Wombat.

Beutelmäuse (Wombate, Phascolomyidae), Familie der Beuteltiere (s. d.).

Beutelquallen, s. Medusen.

Beutelratte (Didelphys L.), Säugetiergattung aus der Ordnung der Beuteltiere, der Unterordnung der Raubbeuteltiere (Rapacia) und der Familie der Beutelratten (Didelphyidae), kleine, gedrungen gebaute Tiere mit einem an der Spitze meist nackten Greifschwanz und fünfzehigen Pfoten. Sie bewohnen die Wälder Amerikas. Die Jungen werden entweder im Beutel oder, wenn dieser fehlt, auf dem Rücken der Mutter getragen, wo sie sich mit den Krallen im Fell oder mit dem Schwänzchen an dem Schwanz der Mutter festhalten. Hierher gehört das virginische Beuteltier (Opossum, Didelphys Virginiana Shaw, s. Tafel "Beuteltiere"), über 50 cm lang, mit 30 cm langem Schwanz, kurzem, dickem Hals, langem Kopf, langer, zugespitzter Schnauze, kurzen Beinen, gegenüberstellbarem Daumen an den Hinterfüßen, ziemlich dickem, rundem, nur an der Wurzel behaartem, sonst nacktem Schwanz, bewohnt Wälder und Gebüsche von Mexiko bis zu den Großen Seen, klettert vorzüglich, ist auf dem Boden ziemlich langsam und unbehilflich, scheut das grelle Licht, geht aber Tag und Nacht auf Raub aus, nährt sich von kleinen Säugetieren, Vögeln, Eiern und Insekten, frißt auch Früchte und Wurzeln. In Hühnerställen wütet es mit unbeschreiblicher Mordgier und vergißt dabei jede Gefahr. Das Weibchen wirft 4-16 erbsengroße Junge, welche es im Beutel herumträgt, bis sie die Größe einer Ratte haben. Das Fleisch duftet knoblauchartig, wird aber von den Negern gegessen, welche das Opossum deshalb eifrig jagen. Die Äneasratte (D. dorsigera L.), etwas kleiner als unsre Hausratte, welcher sie im übrigen ähnlich ist, hat ziemlich kurze Beine, einen den übrigen Zehen entgegengesetzten, nagellosen Daumen an den Hinterfüßen, unvollständigen Beutel und langen, nur an der Wurzel behaarten Schwanz, an welchen sich die Jungen klammern, wenn die Mutter sie auf dem Rücken trägt. Von diesem Tragen der Jungen hat das Tier den Namen. Es lebt in Surinam auf Bäumen, sein Fleisch ist genießbar.

Beutelrecht, s. v. w. Baulebung.

Beutelsbach, Marktflecken im württemberg. Jagstkreis, Oberamt Schorndorf, mit ev. Pfarrkirche (ehemals Stiftskirche zum heiligen Kreuz), Irrenpfleganstalt, Fabrikation von Öldruckbildern u. (1880) 1463 Einw. Das um 1247 vom Grafen Ulrich von Württemberg errichtete weltliche Chorherrenstift wurde 1321 nach Stuttgart verlegt. Über dem Ort stand einst die Burg B. (das älteste Stammschloß des Hauses Württemberg), die 1311 im Reichsstädtekrieg von den Eßlingern zerstört wurde. Der unter dem Namen "Armer Konrad" bekannte Bauernaufstand hatte hier seine Wiege.

Beuteltiere (Marsupialia, hierzu Tafel "Beuteltiere"), Ordnung der Säugetiere und im Verein mit den Kloakentieren (s. d.) von allen übrigen Säugetieren durch eine Reihe von Merkmalen scharf getrennt. Ihr Schädel ist in der Regel mehr oder minder pyramidal, mit zugespitzter Schnauze und stark hervortretendem Gesicht; die Zähne, von denen bei einigen Familien mehr vorhanden sind als sonst bei Säugetieren, ähneln teils denen der Nagetiere, teils denen der Insekten- und Fleischfresser (Schneidezähne in jeder Kieferhälfte 1-5, Eckzähne 0-1, Prämolaren 1-6, Molaren 3-6). Der Unterkiefer ist in seinem Winkel nach innen gedreht und mit einem Fortsatz versehen, so daß er (was bei den versteinerten Arten wichtig) leicht an seiner Form als einem Beuteltier zugehörig erkannt wird. Ebenso charakteristisch sind die sogen. Beutelknochen, d. h. Verknöcherungen in den Sehnen des äußern schiefen Bauch-^[folgende Seite]