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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Bisexuell - Bismarck.

Bisexuell (lat.), beide Geschlechter habend, hermaphroditisch (besonders von Pflanzen).

Bisgurre, s. Schmerle.

Bishop (spr. bischop), Henry Rowley, Komponist, geb. 1782 zu London, machte seine Studien unter Leitung Francesco Bianchis und trat 1806 als Ballettkomponist zum erstenmal in die Öffentlichkeit. Drei Jahre später versuchte er sich auch mit einer Oper, und sein Erstlingswerk dieser Gattung: "The Circassian bride", hatte so guten Erfolg, daß er sich von nun an ihr ausschließlich widmete. Von 1810 an war er eine Reihe von Jahren Musikdirektor des Coventgarden-Theaters, für welches er auch die Mehrzahl seiner Werke geschrieben hat; seit den 20er Jahren aber bethätigte er sich vorwiegend als Lehrer, anfangs an den Universitäten von Edinburg und Oxford (welch letztere ihm auch 1848 die Doktorwürde verlieh), später als Kompositionslehrer am königlichen Musikinstitut in London, woselbst er 30. April 1855 starb. Bishops dramatische Werke, nicht weniger als 88 an der Zahl, danken ihren außerordentlichen Erfolg hauptsächlich der geschickten Kombination originaler Erfindung mit beliebten Motiven älterer Kompositionen, namentlich englischer Volksmelodien. Können sie in diesem Sinne nur zur Hälfte als das geistige Eigentum ihres Autors gelten, so war derselbe darum doch vom englischen Publikum nicht weniger geliebt und geehrt; vielmehr wurden ihm nach und nach die höchsten musikalischen Ehrenstellen zu teil. Bei der Gründung der Philharmonischen Gesellschaft wählte man ihn zu einem der Direktoren; während mehrerer Jahre dirigierte er die Konzerte der Gesellschaft für alte Musik, dann wurde er zum Musikdirektor der Königin und endlich (1842) von dieser zum Baronet ernannt.

Bishop and his Clerk (spr. bischŏp änd), Inselgruppe, s. Macquarie.

Bishop Auckland (spr. óckländ), Stadt in der engl. Grafschaft Durham, auf einer Anhöhe am Wear gelegen, hat einen großen Marktplatz, einen alten Palast des Bischofs von Durham, eine Lateinschule und (1881) 10,087 Einw. Die 1388 erbaute Brücke steht auf römischen Pfeilern.

Bishop Stortford, Stadt in Hertfordshire (England), am Stort, nordöstlich von Hertford, hat (1881) 6704 Einw. und sehr wichtige Malzdarren, Korn- und Viehmärkte.

Bisignano (spr. -sinjā-), Stadt in der unterital. Provinz Cosenza, in herrlicher Lage auf einem Hügel am Crati, an der Eisenbahn Buffaloria-Cosenza, Bischofsitz mit Kastell, einer Kathedrale mit schönem gotischen Portal, einem Seminar und (1881) 3906 Einw.; das alte Besidiä. Von B. haben die Sanseverini den Fürstentitel.

Biskotten (franz.), eine Art kleines, rundes, den Makkaroni ähnelndes Zuckerbrot, welches sich in der Provence einer großen Beliebtheit erfreut. Namentlich die B. von Aix sind bekannt.

Biskra (Biscara), Stadt in Algerien, Provinz Konstantine, am Südabhang des Aurêsgebirges und dem Wad B., besteht aus sieben mit Mauern umgebenen Berberdörfern (Kjurs) und dem französischen Quartier mit dem Fort St.-Germain und zahlt 7000 Einw., darunter 300 Europäer. Die Oase wird im Winter vom Wad B., im Sommer durch Quellen bewässert und zählt 150,000 prächtig gedeihende Dattelpalmen nebst 5000 Ölbäumen. Das Klima, im Sommer sehr heiß, im Winter ebenso mild, zieht eine jährlich wachsende Zahl von Winterkurgästen aus Paris an. B. war schon zur Römerzeit bekannt, führte den Namen Zaba und war in der christlichen Zeit Sitz eines Bischofs; später unter den Mauren wurde es eine sehr bedeutende Stadt, die 1663 durch die Pest 71,000 Menschen verlor.

Biskuit (franz., ital. Biscotto, vom mittellat. biscoctus, "zweimal gebacken", s. v. w. Zwieback), Gebäck aus Mehl, Eiern, Butter, Zucker und Gewürzen, welches namentlich in England in außerordentlicher Mannigfaltigkeit (Fancy-B.) hergestellt wird und einen wichtigen Handelsartikel bildet. In neuerer Zeit haben die englischen Biskuits (Cakes) auch in Deutschland weitere Verbreitung gefunden. Unter dem Namen Kleberbiskuit findet man häufig ein Gebäck aus Kleber, Zucker und etwas Mehl. Zur Herstellung dieser Ware werden die Materialien in einer Knetmaschine in einen festen Teig verwandelt, den man wiederholt zwischen Walzen hindurchgehen läßt, um schließlich eine lange, gummiartige Platte zu erhalten. Diese bringt man auf die Egalisier- und Ausstechmaschine, welche zunächst ihre Stärke reguliert und sie dann auf endlosen Tüchern einem Apparat mit zahlreichen Ausstechern zuführt. Jeder Hub der Maschine liefert Dutzende von Biskuits, welche die Maschine selbstthätig auf Bleche ablegt, während die Teigreste wieder auf ein endloses Tuch gelangen und entfernt werden. Auf den Blechen passieren die Biskuits langsam den langen Backofen, aus dessen hinterm Ende sie fertig gebacken in Kisten fallen. Zu den weichen Biskuits (Queens) wird der Teig aus einer Spritze in Form eines Stranges herausgepreßt und durch einen Mechanismus in Scheiben zerschnitten. - In der Thonwarenindustrie bezeichnet man mit B. zweimal gebranntes, unglasiertes, besonders zu Figuren verwendetes Porzellan.

Biskupitz, Gemeinde im preuß. Regierungsbezirk Oppeln, Kreis Zabrze, am Beuthener Wasser, mit kathol. Kirche, Steinkohlenbergbau und (1880) 6276 Einw. Dazu gehörig das bedeutende Eisenwerk Borsigwerk.

Bisley (spr. -li), altes Städtchen in Gloucestershire (England), 6 km östlich von Stroud, mit (1881) 5168 Einw. und Tuchweberei.

Bismarck, Hauptstadt des nordamerikan. Territoriums Dakota, an der Nord-Pacificbahn, die hier den Missouri überschreitet, mit (1883) 5000 Einw.

Bismarck, ein 1872 von K. Mauch im Innern Südafrikas entdeckter und benannter zweikuppiger Berg unter 32° 46' östl. L. v. Gr. und 17° 20' südl. Br. im Lande der Batonga. Südlich davon der Moltkeberg, zwischen beiden das große "Kaiser Wilhelm-Goldfeld". Höhenangaben über beide Berge fehlen.

Bismarck, Otto Eduard Leopold, Fürst, Kanzler des Deutschen Reichs und preuß. Ministerpräsident, geb. 1. April 1815 auf dem Familiengut Schönhausen in der Altmark aus einer altadligen Familie, welche schon im 13. Jahrh. in dem Städtchen Bismark angesessen und von da nach dem benachbarten Stendal übergesiedelt war. Rule (Rudolf) von B. wird 1309 als Altmeister der Gewandschneidergilde von Stendal erwähnt; dessen Sohn Klaus zeichnete sich im Dienste des Erzbischofs Dietrich Kagelwid von Magdeburg und des Markgrafen Ludwig des ältern von Brandenburg aus und wurde von letzterm 1345 mit der Herrschaft Burgstall belehnt. Diese vertauschte die Familie 1562 mit Crevese, Schönhausen und andern Besitzungen, die jedoch zum größten Teil im Lauf der Zeit verloren gingen. Aus der Familie B., von der einige Zweige den Freiherrn- und Grafentitel erlangten, gingen eine stattliche Zahl von Offizieren und auch zwei Minister (der Justiz-^[folgende Seite]