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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Bodenerschöpfung - Bodenmelioration.

den, welche durch Trockenheit im Frühjahr nicht zu leiden haben, und schweren Böden pflegt man im Frühjahr die Saatfurche für Sommerfrüchte zu geben. In den meisten Fällen wird, besonders für Hackfrüchte, ein Lockern des Bodens durch einen Grubber, Exstirpator (sogen. Maschine), statt einer Pflugfurche, genügen. Abgesehen von der schnellern Ausführbarkeit dieser Arbeit, hat sie häufig den Vorteil, bei vollkommener Vernichtung der keimenden Samenunkräuter ein bei weitem wünschenswerteres Saatbett herzustellen, als es der Pflug vermag. Die eigentliche Furche bedarf längerer Zeit, sich "zu setzen", d. h. in den Grad der Bindigkeit zurückzukommen, welchen die junge Pflanze verlangt, um "festen Fuß fassen" zu können. Ferner werden sich die Feuchtigkeisverhältnisse des leichtern Bodens durch eine Grubber-Saatfurche im Frühjahr günstiger gestalten, da die Kapillarität der untern Bodenschicht in keiner Weise irritiert wird und die flache gegrubberte Schicht sich leichter in diesen Zustand der wünschenswerten Kapillarität zurückbegibt und so im stande ist, die von untern, selbst tiefen Bodenschichten heraufsteigende Feuchtigkeit der jungen Pflanze jederzeit zur Disposition zu stellen. Der Empiriker nennt dies mysteriös "die Erhaltung der Winterfeuchtigkeit", ausgehend von unrichtigen Voraussetzungen. Sehr vollkommene Bearbeitung liefert das Umgraben mit dem Spaten, im großen nicht anwendbar und für manche Zwecke nicht tief genug zu ermöglichen; die Grabgabel läßt rascher fördern. Das Pflugspaten ist die Verbindung von Pflügen und Spaten in der Art, daß hinter einem Pflug eine Anzahl Arbeiter in jeder oder in einer Furche um die andre mit dem Spaten den Boden auswerfen oder mit der Grabgabel nur lockern, um ihn zu vertiefen. Die eigentliche Pflugarbeit zerfällt in Glatt- oder Ebenpflügen, wenn eine Feldfläche ohne durch Furchen begrenzte Beete gepflügt wird. Man fängt entweder in der Mitte oder an einer Seite an und legt Furche an Furche, so daß das Ganze eine glatte Fläche bildet, im Gegensatz zum Beetpflügen, bei welchem schmale und breitere Ackerbeete mit dazwischen liegen bleibenden tiefern Furchen geackert werden; ganz schmale, hoch gewölbte Beete (Bilon, Bifänge) sind an den meisten Orten das Zeichen unrationellster Kultur (in Belgien vielfach angewandt und für Bewässerung eingerichtet). Dem Pflügen folgt, wie dem Spaten der Rechen, das Eggen; man unterscheidet Langziehen, Schräg- oder Querziehen, Schlangenziehen und Rund- oder Volteeggen, dieses, im Trab, als das wirksamste. Nach dem Eggen folgt die Walze. Reihensaaten werden behackt mit besonders dazu geeigneten Hand- und Spannwerkzeugen (Pferdehacken, s. d.) und behäufelt mit dem Häufelpflug, um die Erde an die Pflanzen dichter heranzubringen. Diese Arbeiten werden öfters wiederholt. Die Bodenmelioration (s. auch den Spezialartikel) umfaßt die Entwässerung (Drainage, s. d.), die Bewässerung (s. d.), die Tiefkultur, die Erdmischung und die Ebnung. Das Vertiefen des Bodens gewährt allein die Möglichkeit, das verfügbare Areal zu vermehren. Es ist erwiesen, daß im vertieften Boden die Pflanzen vor Austrocknung geschützter sind und ausreichendere Mengen von Nährstoffen finden; das Vertiefen kann aber nicht willkürlich geschehen, da der "tote" Untergrund, besonders der stark thonhaltige, erst der Atmosphäre ausgesetzt werden muß oder, falls er gleich mit der Krume vermischt werden soll, tüchtiges Kalken und starke Gaben von Mist verlangt. Man vertieft mittels Rigolens (s. oben) oder Pflugspatens oder Tiefpflügens in der Art, daß hinter dem gewöhnlichen Pflug ein zweiter, mehr nur lockernder geht, oder mittels besonderer sogen. Untergrundpflüge, welche nur die tiefern Schichten lockern, ohne die Krume zu untergraben. Immer muß diese wieder obenauf bleiben, wenn der Untergrund nicht unbedenklich damit vermischt werden kann. Neuerdings liefern die Dampfpflüge die beste Arbeit der Art. Die Erdmischung bezweckt die Korrektur der gegebenen Bodenzustände. Normale Mischungen sind die, in welchen alle Bestandteile vertreten sind, aber keiner zu sehr vorherrscht; da, wo solches der Fall, muß also mit dem fehlenden Bestand so lange ergänzt werden, bis durch annähernd normale Mischung das richtige Verhältnis zwischen Feinerde und Skelett gegeben ist. Derartige Operationen sind besonders dann sehr kostspielig, wenn das entsprechende Material weit hergeholt und durch Zugvieh und Menschenarbeit aufgebracht werden muß, minder kostspielig, wenn es sich im Untergrund findet oder durch Wasser angeschwemmt werden kann. Bei der Kultur wertvoller Handelspflanzen, z. B. Hopfen, gibt man die Mischung nur zu den einzelnen Pflanzen als Lochdüngung und spart wesentlich an Transport und Material. Die Ebnung endlich ist da anzuwenden, wo das Land zu hügelig ist und die Bestellung hindert. Man trägt die kleinen Erhöhungen ab und füllt die Vertiefungen aus unter Beobachtung gleicher Vorsicht wie beim Tiefpflügen in Bezug auf die Krume. Bei allen diesen Operationen müssen die Erdtransporte möglichst vermieden werden, genaue Berechnungen vorher über die Rätlichkeit der Ausführung entscheiden und nach der Operation mehrmals tüchtigste Durcharbeitungen mit Pflug, Egge und Walze stattfinden, ehe Dünger aufgebracht und der Boden bestellt werden kann. Vgl. v. Rosenberg-Lipinsky, Der praktische Ackerbau in Bezug auf rationelle Bodenkultur (2. Aufl., Bresl. 1866, 2 Bde.); Blomeyer, Die mechanische Bearbeitung des Bodens (Leipz. 1879).

Bodenerschöpfung, die Verarmung des Bodens an den wichtigsten Nahrungsstoffen der Pflanzen infolge unrationeller Kultur. Vgl. Dünger.

Bodenheim, Marktflecken in der hess. Provinz Rheinhessen, Kreis Oppenheim, an der Eisenbahn von Mainz nach Worms, hat trefflichen Weinbau (Bodenheimer) und (1880) 2168 Einw.

Bodenholde Pflanzen, Pflanzen, die vorzugsweise, jedoch nicht ausschließlich, auf bestimmten Bodenarten wachsen. Kalkhold sind z. B. Anthyllis vulneraria, Astrantia major etc.

Bodenkohlrabi, s. Raps.

Bodenkredit wird sowohl derjenige Kredit genannt, bei welchem der Boden als reales Sicherungsmittel (Pfand) dient, als auch derjenige, welcher zur Förderung der Bodenwirtschaft in Anspruch genommen wird. Beide Begriffe sind nicht immer identisch. S. Kredit und Landwirtschaftlicher Kredit.

Bodenkreditbank, s. v. w. Hypothekenbank (s. Banken, S. 330).

Bodenkunde, s. Boden.

Bodenmais, Dorf im bayr. Regierungsbezirk Niederbayern, Bezirksamt Regen, im Bayrischen Wald, 662 m ü. M., hat ein Berg- und Hüttenamt, Schwefel- und Magnetkiesgruben, ein Hüttenwerk für Eisenvitriol und Polierrot (Potee, jährliche Produktion ca. 3500 metr. Ztr.) und (1880) 1291 Einw.

Bodenmelioration (landwirtschaftliche), Bodenmeliorationspolitik. Der landwirtschaftliche Boden ist als produktiver Faktor der Volks- und