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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Borghese; Borghesi; Borghesischer Fechter; Borgholm; Borgholzhausen; Borghorst

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Borghese - Borghorst.

Poppelsdorf und 1868 Professor der Botanik und Zoologie an der neuerrichteten Forstakademie Münden. 1872 trat er in den Forstverwaltungsdienst als Oberförster von Zöckeritz zurück, 1874 wurde er Oberförster des Forstreviers Kottenforst und abermals Dozent an der landwirtschaftlichen Akademie zu Poppelsdorf, 1879 Oberforstmeister und Direktor der Forstakademie Münden. Er schrieb: "Vogelfauna von Norddeutschland" (Berl. 1869), "Heide und Wald" (das. 1875), "Forstreinertragslehre" (Bonn 1878), "Die gesetzliche Regelung der Feld- und Forstpolizei" (Leipz. 1880) und besorgte eine neue Bearbeitung von G. L. Hartigs "Lehrbuch für Förster" (Berl. 1871, 2. Aufl. 1875). Mit Grunert gibt er die "Forstlichen Blätter" heraus.

Borghese, Villa, in Rom, unmittelbar vor der Porta del Popolo, der Sommerpalast des Borghesischen Fürstengeschlechts, mit ausgedehnten Parkanlagen (ca. 50 qkm groß), einst weltberühmt wegen seiner Schätze antiker Kunst, vom Kardinal Scipio Borghese, Papst Pauls V. Neffen, auf dem Grund und Boden und angeblich auch mit dem konfiszierten Vermögen der unglücklichen Cenci erbaut. Die hier einst bewahrten berühmten Kunstwerke des klassischen Altertums, darunter der Hermaphrodit, der sogen. sterbende Seneca und der Borghesische Fechter (s. d.), wanderten unter Napoleon I. (1806) in das Museum von Paris, wurden zwar 1815 der Familie zum Teil zurückgegeben, aber noch vor dem Rücktransport in Paris größtenteils veräußert. In neuerer Zeit ist wieder das sogen. Statuenkasino eingerichtet worden mit einer reichen Sammlung zum Teil bedeutender Antiken, darunter die sitzende Statue Anakreons, ein Bacchus, eine Juno Pronuba, eine Tyrtäosstatue, ein sitzender Pluto, tanzender Silen etc., meistens Funde neuern Datums. - Der Palast B., seiner Form nach auch "il Cembalo B." genannt, die städtische Wohnung der Borghesischen Familie, ist eins der prachtvollsten Gebäude Roms, von Martin Lunghi 1590 begonnen, von Flaminio Ponzio vollendet. Die herrliche Bogenhalle des innern Hofs tragen 100 Granitsäulen. Die unschätzbare Gemäldesammlung in diesem Palast füllt zwölf große Säle des Erdgeschosses. Hier finden sich: die Grablegung von Raffael, die Jagd der Diana und die cumäische Sibylle von Domenichino, Arpinos Raub der Europa, Madonnen von Fr. Francia, Lorenzo di Credi, A. del Sarto, Lorenzo Lotto, Giulio Romano, Correggios Danae, Tizians Erziehung des Amor durch Venus und die Grazien sowie dessen himmlische und irdische Liebe, van Dycks Christus am Kreuz und Grablegung u. a.

Borghese, Camillo Filippo Ludovico, Fürst zu Sulmona und Rossano, geb. 19. Juli 1775 zu Rom aus der berühmten Familie, welche aus Siena stammte und durch Camillo B., der als Paul V. 1605 den päpstlichen Stuhl bestieg, zu Ehren und Reichtümern gelangte, trat 1796 in französische Dienste und heiratete 1803 Napoleons I. zweite Schwester, Pauline, Witwe des französischen Generals Leclerc. Infolge dieser Vermählung erhielt er 1804 die Würde eines französischen Prinzen, ward 1805 Eskadronschef der kaiserlichen Garde, bald darauf Oberst und später Divisionsgeneral und Herzog von Guastalla, 1808 Generalgouverneur von Piemont und 1809 Oberkommandant der 27. und 28. Militärdivision. Nach Napoleons Sturz trennte er sich von seiner Gemahlin, lebte seit 1818 in Florenz und abwechselnd in Rom und starb 9. Mai 1832 in Florenz ohne Leibeserben. - Ihn beerbte sein Bruder Francesco B., Fürst Aldobrandini, geb. 1776 zu Rom, Generalmajor in französischen Diensten, gest. 29. Mai 1839. Derselbe hinterließ drei Söhne: Marco Antonio, Fürst B., geb. 23. Febr. 1814; Camillo B., Fürst Aldobrandini, geb. 16. Nov. 1816, vom 10. März bis 3. Mai 1848 päpstlicher Kriegsminister, und Scipione B., Herzog von Salviati, geb. 23. Juni 1823. Die Besitzungen der B. umfassen außer den Fürstentümern Rossano und Sulmona die schönsten Ortschaften und Güter im Patrimonio di San Pietro in Sabina und den elften Teil der ganzen Campagna di Roma.

Borghesi, Bartolommeo, Graf, ital. Altertumsforscher, geb. 11. Juli 1781 zu Savignano bei Rimini, bildete sich in Bologna und (seit 1802) in Rom unter Marini, studierte die Sammlungen und Bibliotheken Italiens, ordnete und katalogisierte dann verschiedene Münzsammlungen, insbesondere im Auftrag Pius' VII. die vatikanische, zog sich, um allen politischen Verwickelungen zu entgehen, 1821 nach San Marino zurück, wo er ganz den Wissenschaften lebte, ohne jedoch die ihm anvertrauten Staatsgeschäfte (er war lange Podestà der kleinen Republik) zu vernachlässigen, und starb daselbst 16. April 1860. B. hat sich um die römische Epigraphik und Numismatik außerordentliche Verdienste erworben. Sein weltberühmtes Hauptwerk sind die "Nuovi frammenti dei fasti consolari capitolini" (Mail. 1818-20, 2 Bde.). Sonst ist der reiche Schatz seiner Forschungen in den archäologischen Zeitschriften Italiens niedergelegt, besonders in den "Atti dell' Accademia pontificale", in den "Annali" und im "Bulletino" des Archäologischen Instituts sowie in dem von ihm mitbegründeten "Giornale Arcadico". Eine Ausgabe seiner "OEuvres complètes", gedruckter wie ungedruckter, hat die Akademie der Inschriften zu Paris im Auftrag der französischen Regierung beinahe zu Ende geführt (Par. 1862-79, Bd. 1-9). Vgl. Henzen in den "Jahrbüchern für Philologie und Pädagogik", Bd. 81, S. 569 ff. (1860).

Borghesischer Fechter, Bezeichnung der berühmten Statue eines wahrscheinlich gegen einen Reiter ankämpfenden Kriegers, welche, zu Anfang des 17. Jahrh. zu Porto d'Anzo gefunden, in die Villa Borghese bei Rom (s. oben) kam, aber von da unter Napoleon I. (1806) mit andern Kunstwerken in den Louvre entführt ward. Als Künstler nennt sich in der Inschrift Agasias aus Ephesos, welcher zur Zeit der ersten römischen Kaiser blühte. Die Statue zeichnet sich durch vortreffliche anatomische Durchbildung (sie wird häufig als Musterfigur für anatomische Studien benutzt) und glückliche Lösung schwieriger Probleme aus (s. Tafel "Bildhauerkunst IV", Fig. 7).

Borgholm, die einzige, erst 1816 angelegte Stadt der schwedischen Insel Öland, auf der Westküste derselben, mit Hafen und (1881) 913 Einw. Dabei die prächtige Ruine des alten, 1806 durch eine Feuersbrunst zerstörten Schlosses B., in welchem zuletzt Karl X. Gustav vor seiner Thronbesteigung 1654 gewohnt hat.

Borgholzhausen, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Minden, Kreis Halle, 133 m ü. M., hat eine alte Kirche (mit berühmtem Altarbild), Segeltuch-, Butterfabrikation und (1880) 1136 Einw. In der Nähe liegen auf einer Anhöhe des Teutoburger Waldes die Ruinen des Stammschlosses der Grafen von Ravensberg.

Borghorst, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Münster, Kreis Steinfurt, an der Münster-Gronauer Eisenbahn, mit Baumwollspinnerei, Lein- und Baumwollweberei und (1880) 2800 kath. Einwohnern.