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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Bouvier - Bovy.

einigten Staaten gewählt. Noch erschienen von ihm: "Manual of the direct and excise tax system of the United States" (1863) und "Speeches and papers relating to the rebellion" (1867).

Bouvier (spr. buwjeh), Alexis, franz. Romanschriftsteller, geb. 15. Jan. 1836 zu Paris als der Sohn eines Bronzearbeiters, erlernte den Beruf eines Ziseleurs und übte ihn bis 1863 aus, zu welcher Zeit er seine ersten Erfolge als Verfasser von Chansonetten und Vaudevilles für kleine Bühnen erlebte. Am bekanntesten machte seinen Namen der dramatische Chanson "La canaille", der lange eine beliebte Nummer der Cafés-concerts blieb. Als Romanschriftsteller debütierte B. 1870 mit "Malheur aux pauvres!" und ließ dann in rascher Folge eine Reihe von Justiz- und Schauerromanen erscheinen, die sich sämtlich durch geschickten Aufbau sowie spannende Darstellung auszeichnen, auch der nötigen Rühreffekte nicht entbehren und mit den Romanen von Boisgobey und E. Richebourg für die ungeheure Mehrheit der untern Volksklassen die tägliche Geistesnahrung bilden. Wir nennen: "Les soldats du désespoir" (1871); "Auguste Manette" (1870, mit Beauvallet auch zu einem Drama verarbeitet); "Les drames de la forêt" (1873); "Le mariage d'un forcat"; "Le mouchard"; "La femme du mort"; "La grande Iza"; "La belle Grêlée"; "Les créanciers de l'échafaud"; "Mademoiselle Beau-Sourire" (1879); "Iza Lolotte et Comp." (1880); "La petite Cayenne"; "Veuve et vierge" (1884) etc.

Bouvignes (spr. buwinj), Flecken in der belg. Provinz Namur, Arrondissement Dinant, an der Maas, in wildromantischer Gegend, mit (1884) 1108 Einw. und großem Eisenwerk. Dabei an einem Felsen die Ruinen des Schlosses Tour de Crève-Coeur, berühmt durch die heldenmütige Verteidigung und Selbstaufopferung der Frauen von B. während der Belagerung durch die Franzosen 1554.

Bouvines (spr. buwihn, Bovines), Dorf im franz. Departement Nord, an der Marcq, 13 km südöstlich von Lille, ist merkwürdig als Schlachtenort. Hier siegte König Philipp II. August von Frankreich 27. Juli 1214 über den mit Johann ohne Land verbündeten deutschen Kaiser Otto IV., dessen Macht dadurch für immer gebrochen wurde; dem Andenken an diesen für Frankreich wichtigen Sieg ist ein 1863 errichtetes Denkmal gewidmet. Im Juni und Juli 1793 stand zu B. das preußische Lager unter Knobelsdorf. In der Umgegend wurden 1792-94 Gefechte und Treffen geliefert, so namentlich 17. und 18. Mai 1794 zwischen den Österreichern unter Kinsky und der siegreichen französischen Nordarmee.

Bouwi, Feldmaß, s. Jonke.

Bova, Städtchen in der ital. Provinz Reggio di Calabria, auf einer Anhöhe 7 km nördlich vom Ionischen Meer malerisch gelegen, an der Eisenbahn Tarent-Reggio, Bischofsitz mit (1881) 1354 Einw., bildet mit fünf andern benachbarten, auch von Albanesen bewohnten Orten das "Paese greco", in welchem ein besonderer Dialekt (verdorbenes Griechisch) gesprochen wird. B. wurde durch das Erdbeben von 1783 gänzlich zerstört.

Boves, Ortschaft in der ital. Provinz Cuneo, am Fuß des Bergs Besimauda gelegen, hat (1881) 3177 Einw., welche Getreidebau, Marmorgewinnung und Seidenindustrie betreiben.

Bovey Tracy (spr. bówwi trehssi), Dorf in Devonshire (England), südwestlich von Exeter, mit Lignit- und Töpfererdegruben.

Bovianum, Hauptort des Samnitenstammes der Pentri, war im Bundesgenossenkrieg, 89 v. Chr., nach Corfiniums Fall kurze Zeit Sitz der Bundesversammlung der Aufständischen und wurde infolgedessen von Sulla erobert und später ganz zerstört. Jetzt Pietrabbondante bei Agnone. In der Nähe gründete Cäsar als Veteranenkolonie B. Undecimanorum (heute Bojano).

Bovina (Rinder), Unterfamilie der Horntiere (Cavicornia) aus der Ordnung der Paarzeher (s. d.).

Bovines (spr. bowihn), s. Bouvines.

Bovino (das röm. Bibinum), Kreishauptstadt in der ital. Provinz Foggia, auf einem Vorberg der Apenninen, am Cervaro und der Eisenbahn von Foggia nach Neapel gelegen, Bischofsitz mit alter Kathedrale, (1880) 7388 Einw. und Weinbau. Im polnischen Erbfolgekrieg wurden die Spanier 1734 hier von den Österreichern geschlagen.

Bovio, Giovanni, ital. Rechtsgelehrter und Politiker, geboren um 1830 im Neapolitanischen, studierte die Rechte, habilitierte sich in Neapel als Privatdozent und ward bald zum Professor der Rechte daselbst ernannt. Er wurde 1879 in das Parlament gewählt und machte sich durch seine radikalen Ansichten und seine Beredsamkeit bald bemerklich. Während er einerseits sich der Irredenta anschloß, deren Vizepräsident er wurde, griff er Papst und Kirche aufs heftigste an und erregte selbst bei der Linken Anstoß. An den Agitationen für das allgemeine Stimmrecht und für die Abschaffung der Garantiegesetze nahm er hervorragenden Anteil. Er schrieb: "Corso di scienza del diritto"; "Saggio critico del diritto penale" (2. Aufl., Neap. 1877); "Sistema di filosofia"; "Scritti litterari"; "Schema del naturalismo matematico"; "Discorsi politici"; "Uomini e tempi" (1879); "Scritti filosofici e politici" (1883); "Sommario della storia dell' diritto in Italia" (1883).

Bovista Dill (Bovist, Blutschwamm, Flockenstreuling), Gattung der Gastromyceten, von der Gattung Lycoperdon nur durch eine glatte, unregelmäßig reißende Außenhaut (Peridium) unterschieden. Der Eierbovist (B. nigrescens Pers., s. Tafel "Pilze") ist kugel- oder eirund, 2,5-8 cm im Durchmesser. Die Schale, welche nach dem Abblättern der glatten Außenhaut zurückbleibt, ist anfangs weiß, dann gelblichgrau, endlich bräunlichschwarz und bekommt oben eine kleine Öffnung, aus welcher die staubförmigen, schwarzbraunen Sporen verfliegen, welche in dem gleichfarbigen Haargeflecht (Kapillitium) enthalten sind; in der Jugend ist dagegen das Innere weiß. Dieser im Sommer und Herbst auf Wiesen häufige Pilz ist eßbar, solange er inwendig noch rein weiß ist. Der bleifarbene oder Kugelbovist (B. plumbea Pers.), auf Wiesen und Triften, ist kugelrund, bläulich bleifarben, etwa so groß wie eine große Herzkirsche und eßbar. Früher wurden diese Schwämme als blutstillendes Mittel gebraucht.

Boviststäubling, s. Lycoperdon.

Bovy, Jean François Antoine, franz. Medailleur, geb. 1795 zu Genf, lernte seine Kunst in Paris unter dem Graveur Pradier, dem ältern Bruder des Bildhauers, und stellte zuerst 1831 Medaillen aus, die durch Schönheit und Schärfe der Ausführung großen Beifall ernteten. Er erfand eine Prägmaschine, durch welche er die Medaillen größer, als bis dahin möglich war, herstellte. Zu den besten derselben gehören die Bildnisse von Calvin, Franz Liszt, Cuvier, Goethe, Chopin, Paganini, Franz Arago, General Dufour, Napoleon III., der Kaiserin Eugenie sowie verschiedene Erinnerungsmedaillen. Seit einer Reihe von Jahren in Genf ansässig, starb er 1877 daselbst.