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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bromberg; Brome; Bromeis; Bromelia

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Bromberg - Bromelia.

Bromberg (poln. Bydgosc, daher lat. Bidgostia), Stadtkreis und Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirks der preußischen Provinz Posen (s. unten), 50 m ü. M., an der Brahe, in welche hier der Bromberger Kanal mündet, und im Knotenpunkt mehrerer Eisenbahnen (Schneidemühl-Thorn-Insterburg, B.-Dirschau und Inowrazlaw-B.), hat 2 evangelische und 2 kath. Pfarrkirchen, eine Synagoge, Provinzialblindenanstalt, auf dem Markt ein Denkmal Friedrichs d. Gr., schöne Spaziergänge am Kanal, Gasleitung und mit der Garnison (Stab der 4. Division, der 7. und 8. Infanterie- und 4. Kavalleriebrigade, 2 Infanteriebataillone Nr. 21, das Infanterieregiment Nr. 129 und das Dragonerregiment Nr. 11) (1880) 34,044 Einw., davon 22,894 Evangelische, 9166 Katholiken und 1889 Juden; mit den unmittelbar dabeiliegenden Dörfern 44,400 Einw. Die Industrie umfaßt Eisengießerei und Maschinenfabriken, bedeutenden Mühlenbetrieb, Fabriken für Wagen, Pappe und Strohpapier, Gerberei, Bierbrauerei, Branntwein- und Ziegelbrennerei, ferner Gärtnerei, lebhafte Schiffahrt und bedeutenden Handel mit Getreide, Mehl, Wolle, Leder, Holz, Steinkohlen, Wein etc. Von Bildungsanstalten bestehen: ein Gymnasium, ein Realgymnasium, ein evang. Schullehrerseminar, eine niedere Lehranstalt für Gärtner. B. ist Sitz einer Regierung, einer Eisenbahndirektion für die Königliche Ostbahn, eines Land- und Schwurgerichts (für die sieben Amtsgerichte zu B., Exin, Inowrazlaw, Krone a. d. Brahe, Labischin, Schubin und Strelno), eines Landratsamtes für den Kreis Land-B., eines Hauptsteueramtes, einer Reichsbankstelle und des Landwirtschaftlichen Zentralvereins für den Netzedistrikt. Der erwähnte Bromberger Kanal, der Oder und Weichsel verbindet und daher für den Handel und Verkehr der Provinz Posen sehr wichtig ist, beginnt bei Nakel an der Netze, einem Nebenfluß der Warthe; seine Länge beträgt 27 km, seine Breite 19,5 m, seine Tiefe 1,6 m. Auf der Wasserscheide liegt er 25 m über dem Spiegel der Brahe, wohin sieben, und 4,9 m über dem der Netze, wohin zwei Schleusen führen. Er ward 1773-74 auf Befehl Friedrichs II. erbaut, ist aber in neuester Zeit durch das seit seiner Begründung um mehr als 2 m gesunkene Niveau der Weichsel mehrfach erweitert und verbessert worden. Der Schiffsverkehr betrug 1882: 1055 Schiffe (davon 827 beladen) von 99,700 Ton. und 358,600 T. Floßholz auf der Thalfahrt, 905 Schiffe (davon 486 beladen) von 86,000 T. aus der Bergfahrt. - B., um 1329 vom Deutschen Orden begründet, war im Mittelalter durch seinen Getreidehandel sehr wichtig und ein Stapelplatz der Danziger Kaufleute. Später unter polnischer Herrschaft geriet die Stadt in Verfall. Am 16. Nov. 1676 schlossen Brandenburg und Polen hier den sogen. Bromberger Vertrag ab, demgemäß die Souveränität Brandenburgs über Preußen von Polen anerkannt, Lauenburg samt Bütow jenem Staat zum Lehen gegeben, endlich die Stadt Elbing und das Amt Draheim an Brandenburg verpfändet wurde. Die erste polnische Teilung brachte B., das damals kaum 700 Einw. zählte, mit dem ganzen Netzedistrikt 1772 an Preußen. Der Friedensschluß von Tilsit verwandelte das ganze Gebiet von 8754 qkm (159 QM.) mit 214,000 Einw. in ein Bromberger Departement des Großherzogtums Warschau, das erst 1815 an Preußen zurückkam. Unter der preußischen Herrschaft hat B. seitdem, namentlich infolge der Kanalanlage und der Eisenbahnen, einen gewaltigen Aufschwung genommen. Vgl. L. Kühnast, Historische Nachrichten über die Stadt B. (Berl. 1837). - Der Regierungsbezirk B. (s. Karte "Posen") umfaßt 11,448 qkm (207,9 QM.) mit (1880) 607,524 Einw. und besteht aus zehn Kreisen:

Kreise QKilom. QMeilen Einwohner auf 1 qkm

Bromberg (Stadt) 13 25,45 34044 -

Bromberg (Land) 1388 25,45 72433 52

Czarnikau 1563 28,40 70755 45

Gnesen 1151 20,90 65709 57

Inowrazlaw 1652 30,01 84928 51

Kolmar 1094 19,85 57968 53

Mogilno 934 16,97 48346 52

Schubin 1162 21,10 58760 50

Wirsitz 1160 21,07 58900 51

Wongrowitz 1329 24,15 55681 42

Brome (spr. brohm), Richard, engl. Dramatiker des 17. Jahrh., stammte aus niedrigem Stand, wurde Diener bei Ben Jonson und lernte diesem die Art seiner Kunst und dem gemeinen Leben die lebendige Charakteristik ab. Er starb 1652. Unter seinen 15 Dramen, von denen 10 nach seinem Tod gesammelt erschienen (Lond. 1653-59, 2 Bde.), sind die bedeutendsten die Lustspiele: "The northern lass, or a nest of fools" (1632) und "The jovial crew" (1651), wenn auch weniger einheitlich als ersteres, so doch durch frische Schilderung des wilden Volkslebens interessant. Ein neuer Abdruck der Dramen (darunter fünf zum erstenmal veröffentlichte Stücke) erschien zu London 1874 in 3 Bänden.

Bromeis, August, Maler, geb. 28. Nov. 1813 zu Wilhelmshöhe bei Kassel, wurde anfangs zum Architekten bestimmt, zog aber die Malerei vor. Seine ersten Studien machte er auf der Akademie in Kassel und ging 1831 nach München, wo er sich unter Klenze, Gärtner und Domenico Quaglio weiterbildete und durch Chr. Morgenstern und Ed. Schleich sehr gefördert und beeinflußt wurde. 1833 wanderte er nach Rom, wo er 15 Jahre blieb und sich besonders an Jos. Anton Koch, den Wiederhersteller der stilistischen Landschaft, anschloß. Dieser letztern Richtung blieb er im fernern Leben getreu. Nach Deutschland zurückgekehrt, lebte er eine Zeitlang in Frankfurt und zog 1857 nach Düsseldorf. 1867 wurde er Professor an der Akademie in Kassel, wo er 12. Jan. 1881 starb. Seine Stimmungslandschaften sowohl aus Italien wie aus Deutschland sind stilvoll komponiert, streben aber mehr nach dem Gesamteindruck der Natur als nach genauer Wiedergabe des Einzelnen. Zu den bedeutendern gehören: Abenddämmerung; bei Olevano im Sabinergebirge; aus dem Habichtswald; Landschaft aus der römischen Campagna (1862, Kunstverein in Kassel); Grab des Archimedes aus Sizilien; eine italienische Landschaft mit einem kalabresischen Hirten (1869, Nationalgalerie in Berlin).

Bromelia L., Gattung aus der Familie der Bromeliaceen, perennierende, holzige Stauden und Halbsträucher mit lederartigen, starren, am Rand oft dornig gezahnten, in dichten Spiralen stehenden Blättern und verschieden gruppierten Blüten, etwa 24 meist in Brasilien und Westindien einheimische Arten. B. Karatas. L. (Faserananas), mit gezahnten, dornigen, gedrängt angehäuften Blüten, ist in Südamerika und Westindien heimisch. Die Frucht schmeckt säuerlich-süß, wird gegessen, der Saft unter den Punsch