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Brünne - Brunnen.
slawischer Unterrichtssprache), eine Staats- und eine Kommunaloberrealschule, je eine deutsche und je eine slawische Lehrer- u. Lehrerinnenbildungsanstalt, eine Staatsgewerbeschule, eine Web-, eine Zeichen-, eine gewerbliche Fortbildungs- und 2 Handelsschulen, ein bischöfliches Knabenseminar (mit Privatgymnasium), ein Taubstummen- und Blindeninstitut. Es bestehen daselbst 4 Mönchs- und 3 Nonnenklöster, welche sich zumeist mit Schulunterricht und Spitalpflege befassen; viele Wohlthätigkeitsanstalten, namentlich eine Kranken- und eine Irrenanstalt, ein Armenhaus, eine Gebäranstalt, ein Siechenhaus; ein Zwangsarbeitshaus. Endlich befinden sich hier noch die Mährisch-Schlesische Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde und das Landes-(Franzens-) Museum, ein Gewerbemuseum, eine Handels- und Gewerbekammer, ein Musik- und Kunstverein, die Mährische Eskomptebank, die Hypothekenbank der Markgrafschaft Mähren, eine wechselseitige Versicherungsanstalt, Filiale der Österreichisch-Ungarischen Bank, eine bedeutende Sparkasse mit über 12 Mill. Gulden Einlagen, eine Leihbank und ca. 140 Vereine. B. ist der Sitz der k. k. Statthalterei, der Finanzlandesdirektion, des Oberlandesgerichts, der Post- und Telegraphendirektion, des 10. Korpskommandos sowie des Landwehrkommandos für Mähren und Schlesien, ferner einer Bezirkshauptmannschaft, eines Landgerichts, eines Hauptzoll- und eines Steueramtes, eines deutschen Konsuls und eines katholischen Bischofs etc. Die Stadt B. hat seit 1850 ein eignes Gemeindestatut und eine autonome Repräsentanz mit einem aus der Mitte der letztern gewählten Bürgermeister an der Spitze.
Im NW. der Stadt erhebt sich der Spielberg mit der gleichnamigen Citadelle, ursprünglich Festung und markgräfliches Schloß, das seit 1740 als Hauptstaatsgefängnis diente, gegenwärtig jedoch als Kaserne benutzt wird. Die Festung galt lange für unüberwindlich, bis sie 1809 die Franzosen nahmen, die vor ihrem Abzug den größten Teil der Vorwerke sprengten (vgl. Trapp, Der Spielberg in B., historisch beschrieben, Brünn 1873). Außer den Promenaden am Spielberg und auf den Glacisgründen sind noch als schöne Anlagen zu erwähnen: im SW. der Franzensberg mit einem 1818 zum Andenken an die Leipziger Völkerschlacht errichteten Obelisken; ferner der Augarten, ein großartiger englischer Park, von Kaiser Joseph II. dem Publikum gewidmet; der Schreibwald in der Nähe von Alt-B. mit der bürgerlichen Schießstätte. In der Umgebung von B. befinden sich mehrere Ortschaften, welche große industrielle Etablissements von Brünner Firmen enthalten und zum Teil als Vororte der Stadt gelten können, darunter Königsfeld (4428 Einw.), Hussowitz (5542 Ew.), Schimitz, Obergerspitz u. a. 12 km nördlich von B. liegt an der B.-Prager Eisenbahn im romantischen Waldthal der Zwittawa das Dorf Adamsthal mit fürstlich Liechtensteinschem Schloß, Parkanlagen und Tiergarten, Hochofen, Eisengießerei u. Maschinenfabrik.
Geschichte. B. führt den von Haus aus slawischen Namen von der lehmigen Bodenbeschaffenheit seines Gründungsplatzes (brno, altslawisch gleich Lehm, Kot), daher noch heute ein Teil Altbrünns die Lehmstätte heißt. Die Altstadt, Alt-B., erscheint schon unter Konrad Otto, dem Sohn Bretislaws I. (gest. 1055), als Sitz eines mährischen Teilfürstentums. Im 13. Jahrh. entwickelte sich unter der Burg auf dem Spielberg, wo 1226 ein Kastellan von B. vorkommt, die größere, von flandrisch-sächsischen Ansiedlern und wallonischen Kolonisten (Gallici) bewohnte Stadt B. (Neu-B., im Gegensatz zu Alt-B.) und erhielt 1243 von König Wenzel I. ein wichtiges Stadtrecht, welches 1268-76 unter Ottokar II. und 1292-1300 unter Wenzel II. weiter ausgebildet wurde. 1278 verlieh ihr Kaiser Rudolf I. reichsstädtische Freiheiten. 1350 nennt Markgraf Johann Heinrich, der Luxemburger, B., dessen Handelsbedeutung schon hervorragend war, die "Hauptstadt" seines Landes. Das Brünner Schöffenbuch von 1353 ist eins der wichtigsten Rechtsdenkmäler des Mittelalters. 1364 wurde im Vertrag von B. die Abtretung Tirols an Österreich von Kaiser Karl IV. bestätigt. 1428 belagerten die Taboriten mit großer Macht die Stadt vergeblich. Nachdem sich dieselbe 1467 dem König Matthias Corvinus von Ungarn angeschlossen hatte, wurde sie wieder von dem böhmischen König Georg Podiebrad hart belagert. 1620 blieb B. als Stadt dem Aufstand fern. 1636 wurde hier ein königliches Tribunal errichtet, das 1637 nach Olmütz verlegt, 1641 aber wieder zurückverlegt wurde. 1645 belagerten die Schweden unter Torstensson B. fast den ganzen Sommer hindurch vergeblich; wegen dieser tapfern Verteidigung wurden der Stadt damals vom Kaiser Ferdinand III. bedeutende Privilegien verliehen. Im österreichischen Erbfolgekrieg ward B. 1742 von den Preußen kurze Zeit belagert, 1805 und 1809 von den Franzosen heimgesucht und im Juli 1866 von den Preußen besetzt. Vgl. Rößler, Deutsche Rechtsdenkmäler Böhmens und Mährens, Bd. 2: Die Brünner Stadtrechte (Prag 1853); d'Elvert, Beiträge zur Geschichte der königlichen Städte Mährens, insbesondere Brünns (Brünn 1860, Bd. 1); Derselbe, Versuch einer Geschichte Brünns (das. 1828); Schram, Brünner Chronik 1800-1850 (das. 1885).
Brünne (althochd. prunjâ), uralte germanische Schutzwaffe: ein aus Ringen geschmiedeter Panzer (Ringpanzer), der wie ein Hemd übergeworfen wurde; s. Rüstung.
Brunnen, Hafenort im schweizer. Kanton Schwyz, in reizender Gegend am Einfluß der Muota in den Vierwaldstätter See und an der Gotthardbahn, als Touristenstation berühmt. In der Umgegend die Kurorte Stoß, Axenstein und jenseit des Sees, aus Unterwaldener Gebiet, Seelisberg. In B. beschworen 1315 nach der Schlacht am Morgarten die drei Waldstätte ihren Bund auf ewige Zeiten, worauf sie den Namen Eidgenossen erhielten.
Brunnen, natürliche oder künstliche Vertiefungen des Bodens, worin sich Quellwasser sammelt, welches durch Schöpfeimer oder Pumpen zu Tage gefördert wird. Andre B. werden durch Sickerwasser gespeist, welches aus Flüssen oder atmosphärischen Niederschlagen stammt und allmählich durch die benachbarten Erdschichten in den B. sickert. Bei zu Tage tretenden natürlichen Quellen genügt es, dieselben mit einem Brunnenkranz aus Bohlen oder Gemäuer zu umgeben, worin sich ein geregelter Wasserstand bildet. Hierdurch entsteht der Brunnenkessel (Brunnenhaus, Brunnenstube), welcher oft noch mit dem Brunnendach bedeckt wird. Wo Gefahr vorhanden ist, daß der B. durch Tagewasser verunreinigt wird, umgibt man die erste Mauer in einem Abstand von 30-45 cm mit einer zweiten und stampft den Zwischenraum mit Thon aus, welcher Wasser nicht durchläßt. Zur Leitung des Wassers nach einem entfernten Konsumtionspunkt legt man eine Röhrenfahrt oder Brunnenleitung an, welche mindestens 1 m unter der Erde liegen, gehörigen Fall haben und am Einlauf mit einem Sieb versehen sein muß, um Verunreinigungen und Verstopfungen zu vermeiden.