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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bücherlaus; Bücherprivilegium; Bücherskorpion; Buchez; Buchführer; Buchführung; Buchgläubiger; Buchhaltung

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Bücherlaus - Buchhaltung.

den Bestrebungen des Nationalvereins entgegentrat, mit seinen frühern politischen Genossen in Konflikt. Nachdem er eine Zeitlang im Wolffschen Telegraphenbüreau zu Berlin gearbeitet, wollte er wieder in den Justizdienst treten, um eine Stelle als Rechtsanwalt erhalten zu können, wurde indessen 1864 durch den Ministerpräsidenten v. Bismarck in das auswärtige Ministerium berufen und 1866 zum vortragenden Rat in demselben ernannt. Seitdem erwarb sich B. immer mehr das Vertrauen wie auch die Zuneigung Bismarcks; meist in der unmittelbaren Umgebung desselben, auch in Varzin und während des Kriegs 1870/71 in Frankreich, hatte er vornehmlich die Noten und Denkschriften, welche die deutsche Politik betrafen, zu bearbeiten und bekleidet gegenwärtig die Stelle eines Wirklichen Geheimen Legationsrats und vortragenden Rats im auswärtigen Amte des Deutschen Reichs. Von ihm erschienen: "Kulturhistorische Skizzen aus der Industrieausstellung aller Völker" (Frankf. a. M. 1851); "Der Parlamentarismus, wie er ist" (Berl. 1856, 2. Aufl. 1882); "Bilder aus der Fremde, für die Heimat gezeichnet" (das. 1862, 2 Bde.). Auch gab er die 2. Auflage von Lassalles "System der erworbenen Rechte" (1880) heraus.

3) Bruno, Kunstschriftsteller, Bruder des vorigen, geb. 24. April 1826 zu Köslin, besuchte die Kunstakademie zu Dresden, wurde aber durch Augenleiden gezwungen, dem Künstlerberuf zu entsagen. Seit 1856 als Journalist in Wien lebend und seit 1859 Sekretär des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie daselbst, wurde er später zum Kustos desselben und zum Regierungsrat ernannt. Von seinen kunsthistorischen Schriften sind zu erwähnen: "Die Kunst im Handwerk" (2. Aufl., Wien 1876); "Über ornamentale Kunst auf der Weltausstellung in Wien" (Berl. 1874); "Geschichte der technischen Künste" (mit Ilg, Lessing u. a., Stuttg. 1874 ff.); "Katechismus der Kunstgeschichte" (2. Aufl., Leipz. 1884); "Reallexikon der Kunstgewerbe" (Wien 1883). Mit Gnauth gab er die Monatsschrift "Das Kunsthandwerk" (Stuttg. 1874-76) heraus.

Bücherlaus (Troctes Burm., Atropos Leach), Insektengattung aus der Ordnung der Falschnetzflügler und der Familie der Holzläuse (Psocina), flügellose Tiere mit flacher Stirn, hervorgezogenem Mund, nicht hervorragenden Augen und Fühlern von Körperlänge. Die klopfende B. (T. pulsatorius L.), 1,5 mm lang, gelblichweiß, am Mund rötlich, lebt in Büchern, in Insekten- und Pflanzensammlungen, die sie mit der Zeit in Staub verwandelt. Den Namen erhielt sie von dem bisweilen aus altem Gerät hervorschallenden Picken, welches ihr zugeschrieben, thatsächlich aber vom Klopfkäfer hervorgebracht wird.

Bücherprivilegium, in frühern Zeiten das von der Obrigkeit jemand ausschließlich erteilte Recht zum Verlag eines Buches. Die ältesten Bücherprivilegien kommen 1469 in der Republik Venedig vor; in Deutschland erteilte zuerst Bischof Heinrich von Bamberg ein solches. Später erteilten einzelne deutsche Fürsten sowie der deutsche Bundestag dergleichen Privilegien, die gegenwärtig infolge der verbesserten Gesetzgebung über litterarisches Eigentum entbehrlich geworden sind (s. Urheberrecht).

Bücherskorpion (Chelifer cancroides L., s. Tafel "Spinnentiere"), Spinnentier aus der Ordnung der Gliederspinnen und der Familie der Afterskorpione (Pseudoscorpiones), 3 mm lang, erinnert mit seinem stark flach gedrückten Körper und in der Färbung an die Bettwanze, während das erste Tasterpaar der Unterkiefer als gewaltige Scheren erscheint, die Kieferfühler aber verkümmert, nur zum Saugen tauglich sind. Der Hinterleib ist sitzend, elfringelig, ohne Anhänge; das Kopfbruststück besitzt zwei Augen, das zweite Kiefertasterpaar gleicht den Beinen, die Atmung geschieht durch Tracheen. Der B. lebt zwischen staubigen Büchern, in Herbarien, bewegt sich nach allen Richtungen mit gleicher Leichtigkeit und frißt Staubläuse, Milben und andre Insekten. Das Weibchen legt etwa 20 Eier. Andre Arten finden sich unter Moos und Baumrinde.

Buchez (spr. büscheh), Philippe Benjamin Joseph, Arzt und Schriftsteller, geb. 31. März 1796 zu Mortagne (Dep. Ardennen), kam früh nach Paris, erhielt dort Beschäftigung am Steueramt, studierte Medizin, Naturwissenschaft, Philosophie und Geschichte, beteiligte sich vielfach an geheimen Gesellschaften und Verschwörungen gegen die Bourbonen, redigierte das "Journal des progrès des sciences et institutions médicales", durch das er sich einen ehrenvollen Ruf erwarb, nahm eine Zeitlang auch an der Redaktion des Saint-Simonistischen Blattes "Le Producteur" teil, trennte sich aber von der ganzen Schule wegen der pantheistischen Richtung, welche dieselbe nahm. Nach der Revolution von 1830 veröffentlichte B.: "Introduction à la science de l'histoire" (Par. 1833; 2. Aufl. 1842, 2 Bde.), worin er seine eignen philosophischen Ansichten niederlegte. Gleichzeitig gründete er die Zeitschrift "L'Européen", die sein neukatholisches System, den sogen. Buchesismus, ins praktische Leben einführen sollte. Er empfahl in diesem Blatt auch die Gründung von Produktivgenossenschaften und die Abtretung eines Teils des Gewinnes zu gunsten der gesamten Arbeiterklasse, eine Idee, welche bei den französischen Arbeitern großen Anklang gefunden hat, auch mehrfach verwirklicht worden ist. Mit Roux-Lavergne begann B. die "Histoire parlementaire de la révolution française" (Par. 1833-38, 40 Bde.; von der 2. Auflage erschien nur Bd. 1-6, 1845-47), ein Werk, das die reichsten Materialien für die Geschichte der französischen Revolution enthält, aber entschiedenen Republikanismus verficht. Ihr folgte der "Essai d'un traité complet de philosophie, au point de vue du catholicisme et du progrès" (Par. 1839-40, 3 Bde.). Die Schriften B.' führen vermittelst eines geistvollen Parallelismus zwischen Natur und Geschichte zu dem Grundsatz, daß der Mensch moralisch und politisch für den Fortschritt, d. h. für die Entwickelung zur sittlichen Vollendung, bestimmt sei; dieser sittliche Fortschritt aber besteht in der Aneignung und Ausübung der christlichen Moral, wie sie im Katholizismus aufgestellt wird. Nach der Februarrevolution 1848 wurde B. in die Nationalversammlung gewählt und hier auf den Präsidentenstuhl berufen, entfaltete jedoch bei dem Attentat vom 15. Mai so wenig Energie, daß er alles politische Ansehen einbüßte. Er starb 12. Aug. 1865 in Rhodez (Aveyron). Noch erschienen von ihm: "Histoire de la formation de la nationalité française" (Par. 1859, 2 Bde.) und "Traité de politique et de science sociale" (1866, 2 Bde.).

Buchführer, s. Buchhandel, S. 572.

Buchführung, s. Buchhaltung.

Buchgläubiger (Chirographarier), derjenige Gläubiger, dessen Forderung nicht durch ein Pfandrecht gesichert ist, insbesondere ein solcher Gläubiger, dessen Forderung nur in die Bücher des Schuldners und des Gläubigers eingetragen, ohne daß ein sonstiges schriftliche Dokument darüber ausgestellt ist.

Buchhaltung (Buchführung), im allgemeinen jede Rechnungsführung, welche eine möglichst klare Ein-^[folgende Seite]