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Buchhandel (Einfluß der Erfindung der Buchdruckerkunst).
der Absatz vermittelte. Um die Mitte des 15. Jahrh. scheinen besonders die Messen zu Frankfurt a. M. und zu Nördlingen für diesen B. wichtig gewesen zu sein.
So hatte sich zur Zeit der Erfindung der Buchdruckerkunst teils aus der Natur des Geschäfts selbst, teils durch Einwirkung von außen eine gewisse bestimmte Art der Geschäftsführung für den Handel mit Erzeugnissen der Litteratur ganz allgemein gebildet. Auf die Weiterentwickelung des Buchhandels hatte aber die neue Erfindung nur insofern Einfluß, als nach und nach die Zahl der Handelsobjekte größer wurde und die Bücherpreise sich verringerten. Die Herstellung von Handschriften dauerte neben dem Buchdruck noch längere Zeit fort, besonders was griechische Schriften anlangt, da die griechische Druckschrift sich nur langsam zu einer allgemein brauchbaren gestaltete. Dazu kam die Abneigung der vornehmen und vermögenden Bücherliebhaber, welche es unangenehm empfanden, daß durch die neue Kunst der Gegenstand eines bisher ihnen vorbehaltenen Luxus popularisiert und weitern Kreisen zugänglich gemacht wurde. Sie zogen es vor, für ihre Büchersammlungen Handschriften herstellen und künstlerisch ausschmücken zu lassen; gedruckten Büchern blieben ihre Bibliotheken vorläufig verschlossen. Der eigentliche Geschäftsbetrieb des Buchhandels blieb aber gänzlich unberührt durch die neue Erfindung; er behielt die bisherigen Geschäftsformen bei, in denen noch der heutige B. wurzelt, so daß beinahe alle heutigen Geschäftsgebräuche des Buchhandels sich in ihren Anfängen schon von da aus nachweisen lassen.
Im Lauf der ersten Jahrzehnte verbreitete sich die Buchdruckerkunst nur langsam. Während der wandernde Schreiber sein Schreibzeug leicht mit sich führen und überall, wo er Beschäftigung fand, ohne weiteres seine Thätigkeit beginnen konnte, mußte der wandernde Buchdrucker, wenn er etwa durch einen Bischof zum Druck eines Missale berufen wurde, Schriften und Presse an seinen neuen Wirkungsort mitschleppen. Aber der Zug der Zeit, die sogen. Wiederherstellung der Wissenschaften, die fieberhafte Unruhe, welche die Geister in der Zeit des Übergangs vom Mittelalter zur neuern Zeit bewegte, trug doch bald mächtig dazu bei, das neue, der Verbreitung von Bildungsmitteln günstigere Verfahren mehr auszubreiten. Schon im ersten halben Jahrhundert der Buchdruckerkunst (bis 1500) wurden, wie Hain, dem noch manches entgangen ist, in seinem "Repertorium bibliographicum" aufführt, 16,299 Werke in 208 verschiedenen Orten an 1213 verschiedenen Druckstellen, die meist als Verlagsanstalten anzusehen sind, gedruckt. Diejenigen Länder, welche bis dahin im Handschriftenhandel eine hervorragende Stellung eingenommen hatten, entwickelten auch in der Herstellung und im Vertrieb gedruckter Bücher die größte Thätigkeit. An erster Stelle steht wieder Italien und zwar der damalige Hauptsitz des Welthandels, Venedig, mit 199 Druckstellen, dann Mailand mit 60, Bologna mit 43, Rom mit 41, Florenz mit 37, Pavia mit 34, Neapel mit 27, Padua mit 16 Druckstellen. In Frankreich ragen hervor Paris mit 87, Lyon mit 48 Druckstellen. In Deutschland verteilt sich die Druck- und Verlagsthätigkeit auf eine große Menge von Orten, welche sämtlich nur kleinere Anzahlen von Druckstätten aufweisen: Augsburg und Köln je 22, Brixen 18, Basel und Straßburg je 17, Nürnberg 13, Leipzig 9, Wien nur 2, während in dem damals so unbedeutenden Berlin gar keine nachzuweisen ist. Für England ist zu nennen London mit Westminster mit 13 Druck- und Verlagsstätten (näheres s. Buchdruckerkunst). Der Hauptgrund dieser Verteilung ist vor allem in den geschäftlichen Verhältnissen zu suchen. Der Handschriftenhandel hatte dem B. die Wege geebnet; trotz anfänglicher Anfeindung wurde dieser vielfach von den Handschriftenhändlern in den Bereich ihrer Geschäftsthätigkeit gezogen, einzelne wendeten sich sogar ausschließlich dem Buchdruck und damit dem B. zu. Der bedeutende Pariser Handschriftenhändler Hermann von Stadtloen aus Münster (gest. 1474) hielt sogar für Frankreich ein Lager der Drucke von Peter Schöffer und Konrad Henckis.
Beträchtlich war der litterarische Bedarf der gebildetern Geistlichen, der reichen Klöster und Stifter, wenn er sich auch mehr auf die scholastische Litteratur erstreckte. Von großem Einfluß war dann der durch die Humanisten angeregte Kultus des klassischen Altertums, und diese Vorliebe für die alten Klassiker war es auch, welche sowohl dem Aufschwung der Litteratur in den lebenden Sprachen als der selbständigen wissenschaftlichen Thätigkeit die Bahn öffnete und den entscheidenden Anstoß gab. In die nächste Zeit nach diesem Aufschwung fallen daher die eigentliche Geburt der französischen, spanischen und englischen Nationallitteratur, ein neuer Aufschwung der italienischen, die Schöpfung der neuern deutschen Schriftsprache durch Luther, die Begründung wissenschaftlicher Astronomie durch Kopernikus, die Belebung der Reiselitteratur durch die Entdeckung Amerikas und die erste Weltumseglung etc.
Der B. war anfangs kein selbständiges Gewerbe; gewöhnlich wurde er neben und mit andern Geschäften betrieben. Mit dem Verlag befaßten sich die Buchdrucker, des Vertriebs bemächtigten sich Buchbinder, Kaufleute und eine Menge kleiner Leute. Das Buch war eine Handelsware wie jede andre. Die Buchhändler wiederum betrieben nebenher oft noch andre Gewerbe: sie handelten mit Metallen, Wolle, Fellen, Tuch, Garn etc., hauptsächlich auch mit Papier; andre trieben zugleich Gastwirtschaft oder Weinschank. Die Buchdrucker druckten, um ihre Druckanstalten zu beschäftigen und die hergestellten Bücher dann so gut wie möglich zu verwerten. Wie großartig dieser Betrieb sein konnte, geht z. B. daraus hervor, daß schon Peter Schöffer Filialen in Paris und in Angers hatte; seine Verbindungen reichten über Lübeck bis in die Ostseeprovinzen, nach Königsberg, nach Ofen. Oft reichten die Mittel nicht aus. Da kam es dann vor, daß Fürsten, Magistrate oder reiche Litteraturfreunde einen Teil der Kosten des Druckes oder der Ausstattung trugen. In andern Fällen streckten vermögende Freunde oder Buchführer das nötige Geld vor; man sagte dann, sie "verlegten" den Buchdrucker, waren seine "Verleger". Oder es traten auch mehrere Buchdrucker für einzelne Fälle zum Druck auf gemeinschaftliche Kosten zusammen und verteilten dann die hergestellten Exemplare unter sich, um sie jeder auf eigne Rechnung zu verwerten. Solcher Druckgesellschaften finden sich manche Beispiele. Eine bestand z. B. in Basel; ihr Drucker war Joh. Froben, Teilhaber waren F. Birckmann in Köln und wahrscheinlich Joh. oder Anton Koburger in Nürnberg. Eine andre Druckgesellschaft in Basel wurde durch Joh. Amerbach repräsentiert; bei ihr ließ 1498 und später Anton Koburger drucken, der auch gemeinschaftlich mit Josse Bade und Jean Petit in Paris verlegte. Ein ähnlicher Fall kommt 1490 in Leipzig vor. Besonders gebräuchlich war der Verlag auf gemeinschaftliche Kosten in Frankreich. Solcher Kompanieverlag bestand dann aus Drucker und Verleger oder aus zwei oder mehreren Verlegern. Wenn ein