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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Cabrera; Cabriel; Cabuya; Caca; Cacadores; Cacalia; Cacatum non est pictum; Caccabis; Caccamo; Caccianiga

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Cabrera - Caccianiga.

men begünstigt, bald nach Lissabon zurück und übte nun als Minister des Innern unumschränkte Gewalt. Er benutzte diese zwar zur Herstellung der Ordnung und zu manchen zweckmäßigen Einrichtungen und Verordnungen, regierte aber sehr willkürlich, verschleuderte die Staatsgelder, führte drückende Steuern ein, mißachtete die Unabhängigkeit der Gerichte und machte sich dadurch so verhaßt, daß wiederholt Unruhen ausbrachen. Infolge eines Aufstandes zu Oporto 17. Mai 1846 mußte er seine Entlassung nehmen und sich flüchten, kehrte jedoch bald wieder zurück, stand 1847 an der Spitze des chartistischen Wahlausschusses, ging im Oktober 1848 in außerordentlicher Mission nach Madrid, saß nach seiner Rückkehr im Januar in den Cortes und ward Ende Mai 1849 von der Königin mit der Bildung eines Ministeriums beauftragt. Er regierte wieder in der frühern Weise, zum Ruin namentlich der Finanzen. Ein von Saldanha erregter Aufstand beraubte ihn endlich 26. April 1851 seines Ministerpostens und nötigte ihn zur Flucht nach England. Er kehrte jedoch im Februar 1852 nach Lissabon zurück und war 1859-61 portugiesischer Gesandter in Brasilien. Seitdem lebte er zurückgezogen und bekleidet nur noch die Ämter eines Staatsrats und Präsidenten des höchsten Verwaltungstribunals. Vgl. Bavoux, A. B. da Costa C. (Par. 1846).

Cabrera, eine der Balearen (s. d.), eine fast hufeisenförmige Basaltkuppe, 20 qkm (0,4 QM.) groß, unangebaut, aber mit wilden Ölbäumen und Gebüsch bedeckt, hat einen guten, sichern Hafen, ein Fort nebst einigen Fischerhütten und dient als Strafkolonie.

Cabrera, Don Ramon C., Graf von Morella, General der span. Karlistenpartei, geb. 31. Aug. 1810 zu Tortosa in Katalonien von bürgerlichen Eltern, studierte Theologie und erhielt 1831 die niedern Weihen, trat aber, da ihm der geistliche Stand nicht zusagte, 1834 in ein karlistisches Korps. Von kleiner, unscheinbare Gestalt, verstand er es wunderbar, seine Banden zu beherrschen; leidenschaftlich und wild, zeigte er sich der Hofkamarilla gegenüber unabhängig, und wenn er auch das Prinzip der Legitimität zu dem seinigen machte, dachte er doch in Bezug auf Religion und Politik verständig und gemäßigt. Seit 1835 führte er ein Karlistenkorps als kühner, aber grausamer Parteigänger, zumal seitdem auf Befehl des Generalkapitäns Mina 16. Febr. 1836 seine 72jährige Mutter wegen geheimen Einverständnisses mit ihrem Sohn in Tortosa erschossen worden war. Bei Rancon geschlagen und schwer verwundet, lebte er eine Zeitlang verborgen, trat aber Anfang 1837 wieder hervor, brachte sein Heer auf 40,000 Mann Infanterie, 2500 Pferde und 80 Kanonen, drang im März bis nach Valencia und Cuenca vor, schlug die Christinos 18. Febr. 1837 bei Bunol und 19. März bei Buryasot unweit Valencia, erschien, obwohl bei Torre Blanca geschlagen, bald wieder im Feld, erzwang dem Prätendenten den Übergang über den Ebro und stand 12. Sept. vor den Thoren Madrids. Auf Don Karlos' Befehl trat er jedoch den Rückzug an. Für die Eroberung von Morella im Januar 1839 ernannte ihn Don Karlos zum Grafen von Morella und Generalleutnant und bestätigte ihn als Generalgouverneur von Valencia, Murcia und Aragonien. Er gewann noch mehrere Vorteile über die Christinos, sah sich aber durch Marotos Abfall (August 1839) auf die Defensive beschränkt. Als Don Karlos Spanien verlassen, setzte er den Krieg auf eigne Faust fort, wie er denn überhaupt mehr für die katholische Religion als für Don Karlos kämpfte. Doch hemmte eine Krankheit gegen Ende 1839 Cabreras Operationen. Er hielt sich in den Gebirgen Kataloniens und Aragoniens, bis Espartero gegen ihn zog, Morella belagerte und ihn nötigte, 6. Juli 1840 auf französisches Gebiet überzutreten. Hier verhaftet, wurde er im Schloß Ham gefangen gehalten, aber schon gegen Ende des Jahrs wieder freigegeben. Während seines Aufenthalts in Frankreich entzweite er sich mit der Umgebung des Prätendenten und wurde von Don Karlos im Mai 1842 als karlistischer Kriegschef förmlich abgesetzt. Als Don Karlos zu gunsten seines Sohns, des Grafen von Montemolin, der Krone entsagte, erkannte C. diesen Schritt anfangs nicht an. Doch näherte er sich später dem Grafen Montemolin und wurde dessen vertrautester Ratgeber. Er floh mit demselben im September 1846 nach England, und als die Februarrevolution neue Hoffnungen erweckte, landete E. im Juni in Spanien und erhob die karlistische Fahne, mußte aber, nach einem Treffen bei Pasteral (27. Jan. 1849) schwer verwundet, nach Frankreich fliehen, wo er verhaftet, aber im August vom Präsidenten der französischen Republik wieder freigegeben ward. Er ging wieder nach London, wo er die reiche Miß Richards heiratete. Abgesehen von einem vergeblichen Versuch, den er 1850 am Hof zu Neapel für seinen Herrn machte, beteiligte er sich seitdem an den karlistischen Umtrieben nicht mehr und erklärte sich mit der neuen karlistischen Invasion 1871 nicht einverstanden, weil er den bornierten klerikalen Geist ihrer Häupter mißbilligte. Er starb 24. Mai 1877 in Wentworth bei Staines. Vgl. Rahden, C., Erinnerungen aus dem spanischen Bürgerkrieg (Frankf. 1840), Derselbe, Aus Spaniens Bürgerkrieg (Berl. 1851); Rosbella, Historia de C. y de la guerre civil en Aragon etc. (Madr. 1844).

Cabriel, linker Nebenfluß des Jucar in der span. Provinz Cuenca, entspringt auf der Sierra von Albarracin und hat 200 km Länge.

Cabuya, dauerhafte Faser aus den Blättern von Agave tuberosa, dient zu Seilerwaren, Gurten etc.

Caca, Schwester des Cacus (s. d.), dessen Diebstahl sie nach einer Sage verriet, weshalb sie göttlich verehrt wurde. In ihrem Heiligtum brannte, gleichwie in dem der Vesta, mit welcher sie wahrscheinlich ursprünglich identisch war, immerwährendes Feuer.

Cacadores (span. Cazadores), in Portugal s. v. w. Fußjäger, eine alte volkstümliche Truppe, in Spanien erst neuerer Zeit eingeführt.

Cacalia L. (Pestwurz), Gattung aus der Familie der Kompositen, Kräuter mit abwechselnden Blättern und in Doldentrauben gestellten, vielblütigen Blütenkörbchen, werden zum Teil wegen ihrer zierlich-fleischigen, weiß bereiften oder weißfilzigen Blätter als Zierpflanzen kultiviert. Von C. procumbens benutzen die Chinesen die Blätter als Gemüse. Mehrere Arten, wie C. alpina L. (Adenostyles alpina Cass., Alpenpestwurz), eine 60 cm hohe Pflanze mit zahlreichen rötlichen Blüten, auf den Alpen und im Schwarzwald, werden als Zierpflanzen kultiviert.

Cacatum non est pictum (lat.), "gesch... ist nicht gemalt".

Caccabis, Steinhuhn.

Caccamo, Stadt in der ital. Provinz Palermo (Sizilien), Kreis Termini-Imerese, am Fuß des Monte San Calogero, hat ein normännisches Kastell, reichen Obst-, Wein-, Süßholz- und Getreidebau, Achat-, Jaspis- und Beryllgruben und (1881) 7964 Einw.

Caccianiga (spr. kattscha-), Antonio, ital. Schriftsteller, geb. 30. Juni 1823 zu Treviso, machte seine Studien an der Universität in Padua und ging dann nach Mailand, wo er 1848 das humoristische Blatt

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