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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Cale - Calhoun.

Cale (franz., spr. kal, "unterster Schiffsraum"), früher eine Strafe mit drei Abstufungen: la grande c., ähnlich dem Kielholen, wobei der Verurteilte gebunden unter dem Kiel des Schiffs hindurchgezogen wurde; la c. ordinaire, wobei man den Verurteilten von einer Raa bis ins Wasser, und la c. sèche, wobei man ihn bis ans Wasser fallen ließ.

Caleçons (franz., spr. -ssóng), Unterhosen; C. de bain, de nageur, Bade-, Schwimmhosen.

Caledonia, Land, s. Kaledonien.

Calembourg (franz., spr. -langbuhr), sinnreiches Spiel, entweder mit Wörtern von gleichem Laut, aber ungleicher Schreibart und Bedeutung oder auch mit Wörtern von gleicher Schreibart und verschiedener Bedeutung, also eigentlich ein witziges Spiel mit Wortklängen und dadurch vom Witz an sich verschieden. Denn wie der Witz im allgemeinen im Auffinden von Ähnlichkeiten an unähnlichen Gegenständen besteht, so der C. im besondern eben nur in der Unähnlichkeit der Bedeutung bei gleichlautenden Wörtern oder Phrasen. Der Ursprung der Benennung wird verschieden erklärt. Nach einigen soll sie von einem Pariser Apotheker, Namens Calembourg, herstammen, der zu Anfang des vorigen Jahrhunderts lebte und durch seinen Reichtum an dergleichen Witzen Aufsehen erregte, nach andern von einem westfälischen Grafen Calemberg, der durch fehlerhafte Aussprache des Französischen am Hof Ludwigs XV. häufig die drolligsten Verwechselungen zum Vorschein brachte. Neuerlich brachte Philarète Chasles das Wort mit dem alten deutschen Volksbuch vom "Pfaffen von Kalenberg" in Verbindung. Franzosen und Engländer waren bisher am glücklichsten im C.; unter erstern erlangte namentlich der Marquis Bièvre (s. d.) darin zu großem Ruf. Die deutsche Sprache hielt man lange Zeit solcher Gelenkigkeit nicht für fähig, bis endlich Saphir, Öttinger, Glaßbrenner und namentlich die Berliner Komiker den Reichtum derselben an dergleichen Klangspielen und zwar an sehr sinnreichen genügend und bisweilen zum Überfluß darthaten. Im Deutschen klingt der Ausdruck Kalauer, der eine besonders gewöhnliche Sorte von Witzen bezeichnet, an C. an. Vgl. Larchey, Les joueurs de mots (Par. 1866); La Pointe und Le Gai, Dictionnaire des Calembourgs et des jeux de mots (das. 1884).

Calemes, bei den alten Logikern Name des dritten Schlußmodus in der vierten Figur, mit allgemein bejahendem Ober- und allgemein verneinendem Unter- und Schlußsatz (A E E); z. B.: Alle Frommen fürchten Gott; Keiner, der Gott fürchtet, ist ein Bösewicht, also ist kein Bösewicht fromm. Vgl. Schluß.

Calendae (lat.), bei den Römern jeder erste Monatstag. Der Name wird abgeleitet von calare ("rufen"), weil am ersten Monatstag das Volk auf das Kapitol zur Curia Calabra zusammenberufen wurde, um vom Pontifex die Zahl der Monatstage zu vernehmen. Der Name blieb, obgleich dieser Gebrauch aufhörte. Vgl. Ad calendas graecas.

Calendula L. (Ringelblume), Gattung aus der Familie der Kompositen, meist einjährige Kräuter mit einfachen Wurzelblättern, umfassenden, abwechselnden Stengelblättern und großen, gelben Blumen. C. officinalis L. (Goldblume, Totenblume), mit spatelförmigen, etwas fleischigen Blättern und großen, gelben Blumen, Sommergewächs des südlichen Europa und des Orients, bei uns sehr gemein in Dorfgärten, kommt auch in mehreren Varietäten und gefüllt vor. Sie findet sich schon bei Vergil unter dem Namen Caltha luteola erwähnt. Das Kraut und die Blüten (Gilkenkraut) riechen frisch unangenehm balsamisch-harzig, schmecken bitterlich-krautartig, schwach salzig und waren früher offizinell. Die getrockneten Strahlenblütchen benutzt man ihres schönen Aussehens wegen zu Räucherpulvern und zuweilen zur Verfälschung des Safrans und der Arnikablüten, auch färbt man Butter und andre Speisen mit denselben. Ein daraus hergestelltes Butterfärbemittel heißt Merliton. Mehrere andre Arten werden als Zierpflanzen kultiviert.

Calentura (span.), ein mit Hirnhautentzündung und starker Gehirnaffektion verlaufendes Fieber, welches Seeleute in tropischen Gewässern befällt; C. amarilla, gelbes Fieber.

Calenzoli, Giuseppe, ital. Lustspieldichter, geb. 1815 zu Florenz, hatte, wiewohl ganz und gar zum Theaterdichter prädestiniert, doch lange zu kämpfen, bis es ihm gelang, sein Erstlingswerk: "Ricerca d'un marito", zur Ausführung zu bringen. Nachdem es gelungen (1852), sah C. den Erfolg seines Talents entschieden, und er ließ eine lange Reihe meist einaktiger Komödien folgen, welche das italienische Bühnenrepertoire wesentlich bereicherten, darunter: "Due padri all' antica" (1853); "Commedia e tragedia" (1854); "Le donne invidiose" (1855); "Il vecchio celibe e la serva" (1856); "Il sottoscala", ein Muster geschickter Schürzung und Lösung des Knotens (1863); "La spada di Damocle", "Padre Zappata", "L'appigionasi" (1876); "Un ricatto" (1878); "La via di mezzo", "Le confidenze innocenti" (1879) u. a. Theatralisches Geschick, gute Charakterzeichnung und ein niemals gemeiner Witz sind die Vorzüge dieser Stücke. Für die Jugend schrieb er die trefflichen "Dialoghi e commedie per fanciulle" (1874). Auch wurden zwei seiner Stücke: "La festa della nonna" und "Le orfanelle", zu Operetten für Erziehungsinstitute umgearbeitet.

Cales, Stadt, s. Calvi Risorta.

Cälestius, s. Cölestius.

Calhoun (spr. käluhn), John Caldwell, nordamerikan. Staatsmann, geb. 18. März 1782 im Distrikt Abbeville in Südcarolina, von irischen Eltern abstammend, bezog in seinem 20. Jahr das Yale College, um sich dem Studium der Rechte zu widmen, absolvierte dasselbe auf der Rechtsschule zu Litchfield in Connecticut, ward 1807 Advokat in Abbeville und erwarb sich als solcher bald eine ausgedehnte Praxis. 1807 wurde er als gewandter Redner in die Legislatur von Südcarolina und 1811 in den Kongreß gewählt, wo er die Kriegserklärung gegen England durchsetzen half und als Führer der Kriegspartei Vorsitzender des Ausschusses für die auswärtigen Angelegenheiten wurde. Nach Beendigung des Kriegs trat er im Kongreß gegen die Einführung der Zettelbanken und für die Nationalbank auf und nahm regen Anteil an der Tariffrage wie an allen innern Angelegenheiten. Der Tarif von 1816, der die südlichen Staaten und namentlich das Interesse Südcarolinas begünstigte, war ganz sein Werk. 1817 vom Präsidenten Monroe zum Kriegsminister ernannt, ersparte er durch Tilgung von 37 Mill. Doll. Schulden und Reduktion der Armeeausgaben dem Schatz jährlich 1,300,000 Doll. Nach Ablauf der zweiten Präsidentschaft Monroes (1824) erhielt er das Amt eines Vizepräsidenten und verwaltete dasselbe unter den Präsidenten Adams und Jackson mit Würde und Festigkeit. Als aber die Nord- und Weststaaten 1828 ein neues Tarifgesetz mit hohen Schutzzöllen durchsetzten, welches den Interessen der nur Rohstoffe liefernden, freihändlerisch gesinnten Südstaaten widerstritt, und der Präsident Jackson gegen dasselbe sein

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