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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Canavalia; Cancale; Cancan; Cancellaria; Cancelli; Cancer; Cancion; Cancionero

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Canavalia - Cancionero.

gewöhnlich voll von Schmarotzerpflanzen, Misteln, Orchideen, Farnkräutern und Ficus benjamina, die den Baum fast ersticken. C. microcarpum Willd. ist ein Baum in Ostindien und Kochinchina von der Größe eines Apfelbaums. Aus dem über der Wurzel ausgehöhlten Stamm fließt viel gelbliches, wohlriechendes Öl, das gegen Wunden und zum Anstreichen sowie, mit Dammarharz und etwas Kalk vermischt, zum Verstopfen der Ritzen der Schiffe benutzt wird. Das harte, braune Holz wird von Tischlern verarbeitet. C. album Räusch., ein großer Baum in China und Kochinchina mit aufrechten Ästen, liefert ebenfalls Elemi und trägt fünfeckige, grünlichgelbe Früchte, die trotz ihres herben Geschmacks roh und eingemacht wie Oliven genossen und auch als Medizin gebraucht werden. C. rostratum Zipp., auf den Molukken, C. legitimum Miq., ebendaselbst, und C. stiatum Roxb., in Ostindien, liefern ein Harz, welches als schwarzes Dammarharz in den Handel kommt; von C. bengalense Roxb. erhält man den ostindischen Kopal.

Canavalia Adans. (Kanavalie, Krimpbohne), Gattung aus der Familie der Papilionaceen, windende, zum Teil strauchartige Pflanzen mit gefiederten, dreizähligen Blättern und purpurroten oder weißlichen, ansehnlichen Blüten in traubenförmigen Büscheln. C. gladiata Dec. (Dolichos gladiatus Jacq.), strauchartig, in Ostindien, im tropischen Afrika, Mexiko, Brasilien und Westindien, trägt spannenlange Hülsen mit zahlreichen großen, platten, roten Bohnen, welche in Ostindien vor der Reife genossen werden. Die Neger in Jamaica pflanzen die C. an, weil sie glauben, daß dieselbe vor Raub und Diebstahl schütze. Auch von C. ensiformis Dec., in Westindien, werden die unreifen Hülsen als Gemüse benutzt. In deutschen Gewächshäusern wird diese Art sowie C. obtusifolia Dec. als Zierpflanze kultiviert. Die reifen Bohnen sind giftig und enthalten Kathartin.

Cancale (spr. kangkall), Stadt im franz. Departement Ille-et-Vilaine, Arrondissement St.-Malo, an der gleichnamigen Bai östlich von St.-Malo, ist berühmt durch seine köstlichen Austern, die hier in großer Menge gefangen werden, hat einen Hafen (La Houle), Seebäder und (1876) 3269, mit der Hafenvorstadt 6239 Einw. 1758 machten die Engländer hier eine erfolglose Landung; im Mai 1779 zerstörten sie unter Wallace die hier liegenden französischen Schiffe.

Cancan (spr. kangkang, auch Chahut), aus Algier stammender franz. Tanz, dem Kontertanz ähnlich, aber mit allerlei mutwilligen, ins Unanständige und Unzüchtige ausartenden Abweichungen in Touren, Gebärden und Stellungen. Cancaneur (spr. -nör), Cancantänzer; cancanieren, den C. tanzen, sich unanständig gebärden.

Cancellaria (lat.), Kanzlei; Cancellarius, Kanzler.

Cancelli (lat.), s. Kanzellen.

Cancer (lat.), Krebs (auch als Sternbild), insbesondere der Taschenkrebs (s. Krabben); in der Heilkunde s. v. w. Krebsgeschwür.

Cancion, lyrische Reimversart der Spanier, besteht meist aus 12 trochäischen Versen, deren 4 erste und 4 letzte, gewöhnlich jedoch mit Variationen auf den Grundreim, übereintreffen, wobei die 4 letzten eine feine Auflösung des in den 4 ersten entsponnenen, in den 4 mittlern zart gewendeten Gedankens enthalten.

Cancionero (span., portug. Cancioneiro, "Liederbuch"), im allgemeinen eine Sammlung kunstmäßiger (lyrischer) Gedichte von einem oder (meist) mehreren Verfassern; insbesondere Bezeichnung der Liederbücher, welche die Produkte geschlossener poetischer Gesellschaften, wie sie im Mittelalter an den Fürstenhöfen der Pyrenäischen Halbinsel bestanden, enthalten und einen gemeinsamen konversationellen Charakter tragen. Das älteste dieser höfischen Liederbücher, welche "in ihrer Ganzheit ein vollständiges abgerundetes Bild nicht nur von der Dichtkunst, sondern auch von dem geselligen Leben und Treiben jener Hofkreise geben" (F. Wolf), zugleich das älteste Denkmal der portugiesischen Litteratur ist der Cancioneiro des Königs Dom Diniz von Portugal (1279-1325) und seines Hofs, der in einer Handschrift des Vatikans auf uns gekommen ist. Einen Teil desselben und zwar denjenigen, welcher die dem König Diniz selbst zugeschriebenen Lieder enthält, gab de Moura unter dem Titel: "Cancioneiro del rei Dom Diniz" (Par. 1847) heraus. Eine Auswahl der übrigen Lieder veröffentlichte F. A. de Varnhagen unter dem Titel: "Cancioneirinho de trovas antigas" (Wien 1870); endlich erschien der ganze Kodex: "Il canzoniere portoghese della Bibliotheca Vaticana" (hrsg. von E. Monaci, Halle 1876) und bald darauf mit kritischen Textveränderungen unter dem Titel: "Cancioneiro portuguez da Vaticana" (hrsg. von Th. Braga, Lissabon 1878). Eine Ergänzung dazu bildet der "Canzoniere portoghese Colocci-Brancutti" (hrsg. von Monaci, 1880), welcher die Inedita aus einem andern inzwischen aufgefundenen Manuskript desselben Liederbuchs enthält. Ferner ist aus dieser Kategorie erhalten die Liedersammlung vom Hof der Könige Johann II. und Emanuel von Portugal, bekannt als "Cancioneiro geral de Resende" (hrsg. von Resende, Almeria u. Lissabon 1516; neuer Abdruck von Kaußler, Stuttg. 1850-51, 3 Bde.). Von der poetischen Gesellschaft am Hofe von Aragonien seit Ferdinand I. haben sich nur handschriftlich erhalten der "Cançoner d'amor" auf der Pariser Nationalbibliothek und ein ähnliches Werk auf der Universitätsbibliothek zu Saragossa, beide in katalonischer Sprache. Das älteste kastilische und einzig eigentlich höfische Liederbuch Kastiliens ist der "C. de Baena", der die Produkte der poetischen Gesellschaft am Hof der Könige Johann I., Heinrich III. und vorzüglich Johann II. enthält und in neuester Zeit in zwei fast gleichzeitigen Ausgaben, von Gayangos und Pidal (Madr. 1851) und von Michel (Leipz. 1852), erschien. Ebenfalls in kastilischer Sprache abgefaßt, aber weniger reichhaltig ist der um dieselbe Zeit entstandene "C. de Lope de Stuñiga" von den Hofdichtern, welche den König Alfons V. von Aragonien nach Italien begleiteten (hrsg. Madr. 1873). Als sich später diese Art Kunstpoesie in immer weitern Kreisen verbreitete, begannen Liebhaber derselben ähnliche Sammlungen anzulegen, die sich aber nicht auf einen bestimmten poetischen Kreis, ja nicht einmal auf eine strenger abgegrenzte Periode beschränkten, sondern Altes und Neues ohne strenge Sonderung aufnahmen. Eine solche Mischsammlung ist der seit Ende des 15. Jahrh. oft gedruckte und allgemein bekannte "C. general". Derselbe wurde zuerst angelegt von Juan Fernandez de Constantina, führt den Titel "C. llamado Guirnalda esmaltada de galanes y eloquentes dezires de diversos autores" und erschien ohne Angabe des Orts und des Jahrs, wahrscheinlich aber zu Ende des 15. oder zu Anfang des 16. Jahrh. im Druck. Vermehrt und weitergeführt von Fernando del Castillo, erschien dieses Liederbuch zu Valencia 1511. Außerdem sind noch sechs in Spanien gedruckte Folioausgaben und zwei zu Antwerpen gedruckte Oktavausgaben (1557 und 1573) bekannt. Von einer kleinern Ausgabe kennt

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]