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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Chromate - Chromchlorid.

75° wird die Lösung grün und verliert das Vermögen, zu kristallisieren; nach einigen Wochen aber kehrt die violette Farbe und mit ihr die Kristallisierbarkeit zurück. Bei 25-30° verliert der C. die Hälfte seines Kristallwassers, bei 100° wird er unter weiterm Verlust von Wasser grün, bei 350° wasserfrei, und bei noch höherer Temperatur wird er vollständig zersetzt. Aus der grünen Auflösung des Chromalauns schlägt Weingeist eine zähe, grüne Masse nieder, die zum Färben von Ölfirnis, Kautschukmasse und zur Bereitung grüner Tinte benutzt wird. Der C. dient in der Färberei und Kattundruckerei als Beize zu Dampffarben, ferner zum Unlöslichmachen von Leim und Gummi, zur Darstellung von wasserdichten Geweben und chromgarem Leder, Chromoxyd und Chromoxydsalzen. Alle diese Verwendungen reichen indes nicht aus zur Bewältigung der großen Massen C., welche als Nebenprodukt erhalten werden, und man sucht dieselben daher wieder auf chromsaures Kali oder auf Chromgelb zu verarbeiten.

Chromate, s. v. w. Chromsäuresalze, z. B. Kaliumchromat, chromsaures Kali.

Chromátik (griech.), die Lehre von den Farben.

Chromatisch (griech., "gefärbt"), in der Musik Bezeichnung der Intervalle, welche auf derselben Stufe der Tonleiter stehende und sich nur durch Versetzungszeichen unterscheidende Töne bilden. Der chromatische Halbton ist das Intervall, welches ein Ton der Grundskala (ohne Versetzungszeichen) mit dem durch ♯ erhöhten oder durch ♭ erniedrigten derselben Stufe bildet, resp. ein einfach erhöhter mit einem (durch x) doppelt erhöhten oder ein einfach erniedrigter mit einem (durch ♭♭) doppelt erniedrigten derselben Stufe (A):

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Der chromatische Ganzton (doppeltes Chroma) ist selten und kommt als Melodieschritt gar nicht vor, sondern nur gelegentlich als Zusammenklang bei Durchgängen in mehreren Stimmen (B). - Chromatische Töne im Akkord sind nur solche, welche als Erhöhungen oder Erniedrigungen eines zum Klange gehörigen Tons (Hauptton, Terz, Quinte des Dur- oder Mollakkords) aufgefaßt werden, z. B. gis als erhöhte Quinte in c . e . gis, wenn dies im Sinn des C dur-Akkords verstanden wird (vgl. Akkord).

Chromatische Aberration, s. Achromatismus.

Chromatische Anpassung, s. Schutzfärbung.

Chromatische Klaviatur, s. Chroma.

Chromatische Polarisation, s. Polarisation.

Chromatische Tonleiter, die durch die zwölf Halbtöne des temperierten Systems laufende Skala. Die chromatische Tonleiter wird sehr verschieden notiert, je nach der Tonart, in welcher sie vorkommt, und der Harmonie, in deren Sinn sie verstanden wird. Wenn die diatonische Skala angesehen werden muß als ein Dur- oder Mollakkord mit Durchgangstönen (vgl. Tonleiter), und wenn die Wahl der Durchgangstöne, besonders von der Terz zur Quinte und von der Quinte zur Oktave, je nach der Tonart, in welcher der Akkord auftritt, eine verschiedene sein kann, so wird auch die chromatische Tonleiter, die nur eine Ausfüllung der diatonischen Skala durch chromatische Zwischentöne ist, von demselben Gesichtspunkt aus zu beurteilen sein. Die steigende chromatische Tonleiter führt erhöhte, die fallende erniedrigte chromatische Töne ein.

Chromatologie (griech.), Farbenlehre.

Chromatophōren (griech., "Farbenträger"), die Farbstoffzellen in den Geweben mancher Tiere. Sie finden sich besonders in der Haut vor und können sich meist zusammenziehen und ausdehnen, wodurch die Farbe des betreffenden Teils sich ändert. Bei den Tintenschnecken gehört der Farbenwechsel infolge dieses Spiels der C. zu den auffälligsten Erscheinungen. Hier sind sie während des Ruhezustandes zu je einem kleinen Punkt zusammengezogen, und dann ist die Haut fast rein weiß mit dunkeln Punkten; wenn hingegen die im Umkreis jeder Chromatophore strahlenförmig angebrachten Muskeln sich zusammenziehen, so dehnen sich die C. bis zu gegenseitiger Berührung aus und geben so dem Tier ein dunkelbraunes Aussehen. Beide Zustände können in einem Augenblick wechseln; das nervöse Zentrum, von welchem aus die Radiärmuskeln gereizt werden, liegt in der Nähe der Augenganglien und scheint mit ihm in der Art verbunden zu sein, daß willkürlich oder unwillkürlich gewisse von den Augen aufgenommene Eindrücke die C. zur Thätigkeit anregen. Auch manche Fische und Krebse können ihre Farbe ebenfalls durch das Spiel von C. ändern und mit ihrer Umgebung in Einklang bringen, also auf hellem Grund heller, auf dunklem dunkler werden (sogen. chromatische Anpassung, s. Schutzfärbung), solange sie noch zu sehen im stande sind, während sie nach Zerstörung des Sehnervs oder anderweitiger Blendung dieses Vermögen einbüßen. Auch das Chamäleon (s. d.) wechselt infolge seiner kontraktilen C. die Farbe ziemlich rasch. Vgl. Krukenberg, Vergleichend-physiologische Studien in Tunis, Mentone und Palermo (Heidelb. 1880).

Chromatoskōp (griech.), ein Kaleidoskop, bei welchem man die das Bild gebenden Objekte nicht lose zwischen zwei Glasplatten geschüttet, sondern auf einer Walze befestigt hat, welche bei ihrer Drehung zahlreich sich modifizierende Bilder liefert.

Chromatrōp (griech., Farben- und Linienspiel), Vorrichtung, die aus zwei runden, konzentrisch übereinander liegenden, mit rosetten- und sternförmigen Figuren bemalten, ebenen Glasplatten besteht, welche sich mittels einer Kurbel in entgegengesetzter Richtung um einen gemeinsamen Mittelpunkt beliebig schnell bewegen lassen. Bringt man diesen Apparat in einer Laterna magika ^[richtig: Laterna magica] (s. d.) an oder setzt ihn mit einem Hydrooxygenmikroskop in Verbindung und darauf in Kreisbewegung, so lassen sich mittels desselben auf einer weißen Fläche die mannigfaltigsten Figuren, Rosetten, Sterne etc. in steter, bunter Farbenabwechselung erzeugen. Gewöhnlich wird das C. mit einem Nebelbilderapparat verbunden.

Chromatypie (griech.), jeder mit Hilfe der Buchdruckpresse hergestellte Farbendruck; speziell das von dem Leipziger Buchdrucker Kramer Ende der 50er Jahre erfundene Verfahren, mit Hilfe der Buchdruckpresse erzeugte Farbendruckbilder auf Porzellangeschirr zu übertragen und so eine Dekorierung zu erzeugen, welche durch Feinheit und Lebhaftigkeit der Farben nicht minder als durch Billigkeit die gewöhnlichen billigen Malereien weit übertrifft. S. Metachromatypie.

Chromavanturin, s. Aventuringlas.

Chrombleispat, s. v. w. Rotbleierz.

Chrombronze, s. Chromchlorid und Chromoxyd.

Chromchlorid Cr2Cl6^[Cr_{2}Cl_{6}] entsteht, wenn man über ein glühendes Gemisch von Chromoxyd und Kohle oder über erhitztes Schwefelchrom getrocknetes Chlorgas leitet. Es sublimiert in prächtig violetten, metallisch glänzenden Blättchen, die sich wie Talk und Musivgold auf die Haut einreiben lassen, löst sich nicht in

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]