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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Chrysaor - Chrysoberyll.

mußte. Man hat sie zur Pottaschenbereitung empfohlen, da 1 Ztr. frisches Kraut 0,5 kg Pottasche liefert. Blumistisch sehr wertvoll sind die Herbstchrysanthemen C. indicum L. und C. sinense Sabin., zwei einander sehr ähnliche Pflanzen mit oft gefüllten, verschiedenfarbigen Blüten, welche teils nur Zungen-, teils nur Scheibenblüten tragen. Sie gehören zu den beliebtesten Zierpflanzen, gelangen erst im Spätsommer oder Herbst zur Blüte und eignen sich trefflich zum Winterflor fürs Zimmer und Kalthaus. Man kultiviert sie in ungemein zahlreichen Varietäten und erzielt Blüten von 8 cm Durchmesser. Namentlich in England sind die Herbstchrysanthemen zu sehr großer Vollkommenheit gebracht worden. C. frutescens L. und C. grandiflorum Brous., von den Kanarischen Inseln, sind in Frankreich sehr beliebte Zierpflanzen mit gelben Scheiben- und weißen Randblüten. Vgl. Burbidge, The Chrysanthemum, its history, culture etc. (Lond. 1884).

Chrysāor ("der mit dem goldenen Schwert"), ein Ungeheuer der griech. Mythe, entsprang mit Pegasos aus dem Blute der Medusa, als Perseus dieser das Haupt abschlug, und trug ein goldenes Schwert in der Hand. C. heißt Sohn der Medusa von Poseidon und zeugte mit der Okeanide Kallirrhoë den dreiköpfigen Riesen Geryones und die Echidna. Man erkennt leicht alle Glieder dieses Sagenkreises als Mächte des Gewitters.

Chrysarobīn C30H26O7^[C_{30}H_{26}O_{7}] findet sich neben wenig Mineralstoffen in dem gelben bis rotbraunen Goapulver aus den Höhlungen der Stämme von Andira Arraroba und wird aus diesem durch Benzol ausgezogen. Aus Eisessig umkristallisiert, bildet es gelbe Nadeln oder Blättchen, ist löslich in Benzol, Chloroform, Eisessig, schwer löslich in Alkohol und Äther, kaum in Wasser, sublimiert und oxydiert sich in alkalischer Lösung leicht zu Chrysophansäure. Bei Reduktion durch Zinkstaub wird es in Methylanthracen verwandelt. C. ist offizinell, es wirkt brechenerregend und abführend und reizt zugleich Nieren und Blase; äußerlich wird es mit Vorteil bei Hautkrankheiten, namentlich bei Psoriasis und parasitären Leiden, angewandt.

Chryseïs (eigentlich Astynome), Tochter des Apollonpriesters Chryses, der zu Chryse, einer Kultstätte am Fuß des Ida, wohnte, wurde von den Griechen bei der Zerstörung Thebes (am Berg Plakos, unweit des Ida) erbeutet und dem Agamemnon als Sklavin zugeteilt. Als darauf Apollon eine Pest ins Lager der Griechen sandte, gab sie der Oberfeldherr ihrem Vater zurück.

Chryselephantīn (von chrysos, Gold, und elephas, Elfenbein), s. Goldelfenbeinkunst.

Chrysippos, im griech. Mythus Sohn des Pelops und der Nymphe Axioche, Halbbruder des Atreus und Thyestes. Der Thebaner Laios, von Zethos und Amphion aus der Heimat vertrieben und von Pelops gastlich aufgenommen, gewann den schönen Jüngling lieb (das erste Beispiel von Knabenliebe bei den Hellenen), unterrichtete ihn im Wagenlenken und entführte ihn auf seinem Wagen nach Theben. C. tötete sich aus Scham, während Pelops den Fluch über Laios aussprach, wodurch alles Unglück über die Labdakiden kam. Nach peloponnesischer Sage fand C. seinen Tod durch Atreus und Thyestes, welche deren Mutter, die eifersüchtige Hippodeima, dazu anreizte. Die Entführung des C. durch Laios war Gegenstand einer Tragödie des Euripides.

Chrysippos, griech. Philosoph, geboren um 282 v. Chr. zu Soli (nach andern zu Tarsos), kam etwa 262 nach Athen, wo er die Stoiker Zenon und Kleanthes sowie die Akademiker Arkesilaos und Lakydes hörte. Durch seine Dialektik und seinen schriftstellerischen Fleiß (er soll nach Diogenes Laertius über 705 Schriften verfaßt haben) wurde er gleichsam der zweite Begründer der stoischen Schule, so daß man sagte: Wenn es keinen C. gegeben hätte, so gäbe es keine Stoa. Mit Ausnahme einer jüngst in Herculaneum entdeckten Schrift: "Über die Vorsehung", sind von seinen Werken nur Bruchstücke (besonders bei Plutarch) erhalten. Als Dialektiker ging C. von der Theorie der hypothetischen und lemmatischen Schlüsse aus; als Physiker lehrte er, daß zu gewissen Zeiten die Welt in Feuer aufgelöst und dieses die Weltseele (das leitende Prinzip, Zeus) sei; indem ein Teil desselben, gleichsam ein von ihm ausgestreuter Same, in dichtere Stoffe übergehe, beständen neben Zeus die Einzelwesen. Als Psycholog lehrte er, daß die Vorstellung zwar eine Veränderung der Seele, aber keine Abbildung des äußern Gegenstandes sei (worüber er mit Zenon und Kleanthes in Streit geriet); auch sei die Seele körperlich, da nur Körper aufeinander zu wirken vermöchten, wohne in der Brust, nicht im Haupte, da die Stimme, der Ausdruck der Gedanken, von dorther komme, und es sei nur die Seele des Weisen unsterblich. Als Theolog behauptete er, daß auch die Gottheit als alle Dinge durchdringender Verstand körperlicher, wenngleich der menschlichen weit überlegener Natur und die alles beherrschende Notwendigkeit nichtsdestoweniger mit der menschlichen Freiheit verträglich sei. Als Moralist bezeichnete er diejenige Natur, mit welcher in Harmonie zu leben Tugend sei, als die Einheit der menschlichen und der allgemeinen Natur, weil die Bestandteile der erstern (Seele und Leib) zugleich Teile der Natur überhaupt (Weltseele und Weltstoff) seien. Er starb 209 v. Chr. Seine Büste enthält eine Herme der Villa Albani zu Rom. Vgl. Petersen, Phliosophiae Chrysippeae fundamenta (Altona u. Hamb. 1827); Th. Bergk, De Chrysippi libris περὶ ἀποφαντικῶν (Kassel 1841).

Chryso... (griech.), in Zusammensetzungen s. v. w. Gold...

Chrysobalaneen, dikotyle, etwa 180 Arten umfassende Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Rosifloren, in den Tropen einheimische, mit den Amygdalaceen verwandte Holzpflanzen mit einfachen, ganzrandigen Blättern und Steinfrüchten. Sie zeichnen sich durch ein einziges Karpell mit grundständigem Griffel aus. Vgl. J. D. ^[Joseph Dalton] Hooker in Martius' "Flora brasiliensis" (Fasz. 42).

Chrysobalănus L. (Beerenzwetsche), Gattung aus der Familie der Rosaceen, Sträucher und Bäumchen in Amerika und Afrika, mit abwechselnden, einfachen, ganzrandigen Blättern, weißlichen Blüten in Trauben oder Rispen und Steinfrüchten mit einsamigem, fünfeckigem Steinkern. C. Icaco L. (Ikakopflaumenbaum, Kokospflaume) ist ein baumartiger, 2,5-3 m hoher, mehrstengeliger Strauch in Carolina, Westindien und Südamerika, wild und kultiviert, mit kurzgestielten, ausgerandeten, glänzenden Blättern und rundlich-ovalen Steinfrüchten, die, in Amerika Ikako und Guajera genannt, gegen 2,5 cm dick, glatt oder gefurcht, rot, violett, gelb, weißlich und gefleckt sind, angenehm süß zusammenziehend schmecken und roh, gekocht oder mit Zucker eingemacht genossen werden. Auch die öligen, wohlriechenden Samen sollen sehr wohlschmeckend sein; von C. ellipticus Smeathm. und C. luteus Soland., Bäumen auf Sierra Leone, werden die Früchte gleichfalls gegessen.

Chrysoberyll (Cymophān), Mineral aus der Ordnung der Anhydride, findet sich in kurz und breit

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]