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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Civilis actio - Claar.

ten wieder zum Gehorsam zurück, und so wurde C. nach tapferster Gegenwehr genötigt, sich auf die Bataverinsel zurückzuziehen und endlich, da sich auch unter den Batavern Mißgunst gegen ihn regte, aus einen ihm von Cerialis entgegengebrachten Vergleich einzugehen, durch welchen den Batavern die Rückkehr in den alten Stand gewährt wurde. Vgl. E. Meyer, Der Freiheitskampf der Bataver unter C. (Hamb. 1856).

Civīlis actio (lat.), s. Klage.

Civiloquium (lat.), Bürger- oder Bauer- (Bur-) Sprache, ehedem die Vorlesung der Rechte und Pflichten der Bürger.

Civis (lat.), Bürger. C. academicus, akademischer Bürger (s. Universitäten).

Civismus (lat.), Bürgertugend, Gemeinsinn.

Cività (ital., spr. tschiwitā), "Stadt", vgl. Città.

Civita Castellāna (spr. tschiw-), Stadt in der ital. Provinz Rom, Kreis Viterbo, auf schroffem Tufffelsen, welcher durch eine 50 m hohe, auf einem einzigen Pfeiler ruhende Brücke zugänglich ist, an der Treja (Nebenfluß des Tiber) und an der Via Flaminia malerisch gelegen, ist Sitz eines Bischofs, hat eine schöne Kathedrale (1210 erbaut), eine unter Alexander VI. erbaute Citadelle mit achteckigem Turm (jetzt Staatsgefängnis) und (1881) 4251 Einw. In der Nähe Spuren des alten etruskischen Falerii. Hier 4. Dez. 1798 Sieg der Franzosen über die Neapolitaner.

Civitali (spr. tschiw-), Matteo, ital. Bildhauer, geb. 1435 zu Lucca, scheint sich nach den frühzeitigen florentinischen Meistern gebildet zu haben; wenigstens geht seine Kunst parallel mit der von Mino da Fiesole. Im Dom zu Lucca findet man seine Hauptwerke. Das Grabmal des Pietro da Noceto (1472) zeigt den Mitstrebenden Minos, aber schon auf einer ungleich höhern Stufe der Ausbildung. In den anbetenden Engeln auf dem Altar der Sakramentskapelle verbindet sich der edle Stil des 15. Jahrh. mit dem Ausdruck einer inbrünstigen Andacht und hoher jugendlicher Schönheit. Die drei untern Statuen des prächtigen Regulusaltars (1484) entsprechen dem Großartigsten der damaligen Historienmalerei, und die Engel mit den Kandelabern sowie die Madonna haben schon etwas von der freien Lieblichkeit des Andrea Sansovino (s. Tafel "Bildhauerkunst VI", Fig. 12). Die sechs Seitenstatuen in der Johanneskapelle zu Genua, Adam, Eva, Jesaias, Habakuk, Elisabeth und Zacharias, 1496 vollendet, erreichen die ungesuchte Schönheit der andern Arbeiten nicht. C. starb 1501.

Civitanōva Marche (spr. tschiwitanowa marke), Stadt in der ital. Provinz Macerata, auf einer Anhöhe unweit der Mündung des Chienti ins Adriatische Meer und an der Eisenbahn von Ancona nach Foggia, hat ein Hauptzollamt, eine schöne Kirche und (1881) 1899 Einw. Zum Gemeindegebiet gehört auch der an der Meeresküste gelegene Landeplatz Porto di C. mit (1881) 2718 Einw.

Civĭtas (lat.), im röm. Rechte der Inbegriff der Rechte eines freien Bürgers (civis), im Gegensatz zum freien Ausländer (peregrinus) sowie zur Latinität; dann auch Bezeichnung der sämtlichen zu einer Gemeinde vereinigten Bürgerschaft; daher auch Bezeichnung einer Stadt mit oder ohne Gebiet, sobald dieselbe einen Staat bildete.

Civität (lat.), Bürgerschaft, Bürgerrecht.

Civitavecchia (spr. tschiwitawéckja), Kreishauptstadt in der ital. Provinz Rom, Hafenplatz der Hauptstadt, liegt 71 km nordwestlich von derselben am Mittelmeer, an der Eisenbahn Rom-Pisa und an der alten Via Aurelia in öder und ungesunder Gegend. Der Hafen von C., zugleich Kriegs- und Handelshafen, ist dazu bestimmt, abseits der Mündung des Tiber, durch dessen Sinkstoffe alle Hafenanlagen des alten Rom verlandet wurden, Rom den Verkehr mit dem Meer zu sichern. Er ist im wesentlichen schon unter Trajan angelegt worden und besteht aus einem von zwei Molen bogenförmig umspannten Bassin, welches außerdem im Mittelalter durch einen Wellenbrecher gegen das Meer zu gesperrt wurde. Die Molen haben eine Ausdehnung von 170, bez. 250 m, der Hafen hat eine Fläche von 87 Hektar und eine Tiefe von 6 m. Auf dem nördlichen Damm erhebt sich ein Leuchtturm, auf dem südlichen die nach Michelangelos Plänen erbaute Citadelle. Der Hafen enthält ansehnliche Schiffswerften, ein von Bernini erbautes Arsenal und Magazine. Auf der Landseite ist die Stadt durch Bastionen geschützt, welche aber von den Ausläufern der Monti di Tolfa beherrscht werden. C. hat einen antiken, von Papst Innocenz XII. wiederhergestellten Aquädukt, welcher von 50 km Entfernung treffliches Trinkwasser zur Stadt bringt, eine schöne Kathedrale, ein Theater und (1881) 9210 Einw., welche Leinwand (aus Flachs und Hanf), Kattun und Leder erzeugen und lebhaften Handel treiben. Im Hafen sind 1883: 1252 Handelsschiffe mit 306,481 Ton. ein- und ebenso viele ausgelaufen. Die regelmäßig von Marseille, Genua und Livorno nach Neapel fahrenden Dampfboote sowie die monatlich zwischen dänisch-deutschen Häfen der Ostsee, Antwerpen und italienischen Häfen fahrenden Dampfer der United Steamship Company von Kopenhagen legen hier an. Die Stadt ist Sitz eines Bischofs, eines deutschen Konsuls, hat eine Handelskammer, ein Gymnasium und ein Seminar. In der Nähe sind stark besuchte Seebäder und Schwefelquellen (mit antiken Bauresten der Aquae Taurinae), welche gegen Muskelkontraktionen, Rheumatismen, Obstruktionen, Neuralgien etc. gebraucht werden. - C. hieß in ältester Zeit Centumcellae von den vielen kleinen Bassins für Barken, die einen "Hundertzellenhafen" bildeten; zu Ehren Trajans wurde es später Portus Trajani genannt. Den Namen C. erhielt es im 9. Jahrh., als die Bewohner, 828 von den Sarazenen vertrieben, nach 40jährigem Exil wieder in ihre "alte Stadt" zurückkehrten. Unter Justinian war C. Zankapfel zwischen Griechen und Goten, ward von Totilas erobert, von Narses 553 aber wieder genommen. Noch öfters zerstört, erhob es sich stets wieder aus seinen Trümmern. Papst Urban VIII. erbaute die Festungswerke, Innocenz XII. erklärte C. für einen Freihafen (1696). 1849-70 war es von den Franzosen besetzt.

Civitella del Tronto (spr. tschiw-), Stadt in der ital. Provinz Teramo, auf steilem Felsen am Salinello, hat Mauern und Türme, eine durch natürliche Lage sehr feste Citadelle und (1881) 826 Einw. C. widerstand 1557 den Franzosen unter dem Herzog von Guise, ward dagegen 1798 und 1805 von den Franzosen und 1861 von den Italienern unter Mezzacapo genommen.

Civray (spr. ssiwrä), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Vienne, an der Charente und der Orléansbahn, hat eine sehr alte Kirche (St.-Nicolas), ein Collège und (1881) 2473 Einw., die wollene Zeuge fabrizieren und Handel mit Maronen und Sämereien treiben. In der Nähe sehenswerter Dolmen.

Cl, in der Chemie Zeichen für Chlor.

Claar, 1) Emil, Schauspieler und Dichter, geb. 7. Okt. 1842 zu Lemberg, Sohn eines Advokaten, kam, für das Studium der Medizin bestimmt, frühzeitig nach Wien, trat dann auf Wunsch seiner Eltern zum

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