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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Clisson; Clitheroe; Clitorĭa; Clitumnus; Clive; Clivĭa; Cloaca maxĭma; Clodia; Clodius

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Clisson - Clodius.

Clisson (spr. -óng), Olivier de, franz. Ritter, geb. 1336 in der Bretagne, kämpfte im Dienste des Grafen von Montfort in der Schlacht von Auray (1364), trat 1368 zu den Franzosen über und ward Duguesclins Waffenbruder. Seiner Grausamkeit wegen hieß er der Schlächter (le boucher). Er vernichtete mit Duguesclin die Söldnerhaufen (grandes compagnies) und entriß den Engländern alles Gebiet nördlich der Garonne. 1380 wurde er Duguesclins Nachfolger als Connetable, entschied 1382 den Sieg bei Rosebecke über die Flamänder und übte seitdem großen Einfluß auf König Karl VI.; nachdem dieser aber in Wahnsinn verfallen und ruchbar geworden war, welche Reichtümer C. angehäuft, ward er von den Herzögen von Berri und Burgund gestürzt und 1392 vom Parlament zur Verbannung und zu 100,000 Mark Silber Strafe verurteilt. Er starb 1407 auf seinem Schloß Josselin in der Bretagne. Vgl. Mazas, Vies des grands capitaines français, Bd. 3 (4. Aufl., Par. 1875).

Clitheroe (spr. klithero), Stadt in Lancashire (England), in malerischer Lage am Ribble, oberhalb Preston, hat (1881) 10,177 Einw., Spinnereien und Kattundruckereien. Auf dem benachbarten Pendle Hill wächst Rubus chamaemorus, eine arktische Pflanze.

Clitorĭa L. (Klitorie, Schamblume, Schmaltekraut), Gattung aus der Familie der Papilionaceen, Kräuter oder Sträucher teils mit windendem Stengel, mit Bohnenblättern, großen, verschieden gefärbten Blumen und schmaler, zusammengedrückter, vielsamiger Hülse. C. Ternatea L., mit großen, blauen oder weißen Blüten, in Ostindien, läuft hoch an Bäumen hinan und schlingt sich so fest um dieselben, daß sie Kerben in die Rinde macht. Die jungen Blätter werden als Gemüse gegessen, die Blüten aber benutzt, um den Reis blau zu färben. Die dünne, faserige Wurzel, Blätter und Samen wirken brechenerregend; man kultiviert diese und mehrere andre Arten bei uns als Zierpflanzen.

Clitumnus (jetzt Clitunno), ein mittelbarer Nebenfluß des Tiber in Umbrien, an dessen Quelle zwischen Trevi und Spoleto ein hochangesehener Tempel des durch seine Weissagungen berühmten Flußgottes C. sowie zahlreiche Tempelchen geringerer Gottheiten (meist kleinerer Quellgötter) standen, deren eins sich bis heute als christliche Kapelle (San Salvatore) erhalten hat. Die Gegend war sowohl durch ihre landschaftliche Schönheit als durch ihren Reichtum an Rindern von prächtiger weißer Farbe berühmt.

Clive (spr. kleiw), Robert, Baron C. von Plassey, Lord, Gründer der britischen Macht in Ostindien, geb. 29. Sept. 1725 als Sohn eines Rechtsgelehrten auf dem Familiengut Styche in Shropshire, kam, da er wenig Lust an den Studien zeigte, als Schreiber in die Dienste der Ostindischen Kompanie, die ihn 1743 nach Madras sandte. Hier vertauschte er bald die Feder mit dem Degen, wurde mit 21 Jahren Fähnrich, dann Kriegskommissar mit dem Rang eines Hauptmanns und zeichnete sich namentlich durch die Eroberung von Arcot, der Hauptstadt des Nabobs von Karnatik, aus, die er mit 500 Mann einnahm und gegen weit überlegene Streitkräfte behauptete. 1753 nach England zurückgekehrt, trat er für den rotten-borough St. Michael ins Parlament; aber seine Wahl wurde kassiert. 1755 kehrte er als Oberstleutnant und Befehlshaber des Forts St. Georg nach Ostindien zurück und zwang den Nabob von Bengalen, Surahjah Dowla, der in die britischen Besatzungen eingefallen war, mit geringer Macht zum Frieden und zum Verzicht auf das von ihm eroberte Calkutta. Ein von demselben abermals im Bund mit Frankreich, zusammengebrachtes Heer von 20,000 Reitern und 40,000 Fußgängern schlug C. mit etwa 3000 Mann 26. Juni 1757 bei Plassey vollständig, eroberte die Hauptstadt von Bengalen, Murschidabad, und ernannte, nachdem der Nabob selbst auf der Flucht getötet war, dessen Verwandten Mir Jaffier gegen Bezahlung einer ungeheuern Summe, von welcher C. allein 260,000 Pfd. Sterl. erhielt, zum Nachfolger. Dieser Sieg legte den Grund zur britischen Macht in Ostindien. C. kehrte 1760 nach England zurück, wurde vom König zum irischen Peer mit dem Titel Baron C. von Plassey ernannt und 1761 ins Unterhaus gewählt. 1765 wurde er, als wegen der schlechten Verwaltung neue Unruhen in Bengalen ausbrachen, zum drittenmal als Gouverneur von Bengalen mit außerordentlicher Vollmacht nach Ostindien gesandt. Bei seiner Ankunft 1765 war der Nabob von Audh schon geschlagen, und der Mogul hatte sich unter englischen Schutz begeben. C. ließ sich von letzterm mit den Provinzen Bengalen, Bihar und Orissa belehnen und gewann so der Kompanie ein Gebiet mit mehr als 15 Mill. Einw. Nachdem er die Finanzen geordnet und die Verwaltung reorganisiert hatte, kehrte er im Januar 1767 mit ungeheuern Reichtümern nach England zurück. Hier wurde er vor dem Unterhaus angeklagt, seine Vollmachten, namentlich um sich zu bereichern, mißbraucht zu haben. Zwar kam es nicht zu einem förmlichen Prozeß oder Tadelsvotum gegen ihn, doch verdüsterte diese Anklage sein Gemüt; er lehnte das ihm beim Ausbruch des Kriegs in den amerikanischen Kolonien angebotene Oberkommando ab, ergab sich dem Opiumgenuß und machte 22. Nov. 1774 seinem Leben durch einen Pistolenschuß ein Ende. Seine Nachkommen nahmen den Familiennamen Herbert an und führen seit 1804 den Titel Grafen von Powis. Seine Biographie schrieben Caraccioli (Lond. 1775-76, 4 Bde.), Malcolm (das. 1836, 3 Bde.), Gleig (neue Ausg. 1861). Vgl. auch den Essay von Macaulay: "Lord C." (1851).

Clivĭa, lat. Name der Stadt Kleve.

Cloaca maxĭma, der noch aus dem Altertum erhaltene unterirdische Abzugskanal in Rom, s. Kloake.

Clodia, Schwester des Publius Clodius Pulcher, s. Clodius 1).

Clodius, 1) Publius C. Pulcher, einer der gewaltthätigsten Parteiführer in der letzten Zeit der römischen Republik, aus dem patrizischen Geschlecht der Claudier (die Namensform C., welche bei ihm die gewöhnliche ist, kommt auch sonst vereinzelt bei andern Gliedern des Claudischen Geschlechts vor), begleitete seinen Verwandten Lucullus im dritten Mithridatischen Krieg, trug durch seine Aufreizungen wesentlich zu der Meuterei der Truppen bei, welche dem Lucullus die Frucht seiner Siege raubte, begab sich, nachdem letzterer den Schauplatz des Kriegs verlassen, zu dem Statthalter von Kilikien, welcher ihn zum Befehlshaber seiner Flotte ernannte, geriet aber als solcher in die Gefangenschaft der Seeräuber, die ihn indes bald ohne Lösegeld freiließen. Nach Rom zurückgekehrt, klagte er Catilina wegen Erpressungen an, ließ sich aber von demselben bestechen und trug durch die Art seiner Anklage selbst dazu bei, daß er freigesprochen wurde. Nachdem C. darauf 64 v. Chr. den Statthalter des jenseitigen Gallien, L. Murena, nach seiner Provinz begleitet hatte, zog er sich 62 in Rom dadurch, daß er sich in die Festfeier der Bona Dea, bei welcher die Anwesenheit von

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