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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Clodius; Clodt-Jürgensburg; Cloghanns; Clogher

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Clodius - Clogher.

Männern aufs strengste verboten war, infolge einer Liebesintrige Anzuschleichen suchte, eine schwere Anklage zu, die nur durch die Bestechlichkeit der Richter mit seiner Freisprechung endete. Bei ebendiesem Prozeß wurde dadurch, daß Cicero Zeugnis gegen ihn ablegte, der Grund zu der Feindschaft zwischen ihm und Cicero gelegt, die von nun an auf die Schicksale und Handlungen beider den größten Einfluß geübt hat. Zunächst war er 61 als Quästor in Sizilien abwesend; unter Cäsars Konsulat aber erreichte er es 59 durch dessen Einfluß, daß er, nachdem er durch Adoption in den Plebejerstand übergetreten, für 58 zum Volkstribun erwählt wurde. Als solcher stellte er, nachdem er durch eine Reihe andrer Gesetze teils die Macht der Senatspartei zu schwächen, teils die Volksgunst für sich zu gewinnen gesucht hatte, den gegen Cicero gerichteten Antrag, daß derjenige, welcher einen römischen Bürger ohne richterliches Verfahren getötet, geächtet werden solle, wodurch Cicero veranlaßt wurde, da er seine Verurteilung voraussah, ins Exil zu gehen. Von nun an, schon in seinem Tribunat, namentlich aber in den folgenden unruhigen Jahren 57-53, verübte er an der Spitze einer gedungenen Gladiatorenbande teils im Dienste der Triumvirn, teils aber auch im Gegensatz gegen dieselben, namentlich gegen Pompejus, die gröbsten Gewaltthätigkeiten, so daß die Stadt nicht selten zwischen ihm und Milo, der sich zum Vorkämpfer der Senatspartei aufwarf, der Schauplatz blutiger Kämpfe war. Für 52 bewarben sich beide, C. und Milo, jener um die Prätur, dieser um das Konsulat. Am 19. Jan. 52 begegneten sie sich auf der Appischen Straße unweit Bovillä, und es entspann sich zwischen beider Gefolge ein Streit, worin C. verwundet ward. Er wurde in ein nahes Gasthaus gebracht, aber auf Befehl Milos wieder herausgerissen und auf der Straße ermordet. Seinen Leichnam trug das Volk in die hostilische Kurie und verbrannte ihn hier auf einem Scheiterhaufen, wobei die Kurie und die nahegelegene Basilica Porcia in Feuer aufgingen. - Des C. Schwester Clodia, ebenfalls mit Cicero verfeindet, von großer Schönheit, aber so sittenlos, daß sie den Spottnamen Quadrantaria (von quadrans, ein Viertelas) erhielt, soll ihren Gemahl Quintus Metellus Celer, der 60 v. Chr. Konsul war, vergiftet haben. Als sie gegen ihren Buhlen M. Cölius Rufus aus Rache, weil er sie verlassen, Anklage erhob, daß er sie zu vergiften gesucht habe, verteidigte Cicero diesen in einer noch erhaltenen Rede.

2) Decimus C. Albinus, s. Albinus.

Clodius, 1) Christian August, Philosoph und Dichter, geb. 1738 zu Annaberg, studierte in Leipzig Theologie und schöne Wissenschaften, wurde schon in seinem 21. Jahr Professor der Philosophie daselbst, erhielt 1782 den Lehrstuhl der Dichtkunst und Beredsamkeit, starb aber bereits 30. Nov. 1784. Seinen litterarischen Ruf hatte er 1767 durch seine "Versuche aus der Litteratur und Moral" begründet. Von seinen übrigen Schriften sind zu nennen: "Medon, oder die Rache des Weisen" (Schauspiel, Leipz. 1764); "Neue vermischte Schriften" (das. 1780-87, 6 Bde.), und "Odeum" (das. 1784, 2 Bde.). In seinen kritischen und ästhetischen Arbeiten bekundet er sich als einen Anhänger Gottscheds. Goethe, der in Leipzig C.' Vorlesungen besuchte, persifliert den Gelegenheitsdichter im 2. Band von "Wahrheit und Dichtung" und sein Stück "Medon" in einem witzigen Epigramm. - Auch seine Gattin Julie Friederike Henriette, geborne Stölzel, gest. 1805 in Dresden, war litterarisch vielfach thätig.

2) Christian August Heinrich, Schriftsteller, Sohn des vorigen, geb. 21. Sept. 1772 zu Altenburg, war seit 1800 außerordentlicher und seit 1811 ordentlicher Professor der praktischen Philosophie in Leipzig und starb daselbst 30. März 1836. Er übersetzte mehreres aus dem Französischen, z. B. Lafontaines "Fabeln" (Leipz. 1803), gab Klopstocks "Nachlaß" (das. 1821, 2 Bde.) heraus und schrieb außerdem: "Gedichte" (das. 1794); "Fedor, der Mensch unter Bürgern" (das. 1805, 2 Bde.); "Entwurf einer systematischen Poetik" (das. 1804, 2 Bde.); "Grundriß der allgemeinen Religionslehre" (das. 1808); "Von Gott in der Natur, in der Menschengeschichte und im Bewußtsein" (das. 1818-22, 5 Bde.). Nach seinem Tod erschien sein allegorisches Gedicht "Eros und Psyche" (Leipz. 1839).

Clodt-Jürgensburg, 1) Peter, Baron von, russ. Bildhauer, geb. 29. Mai 1805 zu Reval als Sohn eines Generalmajors, trat in die Artillerieschule zu Petersburg ein und avancierte bald zum Offizier; doch siegte die Liebe zur Kunst, und wie er schon als Knabe am Studium des Pferdes sein größtes Wohlgefallen gehabt, so neigte er sich jetzt vorwiegend der künstlerischen Darstellung des Pferdes zu. Er trat trotz seines reifern Alters als Schüler in die Petersburger Akademie der Künste ein, und seine Pferdestudien fanden bald allgemeine Anerkennung. Besonders liebte er es, das sich bäumende, ankämpfende, den Aufruhr der Muskeln zeigende Pferd bald in Holz, bald in Gips und danach in Guß darzustellen. Auf der 1838 errichteten Triumfalnaja Worota (Siegespforte) in Petersburg sind die vier wild dahinbrausenden Rosse der Quadriga sein Werk. Auch die kolossalen Gruppen der Rossebändiger auf der auf dem Newskijprospekt in Petersburg befindlichen Anitschkowschen Brücke sind von C. modelliert. Eine Nachbildung derselben befindet sich in Berlin vor dem königlichen Schloß auf der Terrasse am Lustgarten (s. Tafel "Bildhauerkunst VIII", Fig. 8). Von ihm ist auch die 19 Fuß hohe Reiterstatue des Kaisers Nikolaus in Petersburg. Neben diesen monumentalen Leistungen hat er kleinere Darstellungen von Kosaken- und Steppenpferden geschaffen, welche für Künstler und für Pferdeliebhaber im höchsten Grad anziehend sind. Er starb 20. Nov. 1867.

2) Michael Konstantinowitsch, russ. Maler, Sohn des vorigen, geb. 1832 zu Petersburg, bildete sich auf der dortigen Akademie zum Landschaftsmaler aus und erhielt 1853 den ersten Preis. Im J. 1864 wurde er Professor der Akademie. Die Motive zu seinen Landschaften, die durch feine Lichtwirkung ausgezeichnet sind, entlehnt er der russischen Heimat; eine Straße im Herbstregen, Rückkehr vom Feld, Partie aus dem Gouvernement Orel, Ebene mit Viehherde, Ansicht der Wolga bei Simbirsk sind seine hervorragendsten Werke.

3) Michael Petrowitsch, russ. Maler, Sohn von C. 1), geb. 1835 zu Petersburg, widmete sich auf der dortigen Akademie der Kunst und erhielt 1855 für ein Genrebild die erste Auszeichnung. Im J. 1867 wurde er Mitglied der Akademie. Von seinen durch Tiefe der Empfindung ausgezeichneten Genrebildern sind zu nennen: die schwarze Bank (finnisches Sittenbild), vor der Abreise, der Antiquar, der Märtyrer, der Besuch bei den Gefangenen und der letzte Frühling.

Cloghanns (spr. klógg-hanns), englisch-irische Bezeichnung für gewisse prähistorische Wohnstätten.

Clogher (spr. klohger), Dorf in der irischen Grafschaft Tyrone, mit protest. Kathedrale, früher von Bedeutung, jetzt ein armer Ort von 240 Einw.

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