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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Concertina - Conchagua.

Concertina, s. v. w. Ziehharmonika.

Concertīno (ital., spr. -tscher-), kleines Konzert (s. Konzert).

Concerto (ital., spr. -tschérto), Konzert (s. d.); C. grosso, ein Werk im konzertierenden (kontrapunktischen) Stil für mehrere (gewöhnlich drei) Soloinstrumente und eine größere Anzahl Begleitinstrumente.

Concerts du Conservatoire (spr. kongssähr du kongsserwatŏahr), das angesehenste Konzertinstitut von Paris, eins der besten der Welt, von Habeneck 1828 gegründet. Es besteht aus 74 ordentlichen und 10 Hilfsmitgliedern; den Stamm des Chors bilden 36 ordentliche Mitglieder. Die Zahl der Konzerte war zuerst sechs, jetzt neun; zudem wird seit 1866 jedes Konzert doppelt aufgeführt. Die spätern Dirigenten waren Girard (seit 1849), Tilmant (1860), Hainl (1864), Deldevez (seit 1872).

Concerts spirituels (franz., "geistliche Konzerte") hießen im 18. Jahrh. in Paris die an den kirchlichen Festtagen, wo die Theater geschlossen waren, aufgeführten Konzerte. Dieselben wurden zuerst von Philidor (1725) ins Leben gerufen und im Schweizersaal der Tuilerien an 24 Tagen im Jahr abgehalten. Sie wurden fortgeführt, bis die Ereignisse der Revolution ihnen ein Ende machten; ihr letzter Dirigent war Le Gros (1791). Die C. hatten eine ähnliche tonangebende Bedeutung wie heute die Concerts du Conservatoire (s. d.). Gegenwärtig finden C. nur in der Karwoche statt, beschränken sich aber auf religiöse Musik. Eine bedeutende Konkurrenz der alten. C. waren seit 1770 die Concerts des amateurs ("Liebhaberkonzerte") unter Leitung Gossecs, seit 1780 als Concerts de la Loge olympique bekannt, für die Haydn sechs Symphonien geschrieben hat.

Concetti (ital., spr. -tschetti), Gedanken oder Einfälle, die durch ihre Fassung frappieren und auf das Frappieren berechnet sind, oft mit dem Nebensinn des Gesuchten und Geschmacklosen; Witzspielereien, sinnreiche Wendungen, wie sie sich z. B. für das Epigramm eignen, etc. Daher Concettisten, die italienischen Dichter des 17. Jahrh. (Marini und seine Schule), welche die C. in die Mode brachten.

Concha (lat.), zweischalige Muschel, besonders Flußmuschel; die Vertiefung der Ohrmuschel zum Gehörgang. Conchae praeparatae, gereinigte und fein pulverisierte Austernschalen, welche als säuretilgendes Mittel, als Zahnpulver etc. Anwendung finden. In der Architektur Bezeichnung für ein Muschelgewölbe, eine Halbkuppel, daher s. v. w. Apsis.

Concha (spr. kontscha), 1) Don José Gutierrez de la, Marquis von Havana, span. General, geb. 1800, diente zuerst in Amerika, dann im Kriege gegen die Karlisten. Nach dem Vertrag von Vergara 1839 wurde er Generalleutnant, war 1843-46 General-Kapitän der baskischen Provinzen, unterdrückte in dieser Stellung die Erhebung von Santiago und wurde zum obersten Chef der spanischen Reiterei ernannt. 1849 wurde er Generalkapitän der Insel Cuba, doch infolge des Einfalls des Abenteurers Lopez 1852 abberufen und durch General Canedo ersetzt. Dies führte ihn in die Reihen der Opposition. 1853 nach Mallorca verbannt, flüchtete er sich, wie sein Bruder Manuel, nach Frankreich und wurde in Bordeaux interniert. Die Revolution von 1854 führte ihn nach Spanien zurück und verschaffte ihm wieder die Stelle eines Generalkapitäns von Cuba, die er jedoch 1856 durch Narvaez wieder verlor. Darauf nahm er eifrigen Anteil an den Sitzungen des Senats und machte sich als parlamentarischer Redner bemerkbar. Im Juli 1862 übernahm er an der Stelle Mons den Gesandtschaftsposten in Paris, trat aber im Dezember von demselben zurück, weil er sich durch das Auftreten des Generals Prim in Mexiko bloßgestellt glaubte, begab sich nach Madrid und bekämpfte im Senat die mexikanische Politik des Ministeriums. Im März 1863 trat er als Kriegsminister in das Kabinett Miraflores, bekleidete interimistisch das neugeschaffene Ultramarin-Ministerium und wurde im Dezember 1864 Präsident des Senats. Beim Ausbruch der Septemberrevolution 1868 übernahm er nach Bravos Rücktritt das Ministerium, doch konnte er den Thron Isabellas nicht retten. Er schloß sich darauf der alfonsistischen Partei an und war 1874 wieder auf einige Zeit Generalkapitän von Cuba.

2) Don Manuel Gutierrez de la, Marquis del Duero, span. General, Bruder des vorigen, geb. 25. April 1808 zu Cordova in Argentinien, wurde als der Sohn eines Offiziers, welcher im Kampf gegen die aufständische Regierung von La Plata gefallen war, als Kadett in die königliche Garde aufgenommen. Während des spanischen Bürgerkriegs diente er im Heer der Christinos, sich durch seine Unerschrockenheit in mehreren Gefechten auszeichnend. Als Hauptstütze der Partei der Moderados 1843 bei dem Sturz Esparteros beteiligt, wurde er zum Kommandanten in Valencia und Murcia ernannt, zwang Saragossa, das sich für Espartero erhoben hatte, zur Kapitulation und besetzte Barcelona. 1844 unterdrückte er eine progressistische Bewegung in Cartagena, 1845 als Generalkapitän von Katalonien eine Erhebung dieser Provinz gegen den Konskriptionszwang. Bei den Differenzen, welche 1847 Spanien mit Portugal hatte, wurde er mit 6000 Mann nach Portugal geschickt, besetzte Oporto und löste diese portugiesische Frage durch geschickte Unterhandlungen ohne Blutvergießen. Zur Belohnung hierfür wurde er zum Granden erster Klasse und Marquis del Duero erhoben. Als Mitglied der Cortes, in welche er mehrmals gewählt wurde, hatte er seinen Sitz auf seiten der gemäßigten Rechten. Bei der römischen Expedition 1849, welche die Revolution zu Rom niederschlagen sollte, bekleidete er ein Kommando, besetzte Terracina, richtete aber mit seinen Truppen nichts aus. 1853 unterzeichnete er mit General O'Donnell und andern eine Adresse an die Königin Isabella, worin ein liberaleres Regiment und die sofortige Einberufung der Cortes gefordert wurden. Deshalb nach den Kanarischen Inseln verwiesen, floh er nach Frankreich. Als infolge der von O'Donnell geleiteten Revolution Narvaez 1854 gestürzt ward und Isabella sich genötigt sah, Espartero zum Ministerpräsidenten zu ernennen, kehrte C. nach Spanien zurück; nahm thätigen Anteil an der Revolution, erhielt alle seine Würden wieder und den Titel eines Marschalls. In der Septemberrevolution 1868 stand er nebst seinem Bruder José auf seiten der Königin und übernahm den Oberbefehl in Madrid, begnügte sich aber, da der Bourbonenthron unhaltbar war, mit der Aufrechthaltung der Ordnung, bis die siegreiche Revolutionsarmee ankam. Als Befehlshaber des 3. Korps im Karlistenkrieg 1873 hatte er das Hauptverdienst an der Entsetzung von Bilbao. Daher wurde er im Mai 1874 von Serrano zum Oberbefehlshaber der Nordarmee ernannt, fiel aber nach einem dreitägigen Angriff auf die festen Stellungen der Karlisten bei Estella an der Spitze seiner Truppen 27. Juni.

Conchagua (spr. -tschāgwa), Vulkan in Mittelamerika (San Salvador), an der Westseite der Fonsecabai, 1160 m hoch, der noch in historischen Zeiten Ausbrüche gehabt hat, aber jetzt ruht.

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]