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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Contessa; Contestani; Conthey; Conti

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Contessa - Conti.

mannigfachstem, aber vorzugsweise dem gewöhnlichen Leben entnommenem Inhalt, die, eine Untergattung der Fabliaux (s. d.), meist versifiziert, oft aber auch mit Prosa vermischt und, wie jene, nicht zum Singen, sondern zum Recitieren bestimmt waren. Ihre Verfasser hießen Conteours. Die üblichste Versart war der vierfüßige Schlagreim. Die Jongleurs, welche auf ihrem Wanderleben Gelegenheit zur Beobachtung des Weltlaufs hatten, benutzten die C., sie zu einer Chronique scandaleuse verliebter Ritter und wollüstiger Mönche zu machen. Die Leichtigkeit ihrer pikanten, scheinbar nachlässigen, von höflicher Bosheit gewürzten Sprache wurde besonders von Jean de Boves, Gauvain und Rutebeuf ausgebildet und hat der französischen Litteratur sich tief eingeprägt. Auch kirchliche Vorstellungen wurden oft in komischer Weise behandelt, dem zum Gegengewicht die Geistlichen selbst C. dévots verfaßten, wie z. B. Gautier de Coinsi (1236) in solchen die Wunderkraft der Maria verherrlichte. Später wurden die C. zu einfachen Erzählungen in Prosa oder Novellen, die nach dem Vorgang Boccaccios zum Teil in Sammlungen durch eine sogen. Rahmenerzählung zusammengefaßt wurden, wie z. B. das "Heptameron" der Margarete von Valois, die "C. et joyeux dévis" ihres Dieners Bonaventure des Perriers, die "C. de Eutrapel" von Noël Dufail u. a. Eine Sammlung solcher Erzählungen hat Lacroix veranstaltet in dem Werk "Les vieux conteurs français" (Par. 1840). Noch später, im 17. Jahrh., kamen die C. de fées, ebenfalls in Prosa, in Mode, auf welchem Gebiet Perrault und die Gräfin d'Aulnoy am berühmtesten wurden, während gleichzeitig Lafontaine auch die C. in Versen wieder mit großem Erfolg kultivierte. Vgl. Louandre, Chefs d'œuvre des conteurs français (Par. 1873-1874, 3 Bde.).

Contessa (ital.), Gräfin.

Contessa, 1) Christian Jakob Salice-C., Dichter und Novellist, geb. 21. Febr. 1767 zu Hirschberg i. Schl., war Kaufmann daselbst, wurde dann in die Untersuchungssache gegen den preußischen Kriegs- und Domänenrat Zerboni als angeblichen Verschwörer gegen den preußischen Staat verwickelt und saß ein Jahr lang in Spandau gefangen (1797). Später widmete er sich, meist auf seinem Gut Lichtenthal bei Greifenberg, litterarischen Beschäftigungen und starb 11. Sept. 1825 daselbst. Unter seinen Schriften sind hervorzuheben die Romane: "Das Grabmal der Freundschaft und Liebe" (Bresl. 1792) und "Der Freiherr und sein Neffe" (das. 1824), die Novelle "Almanzor" (Leipz. 1808) und das historische Schauspiel "Alfred" (Hirschberg 1809). Eine Sammlung seiner "Gedichte" veranstaltete W. L. Schmidt (Bresl. 1826).

2) Karl Wilhelm Salice-C., Novellist und Lustspieldichter, Bruder des vorigen, geb. 19. Aug. 1777 zu Hirschberg, schloß auf dem Pädagogium zu Halle mit E. v. Houwald Freundschaft, studierte seit 1798 in Erlangen und Halle, bereiste Frankreich und lebte dann unabhängig in Weimar (1802-1803) und Berlin, zuletzt zu Neuhaus bei Lübben auf dem Gut seines Freundes Houwald; starb 2. Juni 1825 in Berlin. Unter seinen Lustspielen war besonders "Das Rätsel" (1809), unter seinen Erzählungen "Magister Rößlein" (in den mit seinem Bruder herausgegebenen "Dramatischen Spielen und Erzählungen", Hirschb. 1812-14, 2 Bde.) beliebt. Sonstige Lustspiele sind: "Der unterbrochene Schwätzer", "Der Findling", "Ich bin mein Bruder" etc. Außerdem schrieb er "Erzählungen" (Dresd. 1819, 2 Bde.) und gab mit Hoffmann und Fouqué "Kindermärchen" (Berl. 1816-17, 2 Bde.) heraus. Seine sämtlichen Schriften, herausgegeben von Houwald, erschienen Leipzig 1826 in 9 Bänden. C. war auch ein guter Landschaftsmaler, als welchen ihn Hoffmann in den "Serapionsbrüdern" unter dem Namen Silvester schildert.

Contestani, Volk, s. Kontestaner.

Conthey (spr. kongtä; deutsch Gundis), Hauptort eines Bezirks im schweizer. Kanton Wallis, 575 m ü. M., auf einem Hügel über dem Rhônethal (4 km östlich von Sitten), hat Getreide- und Weinbau und (1880) 2553 Einw. Der Bezirk C. umfaßt fünf Gemeinden mit 7888 Einw. durchaus französischer Zunge und katholischer Konfession.

Conti (ital.), Mehrzahl von Conto, s. Konto.

Conti, Name jüngerer Nebenzweige des bourbon. Hauses Condé, von der kleinen Stadt C. bei Amiens hergenommen. Merkwürdig sind von deren Gliedern:

1) François, Prinz von, zweiter Sohn Ludwigs I. von Bourbon, Prinzen von Condé, geb. 19. Aug. 1558, ward protestantisch erzogen, trat aber in der Bartholomäusnacht zur katholischen Konfession über. Nach Heinrichs III. Ermordung schloß er sich an Heinrich IV. an, focht in der Schlacht bei Ivry mit Auszeichnung, wurde aber 1594 von dem Herzog von Mercoeur bei Craon geschlagen; starb ohne männliche Nachkommen 3. Aug. 1614 in Paris.

2) Louise Marguerite von Lothringen, Prinzessin von, Tochter des Herzogs Heinrich von Guise und der Katharina von Kleve, vermählte sich 1605 mit C. 1) und nach dessen Tod heimlich mit dem Marschall Bassompierre. Als dieser in die Bastille gesetzt ward, mußte sie sich auf ihre Güter zu Eu begeben, wo sie 30. April 1631 starb. Sie schrieb: "Histoire des amours du grand Alcandre", d. h. Heinrichs IV. (Leiden 1663; neue Ausg., Par. 1786, 2 Bde.).

3) Armand von Bourbon, Prinz von, geb. 11. Okt. 1629 zu Paris, Sohn Heinrichs II. von Condé, Bruder des großen Condé, war wegen seines schwächlichen, mißgestalteten Körpers ursprünglich zum geistlichen Stand bestimmt und schon Inhaber mehrerer Pfründen, kämpfte aber in den Reihen der Fronde gegen den Hof, ward 1650 mit seinem Bruder und dem Herzog von Longueville verhaftet und erst 1651 wieder in Freiheit gesetzt. Als der große Condé die Fahne des Aufstandes erhob, machte C. gemeinschaftliche Sache mit ihm, söhnte sich aber bald mit dem Hof aus und heiratete sogar Mazarins Nichte, Anna Maria Martinozzi, die ihm als Aussteuer das Gouvernement von Guienne zubrachte. Im Kriege gegen Spanien 1654 mit einem Kommando betraut, eroberte er Villafranca und Puycerda. Im italienischen Feldzug von 1657 focht er unglücklich. 1660 ward ihm das Gouvernement von Languedoc übertragen; er starb 21. Febr. 1666 auf seinem Landsitz Grange au Prés bei Pézenas. Er schrieb unter anderm einen gegen das Theater gerichteten "Traité de la comédie et des spectacles" (Par. 1667).

4) Louis Armand, Prinz von C., Graf von Pézenas, ältester Sohn des vorigen, geb. 4. April 1661, vermählt mit Marie Anne von Bourbon, Mademoiselle de Blois, legitimierter Tochter Ludwigs XIV. von der Lavallière, kämpfte in Ungarn gegen die Türken, kehrte 1682 nach Paris zurück, ward aber wegen Spöttereien über den König und die Maintenon, die sich der Prinz und sein Bruder (s. Conti 5) in Briefen an Freunde erlaubt, auf kurze Zeit von hier verbannt und starb 5. Nov. 1685 in Fontainebleau kinderlos.

5) François Louis, Prinz von La Roche sur

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