Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Créneaux; Crenneville; Crenothrix; Crêpe; Crepuscularia; Crépy; Créqui; Crescendo; Crescentia; Crescentiis; Crescentini

335

Créneaux - Crescentini.

Créneaux (franz., spr. krenoh), Schießspalten in Mauern und Holzwänden zur Gewehrverteidigung, s. Mauerwerk.

Crenneville (spr. kränwil), Franz Folliot, Graf von, österreich. General, geb. 22. März 1815 zu Ödenburg, aus altadligem normännischen Geschlecht stammend, trat in das Marinekollegium zu Venedig, ward 1831 Leutnant beim Regiment Kaiserjäger, 1837 Hauptmann, 1841 Dienstkämmerer des Kaisers Ferdinand und stieg bis 1848 zum Obersten und Flügeladjutanten. 1849 führte er ein Grenadierbataillon, an dessen Spitze er im Feldzug gegen Piemont 1849 sowie während der Streifzüge in der Romagna gegen Garibaldi focht, dann das Infanterieregiment Graf Kinsky, ward 1850 Generalmajor und Brigadier und befehligte mehrere Jahre die in den italienischen Herzogtümern stationierten österreichischen Truppen. Im J. 1855 ward er nach Paris gesandt und 1857 Feldmarschallleutnant und Divisionär in Siebenbürgen und Kroatien. 1859 zeichnete er sich bei Montebello und Solferino aus. Nach dem Krieg ward er Geheimrat mit dem Vorsitz im Präsidialbüreau des Armeeoberkommandos und im Oktober 1859 erster Generaladjutant des Kaisers, als welcher er auch das Präsidium der Zentralkanzlei und den Vortrag über alle persönlichen Angelegenheiten der Armee hatte. 1867 wurde er zum Oberstkämmerer des Kaisers Franz Joseph ernannt.

Crenothrix Cohn (Brunnenfaden), Spaltpilzgattung aus der Familie der Leptotricheen, nach andern Algengattung aus der Ordnung der Cyanophyceen und der Familie der Oscillariaceen, mit farblosen, in eine Gallertscheide eingeschlossenen Gliederfäden, deren Zellen sich isolieren und neue Fäden bilden können. Außerdem entwickelt sie durch Teilung der Fadenzellen sehr winzige Gonidien, die zu neuen Fäden heranwachsen; auch gallertartige Zellkolonien können aus den Gonidien hervorgehen. C. polyspora wurde zuerst 1870 in einem Breslauer Brunnen konstatiert, später zeigte sie sich auch massenhaft in der Berliner Wasserleitung. Sie tritt in Form kleiner, im Wasser schwimmender, durch Eisenoxydhydrat hellbräunlich gefärbter, aus verwirrten Fäden bestehender Flocken auf. Vgl. Zopf, Entwickelungsgeschichte der C. (Berl. 1879).

Crêpe (franz., spr. kräp), s. Krepp.

Crepuscularia (Schwärmer), Familie aus der Ordnung der Schmetterlinge (s. d.).

Crépy (Crespy), 1) (C. en Valois) Stadt im franz. Departement Oise, Arrondissement Senlis, an der Nordbahn, früher Hauptstadt des Herzogtums Valois, mit (1876) 2646 Einw., welche Getreidehandel, Zuckerrübenbau und Kesselschmieden betreiben. Die Reste der alten Befestigung, eines Schlosses, mehrerer Kirchen und Abteien und zahlreiche mittelalterliche Häuser erinnern noch an die frühere Bedeutung der Stadt. -

2) (C. en Laonnais) Dorf im franz. Departement Aisne, Arrondissement Laon, an der Nordbahn, mit (1876) 1505 Einw., geschichtlich denkwürdig durch den hier abgeschlossenen Separatfrieden vom 18. Sept. 1544, welcher den vierten Krieg zwischen Franz I. und Kaiser Karl V. beendigte.

Créqui (spr. krehki), Franz, Herzog von, Marschall von Frankreich, geb. 1624, Sohn des Herzogs Karl von C., der als Marschall von Frankreich unter Heinrich IV. und Ludwig XIII. gegen Spanien und Österreich mit Ruhm gekämpft hatte, focht seit 1640 in Flandern, zeichnete sich unter Turenne besonders aus, befehligte 1667 ein Korps am Rhein, ward 1669 Marschall und besetzte 1670 Lothringen. 1675 kommandierte er ein Heer am Mittelrhein, erlitt aber von den deutschen Truppen 11. Aug. bei Konzsaarbrück eine Niederlage und geriet in Gefangenschaft. Doch führte er 1676-78 den Krieg wieder siegreich und rückte 1679 bis an die Weser vor, um den Großen Kurfürsten zum Frieden zu zwingen. Nachdem er 1684 Luxemburg und Trier erobert hatte, starb er 4. Febr. 1687 in Paris.

Crescendo (ital., spr. kreschenndo, "wachsend"), musikal. Vortragsbezeichnung, bedeutet s. v. w. an Tonstärke zunehmend, auch anschaulich ausgedrückt durch das Zeichen <. Im Orchester wird das C. auf zweierlei Weise erzielt, erstens durch Hinzutreten von immer mehr Instrumenten und zweitens durch stärker werdendes Spiel der einzelnen Instrumente. Die Singstimme, die Blas- und Streichinstrumente haben das C. völlig in der Gewalt und können den einzelnen Ton anschwellen; dem Klavier fehlt die letztere Fähigkeit, und das C. wird durch stärkern Anschlag hervorgebracht. Auch der Orgel fehlte früher das C. ganz und konnte nur durch Anziehen von immer mehr Registern bewerkstelligt werden, was natürlich eine ruckweise Verstärkung ergibt. Diesem Übelstand hat man in neuerer Zeit auf zweierlei Weise abzuhelfen versucht: man hat eine oder ein paar zarte Stimmen in einem Kasten mit beweglichem Deckel eingeschlossen, der durch einen Pedaltritt regiert wird (Schweller, Dachschweller, Jalousieschweller); sodann bewirkt eine sinnreiche mechanische Vorrichtung, welche durch einen Pedaltritt in Funktion gesetzt wird, in einer bestimmten Reihenfolge den allmählichen Eintritt der Stimmen. Ein wirkliches C., wie es das Orchester hervorbringen kann, ist aber der Orgel noch heute unmöglich und ist vielleicht auch für dieselbe nicht wünschenswert, da es dem Orgelton seine majestätische Leidenschaftslosigkeit nehmen und eine sentimentale oder pathetische Spielweise veranlassen würde.

Crescentia L. (Kürbisbaum, Kalebassenbaum), Gattung aus der Familie der Gesneraceen, Bäumchen im tropischen Amerika und in Westindien, mit abwechselnden, einzeln oder in Büscheln stehenden, einfachen oder dreizähligen Blättern, einzeln oder in Trauben stehenden Blüten und großen, flaschenförmigen Früchten. C. Cujete L. ist ein 6-9 m hoher, allgemein kultivierter Baum Westindiens und Südamerikas, mit gebüschelten, lanzettförmigen Blättern, grünlichen, rot und gelb gescheckten Blüten und großen, ovalen oder rundlichen, zuweilen 30 cm im Durchmesser haltenden Früchten mit einer grünen, holzigen Rinde und einem schwammig-saftigen, säuerlich-süßen Mark, in dem die Samen sitzen. Dieses Mark wird in Amerika arzneilich benutzt. Aus der Fruchtschale verfertigt man Töpfe, Schalen, Löffel etc. Das Holz dient in der Möbeltischlerei. Von einer mexikanischen Art stammt das Anacahuitholz.

Crescentiis, Petrus de, s. Crescenzi 1).

Crescentini (spr. kresch-), Girolamo, Sänger (Kastrat), geb. 1769 zu Urbania bei Urbino, bildete sich in der Musik bei seinem Vater, sodann im Gesang bei Gibelli, trat zuerst zu Rom in Frauenrollen auf, ward 1785 als erster Sopran in Livorno angestellt, sang dann in Padua, während des Karnevals 1785 zu Venedig, im Sommer darauf in Turin und erntete überall ungemeinen Beifall. Nach 16monatlichem Aufenthalt in London gastierte er von 1787 an auf verschiedenen Bühnen Italiens, verweilte dann vier Jahre in Lissabon und kam um 1805 nach Wien, wo er als Gesanglehrer der kaiserlichen Familie angestellt wurde. Hier hörte ihn Napoleon I. und zog ihn unter glänzenden Bedingungen nach Paris, dessen Klima

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]