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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Cuba

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Cuba (Geschichte).

als Fastenspeise aus den Vereinigten Staaten und Europa, Mehl aus Spanien und den Vereinigten Staaten, Speck aus den Vereinigten Staaten, Steinkohlen aus den Vereinigten Staaten und England, Olivenöl aus Spanien, Petroleum aus den Vereinigten Staaten, alle europäischen Manufakturen. Die wichtigsten Häfen sind: Havana, Matanzas, Cardenas und Santiago de C. - Die Verfassung der Insel beruht auf der Verordnung vom 29. Mai 1825, wonach der an der Spitze der Regierung stehende General-Kapitän mit fast absoluter Gewalt bekleidet wurde. Von jeher war es Prinzip, die Kolonie zu gunsten des Mutterlandes auszubeuten, und solange die Pflanzer in den Vereinigten Staaten Absatz für ihre überzähligen Sklaven fanden, fügten sie sich in die Verhältnisse. Seit Unterdrückung des Aufstandes (1868 bis 1878) hat man indes der Insel einige Zugeständnisse gemacht und den Bewohnern in ihren lokalen Angelegenheiten größere Befugnisse gegeben (s. unten, am Schluß der Geschichte). Die lästigen Zölle bestehen indes noch immer fort, und die Besteuerung ist ungemein hoch. Im J. 1884/85 beliefen sich die Kolonialausgaben auf 32 Mill. Pesos, und schon 1879 hatte C. eine Kolonialschuld von 135 Mill. Pesos. Die bewaffnete Macht besteht aus 24 Bataillonen Infanterie, 2 Regimentern und 8 Schwadronen Kavallerie, 9 Batterien und 2 Bataillonen Ingenieurtruppen. Dazu kommen 1 Bataillon und 3 Schwadronen Gendarmerie, 1 Bataillon und 1 Reiterregiment Guerillas, 1 Regiment (2 weiße und 3 schwarze Bataillone) sowie 4 Reiterregimenter Miliz und 4 Regimenter Zivilgarde.

Geschichte.

Christoph Kolumbus, der C. 27. Okt. 1492 entdeckte, hielt es anfangs für einen Teil des asiatischen Festlandes und nannte es zu Ehren der spanischen Thronerbin Juana; 1508 umschiffte Sebastian de Ocampo die Insel, und 1511 gab Diego Kolumbus, der die kräftigen Indianer von C. gern als Sklaven benutzt hätte, dem Diego Velasquez den Befehl zur Eroberung der Insel, die nach kurzem Widerstand des Kaziken Hatuey ohne Schwertstreich erfolgte. Velasquez behandelte die Eingebornen mild, gründete 1512 die Stadt Baracoa, dann noch mehrere Städte, beförderte die Einfuhr von Negersklaven, knüpfte Verbindungen mit Mexiko an, ward zum General-Kapitän von C. ernannt und hinterließ 1524 die Insel in einem blühenden Zustand. Unter der Statthalterschaft des Hernandes Soto erstand zwar das 1538 durch französische Korsaren zerstörte Havana wieder; aber der Volksstamm der Indianer war infolge von Sotos Härte um 1560 aufgerieben, und das Land blieb unbebaut. Havana wurde 1584 befestigt und 1633 der Sitz eines eignen Gouverneurs. Das offene Land litt damals fortwährend unter den Einfällen der Flibustier; so ward 1688 die Stadt Principe von ihnen gänzlich zerstört. Erst nach dem Untergang derselben atmete C. wieder auf; aber mit dem wachsenden Wohlstand und dem sich entwickelnden Geiste der Selbständigkeit begannen auch seit dem Anfang des 18. Jahrh. Streitigkeiten zwischen Mutter- und Tochterland, die später bisweilen zum offenen Kampfe führten. Als die Landbewohner neben der Viehzucht auch Tabaksbau (weil dieser ohne Sklaven möglich war) zu treiben begannen, erklärte 1717 die spanische Regierung den Tabakshandel auf C. für ihr Monopol. Die natürliche Folge waren der Schleichhandel in diesen Gewässern, insbesondere zwischen C. und Jamaica, und Konflikte mit andern Seestaaten, namentlich mit England, weshalb die Regierung 1740 das Tabaksmonopol an einige Kaufleute von Cadiz abtrat. Am 13. Aug. 1762 eroberte eine englische Expedition unter Admiral Pococke Havana und gab der Landwirtschaft und Industrie der Insel neuen Aufschwung, der sich auch dann noch bemerklich machte, als die Engländer im Frieden von 1763 C. gegen Florida umtauschten und die Insel im Juli 1764 verließen. C. blieb zwar seit dieser Zeit bei Spanien, doch mußte dies die alten Handelsbeschränkungen fallen lassen. Seit 1773 wurde C. der Mittelpunkt des Sklavenhandels für das ganze spanische Amerika. 1777 wandelte man C. in eine unabhängige Generalkapitanerie um; nach dem nordamerikanischen Befreiungskrieg erhielten Havana und Santiago die Erlaubnis freien Handels mit fremden Nationen, und 1790 wurde auch der Sklavenhandel freigegeben. Durch solche und ähnliche Einrichtungen hob sich der Zustand Cubas auf eine hohe Stufe der Blüte. Durch die Übersiedelung einer großen Anzahl royalistischer Pflanzer von Haïti nach C. infolge der französischen Revolution vermehrte sich die Zahl wohlhabender Einwohner und wurde der Kaffeebau auf der Insel allgemein. Mit dem Verkehr wuchs aber auch der Geist der Selbständigkeit, dem jedoch in der allmählich anschwellenden und ebenfalls nach Unabhängigkeit strebenden Sklavenmenge ein gefährlicher Feind erstand. Der erste große Negeraufstand von 1812 unter Aponte ward zwar unterdrückt, aber immer neue Aufstände ließen fortan die Insel nicht zur Ruhe kommen. Tausende von Schwarzen fielen in denselben, namentlich in den Aufständen von 1844 und 1848. Trotz dieser von den Schwarzen drohenden Gefahr gab man die Einfuhr von Sklaven nicht auf. Obgleich England wiederholt die Einstellung des Sklavenhandels forderte und von seiten der spanischen Regierung öfters Verbote desselben ergingen, auch die Notwendigkeit dieses Handels litterarisch angefochten und Gesellschaften zur Verwendung freier Arbeiter gegründet wurden, so half doch das alles dem Übelstand nicht ab. Es wurden immer wieder Neger von Afrika eingeführt, bis der neue Negeraufstand von 1848, dem wiederum 10,000 Schwarze als Opfer fielen, die Pflanzer endlich an die Gefahr erinnerte, die ihnen aus dem Sklaveninstitut erwuchs. Daneben bestand noch ein schroffer Gegensatz zwischen den Kreolen und den Spaniern. Die Unzufriedenheit der Kreolen, welche über ihre Zurücksetzung von Staatsämtern und einträglichen Posten, über drückende Steuern und Zölle, über die Vernachlässigung der materiellen Interessen der Insel durch Spanien klagten, wurde bedenklich, als seit 1845 das Streben der Amerikaner, die "Königin der Antillen" für sich zu gewinnen, stärker hervortrat. Bis dahin hatte Spanien nur gegen England auf seiner Hut sein müssen, welches angeblich aus Humanität den Besitz Cubas wünschte, aber durch die Eifersucht Nordamerikas in Schranken gehalten wurde. Die Nordamerikaner legten ihre Gelüste nach der Insel weit offener an den Tag. Ende 1845 wurde im Senat zu Washington der Antrag gestellt, mit Spanien wegen Abtretung der Insel C. in Unterhandlung zu treten; zu Anfang 1846 bildete sich eine Gesellschaft, zu der auch zahlreiche Cubaner gehörten, die der spanischen Regierung 200 Mill. Doll. als Kaufsumme anboten. Hiermit zurückgewiesen, schritt man zu gewaltsamen Maßregeln, und es hatten sich bereits im September und Oktober 1849 auf Rhode-Island unter Oberst White ungefähr 1500 Mann gesammelt, als die nordamerikanische Regierung die Expedition vereitelte. Man suchte nun der Agitation eine gesetzliche Form zu geben und gründete die Junta promovedera de

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