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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Desobligeant - Desportes.

"Messager des dames et des demoiselles" (1854) ins Leben. Er starb 17. Dez. 1868 in Paris.

Desobligeant (franz., spr. desoblischāng), ungefällig, unfreundlich; Desobligeante, ein schmaler Wagen für zwei Personen.

Desobstruktiv (neulat.), gegen Verstopfung wirksam.

Desodorisation und Desodorisierende Mittel, s. Desinfektion, S. 705 u. 707.

Desokkupiert (franz.), unbeschäftigt, müßig.

Desolāt (lat.), verwüstet, öde; traurig, trostlos.

Desor, Eduard, Geolog, geb. 1811 zu Friedrichsdorf bei Homburg v. d. Höhe, studierte in Gießen und Heidelberg die Rechte, ging 1832, da er wegen seiner Teilnahme am Hambacher Fest in Untersuchung gezogen wurde, nach Paris und begann hier Ritters "Erdkunde" zu übersetzen. Bald aber widmete er sich ausschließlich der Geologie und siedelte, nachdem er Vogt und Agassiz kennen gelernt, nach Neuchâtel über. Er beteiligte sich dann an den Forschungen Agassiz' und schrieb eine Monographie über die Seeigel und "Geologische Alpenreisen" (deutsch von Vogt, 2. Aufl., Frankf. 1847). Er besuchte hierauf Skandinavien, um die erratischen Erscheinungen zu untersuchen, ging 1847 nach Amerika, erhielt eine Anstellung in der Coast Survey und nahm an der geologischen Aufnahme der Mineraldistrikte am Obern See und des Staats Pennsylvanien teil. Im J. 1852 kehrte er nach Neuchâtel zurück und übernahm hier die Professur der Geologie. Von der Stadt Neuchâtel in den Großen Rat gewählt, beantragte er die Wiederherstellung der Akademie, an deren Spitze er ununterbrochen wirkte. Er wurde auch Mitglied des eidgenössischen Schulrats und Abgeordneter an der Bundesversammlung, als welcher er 1873 zum Präsidenten des Nationalrats erwählt wurde. Im J. 1866 präsidierte er bei dem ersten anthropologischen Kongreß in Neuchâtel. Er starb 23. Febr. 1882 in Nizza. D. veröffentlichte: "Synopsis des échinides" (Par. 1858); "Geologische Beschreibung des Neuchâteler Jura"; "Über den Gebirgsbau der Alpen" (Wiesb. 1865); "Echinologie helvétique" (mit Loriol, das. 1869-72). Im Winter 1863-64 unternahm er mit Escher von der Linth und Martius eine wissenschaftliche Reise nach Algerien und der Sahara und schrieb über dieselbe: "Aus Sahara und Atlas, vier Briefe an J. ^[Justus] v. Liebig" (Wiesb. 1865). Aus der letzten Zeit stammen eine "Monographie über die Pfahlbauten des Neuenburger Sees" (deutsch von Mayer, Frankf. 1866) und "Le bel âge du bronze lacustre en Suisse" (mit Favre, Par. 1874).

Desordre (franz.), Unordnung, Verwirrung.

Desorganisation (franz.), die völlige Zerstörung der Organisation; auch Verwirrung und Zerrüttung von Staats- oder Privatangelegenheiten. Desorganisieren, in Unordnung bringen, zerrütten.

Desoria, s. Springschwänze.

Desorientieren (franz.), verwirrt machen.

Desossieren (franz.), ausbeinen, die Knochen aus Fleisch, Geflügel etc. herausnehmen.

Desoxydation (franz.), chem. Prozeß, durch welchen einer Sauerstoffverbindung der Sauerstoff zum Teil entzogen wird. Vgl. Reduktion.

Despékt (lat.), Verachtung, Entehrung, Schimpf; despektieren, herabsehen, verachten; despektierlich, verächtlich, geringschätzig.

Despeñaperros (Puerto de D.), berühmter und früher berüchtigter Engpaß in der Sierra Morena, durch welchen die Straße vom Hochplateau der Mancha in die andalusische Tiefebene und nun auch die Eisenbahn von Madrid nach Sevilla führt.

Desperādos (span., "Verzweifelte"), die sich außerhalb der Gesetze stellenden Mitglieder einer politischen (extrem radikalen) Partei.

Desperāt (lat.), verzweifelt, hoffnungslos; Desperation, Verzweiflung; desperieren, verzweifeln, alle Hoffnung aufgeben.

Desplaces (spr. däpláß), Louis, franz. Kupferstecher, geb. 1682 zu Paris, zierte viele der beliebtesten Kupferstichwerke damaliger Zeit mit Bildnissen und Historien und starb 1739 in Paris. Noch immer von Wert sind: der Triumph des Titus und Vespasian, nach Giulio Romano; die Anbetung der Könige, nach demselben; die Weisheit in Begleitung des Herkules, nach Paul Veronese; die Fußwaschung, nach Muziano; der Heiland zwischen den Mördern am Kreuz auf Golgatha, nach Carracci.

Despoblādo (span., "Einöde"), Name einer unbewohnten, nur mit dürftigem Gras und niederm Buschwerk besetzten Plateaulandschaft auf der Grenze von Bolivia und der Argentinischen Konföderation, östlich von Atacama, 3000 m hoch.

Despoina (griech., "Herrscherin"), Beiname mehrerer griechischer Göttinnen, z. B. der Artemis, Kybele, Athene, auch der Demeter, besonders aber der Persephone.

Despois (spr. däpŏá), Eugène André, franz. Schriftsteller, geb. 25. Dez. 1818 zu Paris, auf der Normalschule gebildet, war Lehrer der Rhetorik in Bourges, später in Paris, legte nach dem Staatsstreich vom 2. Dez. 1851 seine Stelle nieder und widmete sich litterarischen Arbeiten. Seit 1870 als Unterbibliothekar an der Sorbonne angestellt, starb er 23. Sept. 1876 in Paris. Von seinen Schriften verdienen Hervorhebung: "La révolution d'Angleterre" (1861); "Les lettres et la liberté" (1865); das ironisch betitelte Buch "Le vandalisme révolutionnaire" (1868), worin die bedeutenden geistigen und moralischen Reformen des französischen Konvents dargelegt sind, und "Le théâtre français sous Louis XIV" (1874, 2. Aufl. 1882).

Despoliieren (lat.), berauben, plündern; Despoliation, Beraubung.

Desponsātus (lat.), Verlobter; Desponsata, Verlobte; Desponsatio, Verlobung, daher Desponsatio B. M. V., Fest der Verlobung Mariä, s. Marienfeste.

Desportes (spr. däpórt), 1) Philippe, franz. Dichter, geb. 1546 zu Chartres, erwarb sich nicht bloß durch seine Reisen (nach Rom im Gefolge eines Bischofs, nach Polen mit dem Herzog von Anjou) Kenntnis von Menschen und Dingen, sondern auch in hohem Grade das Zutrauen und die Zuneigung seines letztgenannten Herrn, der ihn als König Heinrich III. mit Pfründen und Wohlthaten überhäufte. Als Höfling und Lebemann folgte er den ausschweifenden Sitten seiner Zeit, zeigte sich aber zugleich als ein eifriger Beschützer und Förderer der Wissenschaft. Als Dichter hat er sich besondere Verdienste um die Reinheit der Sprache und Strenge der metrischen Formen erworben und darf als Vorläufer Malherbes angesehen werden. Er starb 5. Okt. 1606. Außer seinen eleganten, graziösen und harmonischen Gedichten hat er eine Übersetzung der Psalmen geliefert (1603) und eine Sammlung von "Prières et méditations chrétiennes" in guter Prosa. Eine neue Ausgabe seiner "Œuvres" besorgte Michiels 1858.

2) François, franz. Maler, geb. 24. Febr. 1661 zu Champigneul, lebte eine Zeitlang in Polen am Hof Sobieskis und dann in Paris, wo er bei Ludwig XV. in großer Gunst stand. Er starb 15. April 1743. Seine besten Werke sind Jagd- und Tierstücke.