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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Diaskeuase - Diät.

(Bonn 1838, 4 Bde.). Der ungelehrte und im Aberglauben seiner Zeit befangene Verfasser entwickelt bei aller Beschränktheit und Ignoranz eine staunenswerte Beobachtungs- und Darstellungsgabe, und die anschauliche, lebendige und naive Schilderung des Landes und seiner Bewohner, des Heldenmuts Cortez' und seiner Begleiter, ihrer wunderbaren Thaten und Schicksale macht einen wahrhaft epischen Eindruck.

Diaskeuāse (griech.), Anordnung, Umarbeitung, Redaktion eines Schriftwerks; daher Diaskeuasten, im Altertum Name derjenigen Gelehrten, welche die Anordnung der Homerischen Gesänge, wie sie seit Peisistratos bestand, einer neuen Revision unterwarfen, einzelne Stücke auch wohl überarbeiteten und ergänzten, bis jene Gesänge endlich durch die alexandrinischen Grammatiker die jetzige Gestalt erhielten.

Diaspōr, Mineral aus der Ordnung der Hydroxyde, kristallisiert rhombisch, in breiten Säulen, findet sich meist derb in dünnschaligen, breitstängeligen, auch faserigen, blätterigen Aggregaten, ist gelblich- und grünlichweiß, auch violblaugrau, mit einer dünnen Rinde von Brauneisenocker bedeckt, durchsichtig bis durchscheinend, auf den vollkommenen Teilungsflächen mit Perlmutterglanz, auf dem Querbruch mit Fettglanz, Härte 6, spez. Gew. 3,3-3,46, besteht aus Thonerdehydrat Al2H2O4 ^[Al<sub>2</sub>H<sub>2</sub>O<sub>4</sub>] und findet sich als Begleiter des Schmirgels und Korunds bei Ephesus, auf Naxos, bei Schemnitz, am Ural, im Dolomit des St. Gotthard, in Ungarn, Tirol, Massachusetts und Pennsylvanien.

Diaspŏra (griech., "Zerstreuung") nannte man die Gesamtheit der seit dem babylonischen Exil außerhalb Palästinas unter den heidnischen Völkern, namentlich in Ägypten und Kleinasien, lebenden Juden (Joh. 7, 35). Wie auf die dort zerstreut lebenden Judenchristen (Jak. 1,1; 1. Petr. 1,1), so wurde der Ausdruck später auch auf die nicht in Herrnhut wohnenden Mitglieder der Brüdergemeinde, in neuester Zeit auf die in katholischen Landesteilen zerstreut lebenden Evangelischen oder allgemein auf Glaubensgenossen, die mitten unter einer Bevölkerung von andern Konfessionen wohnen, angewandt.

Diastāse (auch Diastas, griech.), ein bei der Keimung sich bildender Eiweißkörper, findet sich in keimenden Gersten- und Weizenkörnern in der Nähe des Keims, aber nicht in den Würzelchen, ebenso in keimenden Kartoffeln an den Ansatzpunkten der Keime, aber nicht in letztern selbst. Aus dem wässerigen Auszug von Malz (gekeimter Gerste, welche 1 Proz. D. enthalten soll), der durch Erhitzen auf 70° vom Eiweiß befreit und dann filtriert ist, wird D. durch Alkohol als farblose, gummiartige, leicht lösliche Masse gefällt. Dies Präparat ist aber kaum als eine reine chemische Verbindung zu betrachten, sondern als ein Eiweißkörper (vielleicht auch als ein Gemisch von mehreren Eiweißkörpern), der sich in einem bestimmten Zustand der Zersetzung befindet und fermentartig wirkt. Ein Teil dieses Körpers verwandelt 2000 Teilchen Stärkemehl in Dextrin und Zucker. Ein in neuerer Zeit dargestelltes Präparat, das Maltin, soll sogar 200,000 Teile Stärkemehl umwandeln, und vielleicht ist D. ein unreines Maltin. Beide Stoffe wirken am schnellsten zwischen 60 und 75°, verlieren aber diese Fähigkeit bei stärkerm Erhitzen. Alaun, Arsenik, die meisten Metallsalze, Alkalien, Mineralsäuren, Alkaloide, Blausäure, Tannin, Kreosot, Terpentinöl verhindern oder verlangsamen die Wirkung der D. Ganz trockne D. erträgt eine Temperatur von 100°, ohne sich zu verändern. D. ist der wirksamste Bestandteil des Malzes und übt ihre Wirkung beim Maischprozeß.

Diastăsis (griech.), das Auseinanderweichen, namentlich von Knochen im Bereich ihrer natürlichen Nahtverbindungen.

Diastēma (griech.), Zwischenraum; in der Musik der Griechen s. v. w. Intervall.

Diastimēter (griech.), s. Distanzmesser.

Diastŏle (griech.), in der Metrik die durch die Kraft des metrischen Accents (der Arsis) bewirkte Dehnung einer an sich kurzen Silbe zu Anfang eines Wortes, z. B. Prīamides, im Gegensatz zu Systole (s. d.); in der Physiologie das Erschlaffen der Herzmuskeln (s. Blutbewegung).

Diastŏlik (griech.), bei den ältern Musiktheoretikern die Lehre von den Ab- und Einschnitten und wiederum von den Verbindungen der musikalischen Perioden; wird zuerst von Zarlino in seinen "Sopplimenti musicali" (Vened. 1589) gebraucht und kommt z. B. noch in Leop. Mozarts Violinschule (1756) vor. Gegen Ende des 18. Jahrh. kommt dafür der Ausdruck Phrasierung in Gebrauch (in Sulzers "Theorie der schönen Künste").

Diastylon (griech., "weitsäulig"), eine Halle mit weit voneinander abstehenden Säulen, insbesondere eine solche, bei welcher die Zwischenräume zwischen den Säulen dreimal so weit als ihre Durchmesser waren.

Diasyrmus (griech.), das Durchziehen, Verhöhnen; rhetorische Figur, die in der übermäßigen Verkleinerung eines Gegenstandes besteht, im Gegensatz zur Hyperbel.

Diät (griech.), im weitern Sinn die "Lebensweise" des Menschen überhaupt, sowohl in physischer als psychischer Beziehung; im engern Sinn aber bloß von der Wahl der Nahrungsmittel gebraucht. Die Wissenschaft, welche sich mit der Betrachtung der Nahrungsmittel beschäftigt, die Diätetik, ein wichtiger Teil der Gesundheitslehre, handelt von der Abstammung und den Bestandteilen unsrer Nahrungsmittel, Getränke und Gewürze, ihren physikalischen und chemischen Eigenschaften, den Veränderungen, welche sie bei der Zubereitung und bei der Verdauung erleiden, sowie auch von ihren physiologischen und chemischen Wirkungen im menschlichen und tierischen Körper und der zweckmäßigsten Art ihres Gebrauchs. In der Lehre von der Heilung der Krankheiten ist eine vernünftige Regulierung der D. einer der wesentlichsten und wichtigsten Punkte, und von ihr läßt sich oft weit mehr erwarten als von Arzneimitteln. Besonders bei chronischen Krankheiten kommt derselben oft eine viel höhere Bedeutung zu als den Arzneistoffen, und ohne die richtige D. kann selbst das zweckmäßigste Heilverfahren nichts ausrichten, während viele Krankheiten durch Umänderung der Lebensweise allein geheilt zu werden vermögen. Man unterscheidet zwei Hauptformen der D., nämlich die animalische und die vegetabilische D. Zur erstern gehören alle Arten von Fleisch, Eier und Milch (sowie gewisse Fette), also Stoffe, welche reich an Eiweiß (Stickstoff) und Fett sind; zur letztern vorzugsweise die stärkemehlhaltigen Stoffe: Brot, Mehl, frische und getrocknete Gemüse, Obst und von den gewöhnlichen Getränken namentlich Wein und Bier. Die vegetabilische D. umfaßt also stickstofffreie oder doch stickstoffarme Substanzen. Aber nur in seltenen Fällen (abgesehen etwa von der Milchdiät der Säuglinge) wird eine ausschließlich animalische oder ausschließlich vegetabilische D. befolgt werden; vielmehr wird der Mensch durch sein natürliches Bedürfnis fast immer auf eine gemischte D. sich hingewiesen sehen. Vom ärztlichen Standpunkt aus verdienen besondere Erwähnung die entzündungswidrige (Fieberdiät) und die restaurierende oder kräftigende D. Zur entzündungswidri-^[folgende Seite]