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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Dohnen; Dohrn; Doketen

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Dohnen - Doketen.

bitten, geb. 25. Jan. 1661 auf Schloß Coppet am Genfer See, Sohn des Burggrafen Friedrich (gest. 1688), von der jüngern, Vianischen Linie, die mit Friedrich V. von der Pfalz nach Holland gekommen war, das Gouvernement des Fürstentums Orange erhalten und in der Schweiz das Schloß Coppet erworben hatte, ward Amtshauptmann der Ämter Mohrungen und Liebstadt in Preußen, 1687 brandenburgischer Generalmajor und Geheimer Kriegsrat, 1695 Generalleutnant und später Oberhofmeister des Kurprinzen, nachmaligen Königs Friedrich Wilhelm I., 1713 Generalfeldmarschall; starb 25. Febr. 1728 zu Königsberg in Preußen. Er ist Ahnherr des Hauses Schlobitten.

6) Christoph, Graf von D.-Schlodien, Bruder des vorigen, geb. 2. April 1665 auf Schloß Coppet am Genfer See, von P. Bayle erzogen, trat in die brandenburgische Armee, wohnte 1686 dem Feldzug in Ungarn gegen die Türken bei, focht 1689 als Oberst gegen Ludwig XIV., ward 1698 Generalmajor und Gesandter in England, 1699 Geheimer Etatsrat, später Gesandter zu London, 1704 Generalleutnant und 1713 General der Infanterie. 1716 nahm er seinen Abschied und starb 11. Okt. 1733 auf seinen Gütern in Preußen. Seine interessanten "Mémoires originaux sur le règne et la cour de Frédéric I, roi de Prusse" wurden von Raumer (Berl. 1833) veröffentlicht.

7) Christoph, Graf von D.-Schlodien, geb. 25. Okt. 1702, Sohn des vorigen, ward 1740 preußischer Oberst und zeichnete sich in den beiden ersten Schlesischen Kriegen aus. 1751 zum Generalleutnant ernannt, kommandierte er 1757 die Avantgarde des Lehwaldtschen Korps gegen die Russen, befehligte bei Großjägersdorf das erste Treffen, erhielt sodann ein Kommando in Vorpommern gegen die Schweden, schloß Stralsund ein, hielt 1758 die Russen bis zur Ankunft des Königs an der Oder auf, befehligte bei Zorndorf einen Flügel des ersten Treffens, zwang die Russen, die Belagerung von Kolberg aufzuheben, agierte gegen die Österreicher in Sachsen und drängte im Januar 1759 die Schweden wieder nach Stralsund und Rügen zurück. Im Sommer 1759 operierte er mit weniger Glück gegen die Russen in der Neumark. Deshalb abberufen, lebte er fortan in Berlin, wo er 19. Mai 1762 starb.

8) Friedrich Ferdinand Alexander, Burggraf zu D.-Schlobitten, geb. 29. März 1771 auf Schloß Finckenstein in Preußen, trat 1790 in den preußischen Staatsdienst, ward 1794 Kriegs- und Domänenrat in Berlin und 1801 Kammerdirektor in Marienwerder, wo er sich 1806 um die Verproviantierung von Graudenz und Danzig sehr verdient machte. Seit 1807 Präsident der Domänenkammer zu Marienwerder, dann seit Steins Rücktritt 1808 Minister des Innern, nahm er teil an den Reformen in der Gesetzgebung und Verwaltung, bis er 1810 bei Hardenbergs Eintritt aus dem Staatsdienst schied und sich auf seine Güter in Ostpreußen zurückzog. Hier warb er Generallandschaftsdirektor und beförderte 1813 die Bewaffnung der Provinz aufs eifrigste, wofür er zum Zivilgouverneur der Provinz Preußen ernannt wurde. Nach Aufhebung dieser Stelle 1814 zog er sich nach Schlobitten zurück, war mehrmals Abgeordneter zum Provinziallandtag und starb 21. März 1831. Vgl. Voigt, Leben Dohnas (Leipz. 1833).

9) Karl Friedrich Emil, Burggraf von D., Bruder des vorigen, geb. 4. März 1784, trat 1798 in ein preußisches Kavallerieregiment, zeichnete sich im Feldzug von 1807 aus, ging 1811 in russische Dienste über, half die Konvention zwischen York und Diebitsch auf der Poscheruner Mühle 30. Dez. 1812 abschließen, focht als Kommandeur des 2. Husarenregiments der russisch-deutschen Legion in den Freiheitskriegen von 1813 bis 1814 und, nachdem er in preußische Dienste zurückgetreten, 1815 als Kommandeur eines Ulanenregiments. Er wurde 1837 Generalleutnant, erhielt 1839 das Generalkommando des 2. Armeekorps, 1842 das des 1. Armeekorps, ward 1848 zum General der Kavallerie und 1854 zum Generalfeldmarschall ernannt. Er starb 21. Febr. 1859. Er war ein Schwiegersohn Scharnhorsts.

Dohnen, Schlingen von Pferdehaaren zum Fangen von Kramts- und andern Vögeln, besonders Drosseln, werden an Bäumen mittels Ruten befestigt, meist in möglichst gerader Richtung (Dohnenstrich, Dohnensteig), und zum Anlocken der Vogel mit Ebereschbeeren behängt. Der Fang beginnt gegen Ende September, zur Zugzeit, und endet im Oktober, wenn der Zug der Weindrossel aufhört (s. Vogelfang). Über Laufdohnen s. d.

Dohrn, 1) Karl August, Entomolog, geb. 27. Jan. 1806 zu Stettin, studierte seit 1821 in Berlin die Rechte, gab aber die juristische Laufbahn auf, um sich dem Kaufmannsstand zu widmen. Seit 1831 machte er große Reisen durch Europa, Nordafrika und Südamerika, kehrte 1838 nach Stettin zurück und übernahm nun die Stellvertretung in der Direktion einer vom Vater auf Aktien begründeten Zuckersiederei. Sein Hauptinteresse war aber der spanischen Litteratur zugewandt, und er gab mehrere Übersetzungen spanischer Dramen, auch drei Hefte schwedischer Lieder heraus. 1840 trat er dann in Stettin dem kurz zuvor gegründeten Entomologischen Verein, dem ersten in Deutschland, bei und widmete sich nun mit großem Eifer der Entomologie, speziell den Käfern. Seit 1843 übernahm er das Präsidium des Vereins sowie die Redaktion der Zeitschrift desselben und gab seit 1846 auch die "Linnaea entomologica" heraus. Er begründete eine sehr bedeutende entomologische Bibliothek und erweiterte seine Käfersammlung zu einer der besten Privatsammlungen von ca. 40,000 Arten. Er wurde von der Königsberger Universität honoris causa zum Doktor krëiert und 1859 von seiner Vaterstadt ins Abgeordnetenhaus gewählt.

2) Anton, Zoolog, Sohn des vorigen, geb. 29. Dez. 1840 zu Stettin, studierte in Königsberg, Bonn, Jena und Berlin Zoologie, veröffentlichte schon sehr früh kleinere Schriften über Systematik der Hemipteren, promovierte 1865 auf Grund einer Abhandlung über die Anatomie der Hemipteren, habilitierte sich 1868 als Privatdozent für Zoologie in Jena, verließ aber bald darauf die akademische Laufbahn und begründete 1870 die zoologische Station zu Neapel, welche er zu dem größten zoologischen Laboratorium ausbildete. Als Embryolog hat er sich praktisch vorwiegend mit Insekten und Krebsen beschäftigt und deren allmähliche Entwickelung aus niedern Formen im Sinn Darwins begreiflich zu machen gesucht; seine theoretischen Anschauungen gipfeln in der Schrift über den "Ursprung der Wirbeltiere und das Prinzip des Funktionswechsels" (Leipz. 1875), in welcher er die höhere Tiere von den Gliederwürmern herleitet und zugleich die vermeintliche Neubildung von Organen am tierischen Körper auf Umbildung bereits vorhandener zurückzuführen sucht. Außerdem schrieb er: "Monographie der Pantopoden des Golfs von Neapel" (Leipz. 1881); "Studien zur Urgeschichte des Wirbeltierkörpers" (das. 1882).

Doketen (v. griech. dokein, "scheinen"), diejenigen christlichen Häretiker, welche die verschieden modifi-^[folgende Seite]