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Dorn - Dornach.
auf die Bühne brachte, erhielt er 1830 die Stelle eines Musikdirektors an dem neueröffneten Hoftheater zu Leipzig. Hier ward er Rob. Schumanns und Klara Wiecks Lehrer in der Komposition und brachte das Ballett "Amors Macht" und 1831 seine dritte Oper, "Abu Kara" (Text von Bechstein), zur Aufführung, ohne jedoch sonderlichen Beifall zu finden. Nach Auflösung dieser Theaterunternehmung leitete D. provisorisch das Orchester zu Hamburg und begab sich dann nach Riga, wo er bald darauf als städtischer Musikdirektor angestellt wurde und 1836 zugleich die Direktion des Theaterorchesters übernahm. Hier kam 1838 seine vierte, überall mit Beifall wiederholte Oper: "Der Schöffe von Paris", und 1841 eine fünfte, "Das Banner von England", zur Aufführung. Im J. 1843 als städtischer Kapellmeister nach Köln berufen, war er hier als Konzertdirigent und Lehrer für Komposition, Gesang und Klavierspiel thätig, gründete 1845 die Rheinische Musikschule und dirigierte 1844 und 1847 die Niederrheinischen Musikfeste zu Köln, bei deren ersterm er Beethovens große Messe in D zum erstenmal in Deutschland vollständig aufführte. Nach Nicolais Tod wurde er 1849 Kapellmeister am Hoftheater zu Berlin, in demselben Jahr auch Mitglied der Berliner Akademie der Künste. Seit 1869 ist er mit dem Titel als Professor pensioniert. D. schrieb später noch eine große Oper: "Die Nibelungen" (1854), welche in Weimar, Berlin, Breslau etc. mit Erfolg aufgeführt wurde; die komische Oper "Ein Tag in Rußland" (1856), die Oper "Der Botenläufer von Pirna" (1865) und die Operette "Gewitter bei Sonnenschein" (1866); ferner "Siegesfestklänge" (1866), zahlreiche Lieder und Gesänge, Instrumentalsachen etc., die alle ein schönes Talent und tüchtige musikalische Bildung bekunden, trotzdem aber keine großen und allgemeinen Sympathien haben erringen können. D. ist auch ein gründlicher Theoretiker und Kritiker, in ersterer Eigenschaft seit einigen Jahren als Lehrer an der Kullakschen Akademie zu Berlin, in letzterer vorzugsweise bei der "Neuen Berliner Musikzeitung" thätig. Außerdem schrieb er: "Erinnerungen" (Berl. 1870-72); "Ostracismus. Ein Gericht Scherben" (das. 1875); "Ergebnisse aus Erlebnissen" (das. 1876) und "Streifzüge im Gebiet der Tonkunst" (das. 1879). - Von Dorns Söhnen wirkt der eine, Alexander, geb. 1833 zu Riga, als Klavierlehrer an der Berliner Hochschule für Musik; ein andrer, Otto, geb. 1854 zu Berlin, hat sich, nachdem er 1873 den ersten Preis der Meyerbeer-Stiftung errungen, durch eine Anzahl wirkungsvoller Orchesterkompositionen bekannt gemacht.
2) Bernhard, namhafter Orientalist, geb. 11. Mai 1805 zu Scheuerfeld bei Koburg, studierte in Halle und Leipzig zuerst Theologie, dann orientalische Sprachen, habilitierte sich 1825 in Leipzig und erhielt 1826 die Professur der morgenländischen Sprachen an der Universität in Charkow, welches Amt er aber erst 1829 antrat. Im J. 1835 als Professor der Geschichte Asiens an das Orientalische Institut zu Petersburg versetzt, wurde er 1839 zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften, 1842 zum Direktor des Asiatischen Museums und 1843 zum Oberbibliothekar der kaiserlichen Bibliothek ernannt. In den Jahren 1860-1861 unternahm er eine Reise in den Kaukasus, nach Masenderan und Gilan, von wo er mit reicher wissenschaftlicher Ausbeute zurückkehrte. Er starb 31. Mai. 1881 in Petersburg. Dorns wissenschaftliche Bestrebungen richteten sich zunächst auf Erforschung der Geschichte und Sprache der Afghanen, deren Studium er unter anderm durch "Grammatische Bemerkungen über die Sprache der Afghanen" (Petersb. 1845), "A chrestomathy of the Pushtu" (das. 1847) und die "History of the Afghans, translated from the Persian of Neamet-Ullah" (Lond. 1829-36, 2 Bde.) begründet hat, später auf die Geschichte und Geographie von ganz Iran, Turkistan und den Kaukasusländern und die Bearbeitung der noch unbekannten provinziellen Mundarten dieser Länder. Das Ergebnis dieser Studien ist das großartige Sammelwerk "Mohammedanische Quellen zur Geschichte der südlichen Küstenländer des Kaspischen Meers" (Petersb. 1850-58, 4 Tle.) und "Beiträge zur Kenntnis der iranischen Sprachen. Masenderanische Sprache", (das. 1860-66, Teil 1 u. 2). Seine "Beiträge zur Geschichte der kaukasischen Länder und Völker aus morgenländischen Quellen" sind enthalten in den "Mémoires" der Petersburger Akademie, Bd. 5-7 (1845-48); hieran schließt sich: "Caspia. Über die Einfälle der alten Russen in Taberistan" (Petersb. 1875). Außerdem hat D. viele in den "Mémoires" und dem "Bulletin" der Petersburger Akademie zerstreute Übersetzungen persischer Texte und andre Beiträge zur Geschichte, Geographie, Numismatik und Altertumskunde des mohammedanischen Orients geliefert. Durch seine amtliche Stellung veranlaßt waren: "Das Asiatische Museum der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften" (Petersb. 1846) und "Catalogue des manuscrits et xylographes de la bibliothèque impériale publique" (das. 1852).
3) Alexander, Ritter von, Volkswirt und Publizist, geb. 9. Febr. 1838 zu Wiener-Neustadt, trat 1858 in den österreichischen Staatsdienst, machte 1859 den Feldzug in Italien freiwillig als Leutnant mit, fungierte 1863 als Berichterstatter des österreichischen Handelsministeriums bei der Ausstellung in Konstantinopel (vgl. seine Schrift "Die nationale Ausstellung in Konstantinopel 1863", Leipz. 1864), war 1864-68 im österreichischen Handelsministerium angestellt, übernahm darauf die Redaktion des volkswirtschaftlichen Teils des "Pester Lloyd" und 1872 die Redaktion der "Triester Zeitung", in welcher er die österreichischen Handelsinteressen vertrat und den österreichischen Verfassungsgedanken in liberalster Richtung verteidigte. Seit Ende 1883 lebt er in Wien als Eigentümer und Herausgeber der "Volkswirtschaftlichen Wochenschrift", in welchem Fachblatt er für die Prinzipien des Freihandels und der Selbstverantwortlichkeit gegenüber den schutzzöllnerischen und staatssozialistischen Strömungen der Gegenwart eintritt. Auf dem Kongreß deutscher Volkswirte, dessen ständiger Deputation er seit 1868 angehört, brachte D. besonders die gemeinschaftlichen Interessen Österreichs und des Deutschen Reichs mit Entschiedenheit zur Geltung. Von seinen Schriften sind, abgesehen von Beiträgen zu Zeitschriften, noch zu nennen: "Zur Exportfrage" (Wien 1864); "Pflege und Förderung des gewerblichen Fortschritts durch die Regierung in Württemberg" (das. 1868); "Aufgaben der Eisenbahnpolitik" (Berl. 1874); "Kriegsmarine und Volkswirtschaft" (Wien 1884). Bei dem irredentistischen Bombenattentat anläßlich der Eröffnung der österreichischen Ausstellung in Triest (2. Aug. 1882) wurde D. schwer verwundet und einige Monate an das Krankenlager gefesselt.
Dornach, 1) Dorf des Kreises Mülhausen im deutschen Bezirk Oberelsaß, 3 km westlich von Mülhausen u. in Wirklichkeit ein industrieller Vorort dieser Stadt, an der Straßburg-Baseler Eisenbahn, hat ein Schloß, eine kath. Pfarrkirche, ein Invalidenhaus (unterhalten durch den Reichstagsabgeordneten Dollfus), eine große, berühmte photographische Anstalt (A. Braun),