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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Drake

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Drake.

man Dampfdraisinen konstruiert. Eine solche hat vier Räder, deren vorderes Paar Triebräder von 1,5 m und mehr Durchmesser sind, während die hintern, zum Bremsen eingerichteten Laufräder etwa 1 m im Durchmesser haben. Der ganze Bau ruht, ähnlich wie bei einer Lokomotive, auf zwei aus starkem Eisenblech gefertigten Langträgern, die durch Federn auf die beiden Achsen gestützt sind. Der Dampfkessel, der Raumersparnis wegen ein stehender Röhrenkessel, befindet sich zwischen beiden Achsen, zunächst der Triebachse; rechts und links von ihm liegen, an die Langträger angeschraubt, die beiden Dampfcylinder, deren Kolbenstangen durch Lenkerstangen an den unter 90° gegeneinander stehenden Krummzapfen der Triebachse angreifen und somit die D. in Bewegung setzen. Der Führer und der Heizer stehen zwischen dem Kessel und dem über der Laufachse befindlichen Personenkoupee; der als Tender dienende, aus Blech gefertigte Wasserkasten ist am vordern Ende zwischen den Langträgern befestigt und ruht zum Teil auf der Pufferbohle. Ohne die Sicherheit der Fahrt zu gefährden, kann man mit einer gut gebauten Dampfdraisine leicht 50-70 km in einer Stunde zurücklegen. In dieser Hinsicht gebührt der Dampfdraisine ein großer Vorzug. Indessen ist wegen der sehr bedeutenden Beschaffungskosten und wegen des teuern Betriebs die Dampfdraisine doch mehr als ein bei den höhern Verwaltungsbeamten allerdings sehr beliebter Luxusgegenstand, in den seltensten Fällen als ein wirkliches Bedürfnis für das leichte Befahren der Strecke zu betrachten.

Drake (spr. drehk), 1) Sir Francis, berühmter engl. Seemann, geboren um 1540 zu Tavystock in Devonshire als Sohn eines Matrosen, nach andern als Sohn eines Geistlichen, erhielt eine gute Erziehung, trat auf einem Küstenfahrer in den Seedienst, machte 1565 eine Reise nach der Küste von Guinea und erhielt zwei Jahre später den Oberbefehl über das Schiff Judith. In dieser Eigenschaft bewies er in dem unglücklichen Gefecht, welches Sir John Hawkins in dem Hafen von Veracruz zu bestehen hatte, große Tapferkeit und entkam glücklich mit seinem Fahrzeug der allgemeinen Niederlage. Infolge der grausamen Behandlung der englischen Gefangenen durch die Spanier gegen diese mit grimmigem Haß erfüllt, unternahm er an der Spitze einer Anzahl von Abenteurern 1570 einen Zug nach Westindien. Der Erfolg war so günstig, daß man ihm 1572 zu einem Angriff auf die spanisch-amerikanischen Handelsplätze zwei Schiffe anvertraute. Von den Indianern unterstützt, nahm er die Stadt Nombre de Dios mit Sturm, segelte aber, da er sich hier nicht behaupten konnte, nach Cartagena, brachte hier viele spanische Schiffe auf, verbrannte zu Veracruz ein großes Warenmagazin und langte 9. Aug. 1573 im Hafen zu Plymouth wieder an. Seinen Beuteanteil verwandte er zur Ausrüstung dreier großer Fregatten, mit denen er als Freiwilliger in Irland unter dem Grafen von Essex diente. Nach seiner Rückkehr nach England 1576 wußte er die Königin für seinen Plan zu gewinnen, durch die Magelhaensstraße in die Südsee zu dringen, um hier die Spanier anzugreifen. Am 15. Nov. 1577 segelte er mit fünf Schiffen von Plymouth ab, erreichte 20. Aug. 1578 die Magelhaensstraße und 6. Sept. den Ausgang derselben, sodann die Insel Macho, südlich von Chile, und setzte, da keins seiner übrigen Schiffe sich blicken ließ, längs der Küste von Chile und Peru seinen Lauf nach Norden fort, wobei er mehrere spanische Schiffe nahm. Eine Durchfahrt in den Atlantischen Ozean suchend, folgte er der Küste Nordamerikas bis zu 43° nördl. Br., besuchte dabei den nördlichen Teil von Kalifornien, dem er den Namen Neualbion gab, und segelte von da nach Westen durch den Großen Ozean, erreichte 4. Nov. die Insel Ternate, entkam an der Küste von Celebes 9. Jan. 1580 mit genauer Not dem Schiffbruch, lief bei Java und am Kap der Guten Hoffnung an und erreichte 5. Nov. d. J. nach fast dreijähriger Abwesenheit den Hafen von Plymouth. Der spanische Gesandte beschuldigte D., auf diesem Zug Seeräuberei getrieben zu haben; aber die Königin Elisabeth wies die Klage ab, ging 4. April 1581 selbst auf der Themse nach Deptford, wo Drakes Schiff vor Anker lag, schlug ihn zum Ritter und billigte alles, was er gethan hatte. Als bald darauf der Krieg gegen Spanien ausbrach, erhielt D. den Oberbefehl über eine Flotte von 25 Schiffen, mit welcher er 15. Sept. 1585 auslief und 16. Nov. so unerwartet vor Santiago auf den Kapverdischen Inseln erschien, daß er die Stadt überrumpelte. Von da segelte er nach Westindien, nahm Santo Domingo, Cartagena, zerstörte die Forts der Spanier in Ostflorida und kam mit reicher Beute 28. Juli 1586 wieder in Plymouth an. Im J. 1587 fuhr er mit einer Flotte von 30 Schiffen nach Cadiz und verbrannte eine Abteilung der Armada. Im J. 1588 wurde er Vizeadmiral unter Lord Effingham, dem Großadmiral von England, und half mit zur Vernichtung der spanischen Armada. 1589 kommandierte er die Flotte, welche Don Antonio wieder auf den Thron von Portugal setzen sollte; aber Uneinigkeiten zwischen ihm und dem General der Landtruppen ließen das Unternehmen scheitern. Eine neue Unternehmung gegen die Spanier in Westindien erreichte ihren Zweck nur teilweise. Mit Hawkins und einer Flotte von 27 Schiffen ging D. 1595 wieder unter Segel, stürmte vergeblich Puerto Rico, segelte darauf nach dem festen Land und verbrannte Rio de la Hacha und Nombre de Dios. Als einige Tage nachher eine Expedition gegen Panama ganz verunglückte, überfiel ihn infolge des Verdrusses ein schleichendes Fieber, das seinem Leben 28. Jan. 1596 vor Portobello ein Ende machte. D. soll die Kartoffeln zuerst nach Europa gebracht haben, weshalb ihm 1853 zu Offenburg in Baden ein Denkmal gesetzt worden ist; doch haben Humboldt ("Neuspanien", Stuttg. 1814), Volz ("Beiträge zur Kulturgeschichte", Leipz. 1852) u. a. nachgewiesen, daß dies nicht das Verdienst Drakes gewesen. Ihm gebührt höchstens der Ruhm, die Kartoffel bekannter gemacht zu haben. Vgl. Barrow, Life of D. (2. Aufl., Lond. 1861).

2) Samuel Gardner, nordamerikan. Schriftsteller, geb. 11. Okt. 1798 zu Pittsfield in New Hampshire, gründete 1828 in Boston ein Antiquargeschäft (das erste in den Vereinigten Staaten) und machte sich zugleich als Schriftsteller durch zahlreiche historische Arbeiten, namentlich über die Indianer, einen Namen. Am bekanntesten darunter sind: "Biography and history of the Indians of North America" (11. Aufl., Boston 1852); "Indian captivities, or life in the wigwam" (das. 1839); "History of Boston" (das. 1856). D. starb 14. Juni 1875 in Boston.

Drake, Friedrich, Bildhauer, geb. 23. Juni 1805 zu Pyrmont, war ursprünglich Kunstdrechsler und später Mechaniker in Kassel und trat 1827 in das Atelier Rauchs ein. Hier und durch eine Studienreise nach Italien, wo Thorwaldsen Einfluß auf ihn gewann, entfaltete sich sein Talent nach der klassisch-idealistischen Richtung. Zu seinen ersten Werken gehören: eine Madonna mit dem Kinde, der sterbende Krieger, ein Relief nach einem Motiv aus Goethes fünfter römischer Elegie: "Oftmals hab' ich schon in ihren Armen gedichtet", die Winzerin, die Statuetten