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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Dresden

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Dresden (Geschichte).

innern und äußern Anfechtungen und Unfälle, worunter besonders Pest und Krieg und 1429 die Einäscherung eines großen Teils der Stadt durch die Hussiten zu erwähnen sind. Bei der Teilung Sachsens zwischen Ernst und Albert 1485 kam D. an letztern und blieb seitdem ununterbrochen Residenz der sachsen-albertinischen Linie. Am 15. und 16. Juni 1491 wurde der größte Teil der Stadt ein Raub der Flammen. Durch Alberts Sohn, Herzog Georg den Bärtigen, wurden 1521-28 die Befestigungen verstärkt und ward 1534-37 das Georgenschloß erbaut. Sein Nachfolger Heinrich der Fromme führte 1539 hier die Reformation ein. Kurfürst Moritz, Sohn und Nachfolger des letztern, gab den Festungswerken der Altstadt eine andre Gestalt, legte die Moritzstraße an und sorgte für eine zweckmäßige Verwaltung der Stadt. Sein Bruder und Nachfolger August ließ das Straßenpflaster anlegen, die Kreuzschule, die Annenkirche, das Zeughaus, den Jägerhof nebst vielen andern öffentlichen Gebäuden erbauen und wurde der Gründer der Bibliothek und der meisten wissenschaftlichen und Kunstsammlungen. Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde auch die Stadt am rechten Ufer befestigt.

Die glänzendste Periode der Stadt begann mit der Regierung Friedrich Augusts I. (Augusts II., 1694-1733). Das 1685 abgebrannte Altdresden wurde nach einem großartigen Plan wieder aufgebaut und von da an Neustadt-D. genannt. Es erhoben sich das Blockhaus, die Ritterakademie, die Kaserne, das Japanische Palais, die Zwingergebäude, die Neustädter Kirche, die jetzige Frauenkirche und andre hervorragende Bauwerke; auch die Kunstsammlungen sowie die Bibliothek erhielten die wertvollsten Bereicherungen. Friedrich August II. (III., 1733-1763) vollendete mehrere vom Vater angefangene Gebäude und ließ 1739-54 die prächtige katholische Hofkirche erbauen. Nachdem die Preußen im österreichischen Erbfolgekrieg, nach der Schlacht von Kesselsdorf (15. Dez. 1745), D. erobert hatten, kam hier der Friede zwischen Österreich, Preußen und Sachsen 25. Dez. 1745 zu stande. Der Siebenjährige Krieg brach Dresdens Blüte auf längere Zeit. Friedrich II. nahm bei Pirna die sächsische Armee gefangen und rückte 9. Sept. 1756 in D. ein. Als sich Anfang November 1758 die Reichsarmee und die österreichische Hauptarmee unter Daun D. näherten, ließ der preußische Gouverneur, Generalleutnant Graf von Schmettau, die Pirnaische wie später (1759) auch die Wilsdruffer Vorstadt abbrennen. Nach der Schlacht bei Kunersdorf erschienen die feindlichen Truppen 26. Aug. 1759 vor D., verdrängten die Preußen zunächst aus der Neustadt und nahmen nach einer von diesen 4. Sept. geschlossenen Kapitulation Besitz von der ganzen Stadt. Die härtesten Leiden aber trafen die Stadt bei der erfolglosen Belagerung und dem Bombardement durch die Preußen unter Friedrich d. Gr. selbst (Juli 1760). Unter der vormundschaftlichen Regierung des Prinzen Xaver (1763-68) wurde die Stadt nicht nur wiederhergestellt, sondern auch sehr bedeutend erweitert und 1764 die Akademie der Künste gegründet. Friedrich August III. (als König von Sachsen Friedrich August I., 1768-1827) brachte zur Vollendung, was der Vormund begonnen. Die französische Revolution führte viele Emigranten nach D., noch mehr aber die letzte Teilung Polens. Als die sächsischen Truppen 14. Okt. 1806 mit in das Unglück von Jena verwickelt worden waren, besetzte der französische General Thiard 25. Okt. D.; doch ward es 20. Dez., nachdem der Kurfürst dem Rheinbund beigetreten war und die Königswürde angenommen hatte, sächsische Königsstadt. Während des Kriegs mit Österreich 1809 war D. eine Zeitlang von den Österreichern besetzt. Im J. 1810 begann man mit Abtragung der Festungswerke, doch ward diese Arbeit beim Ausbruch des russisch-französischen Kriegs unterbrochen. Vom 16.-28. Mai 1812 fand in D. eine glänzende Zusammenkunft Napoleons, des Kaisers von Österreich, des Königs von Preußen und verschiedener andrer Fürsten statt.

Im J. 1813 war die Stadt ein Hauptpunkt der Operationen Napoleons, der sich hier an beiden Ufern des Elbstroms mit seinem ganzen Heer aufgestellt und Pirna, den Lilienstein, den Königstein u. Stolpen in seine Berechnungen gezogen hatte, so daß die Gegend einem großen verschanzten Heerlager glich. Am 13. März rückte der Marschall Davout mit 12,000 Mann von Meißen nach D. vor und übernahm daselbst den Oberbefehl. Da vor der Neustadt bereits Scharmützel mit Kosaken stattgefunden hatten, ließ der Marsch all 19. März einen Pfeiler und zwei Bogen der Elbbrücke sprengen und zog mit seinen Truppen ab, worauf die Russen 22. März D. besetzten. Nach der Schlacht bei Großgörschen wurde die Stadt von den Russen geräumt, und 12. Mai kehrte der König wieder nach D. zurück. Die Franzosen befestigten nun die Neustadt, und als im August nach der Kriegserklärung Österreichs an Frankreich der Krieg von neuem ausbrach, blieb D. der Mittelpunkt der Bewegungen der französischen Armee und war 26. und 27. Aug. den Angriffen der böhmischen Armee ausgesetzt (Schlacht bei D.). Da aber der Hauptangriff auf die nur mit 30,000 Mann besetzte Stadt nicht am 25., sondern am 26. erfolgte, so daß Napoleon Zeit hatte, von seinem Zug nach Schlesien gegen Blücher noch rechtzeitig am 26. vormittags zurückzukehren, größere Truppenmassen in die Stadt zu werfen und selbst die Leitung der Verteidigungsoperationen zu übernehmen, so war der günstigste Moment verpaßt und die Franzosen gerettet. Schon hatten sämtliche Garden und die Reiterei unter Latour-Maubourg die Elbe passiert, als 26. Aug., nachmittags 4 Uhr, die Verbündeten in sechs Heerhaufen unter fortwährendem Geschützdonner vor die Stadt rückten. Nach 6 Uhr waren die Preußen bis in die Pirnaische Vorstadt eingedrungen, die Schanze vor dem Freiberger Schlag war von den Österreichern genommen und das weit stärkere Werk vor dem Moczinskischen Garten von einem ungarischen Regiment erstürmt worden. Da unternahmen die Franzosen einen allgemeinen Angriff. Aus dem Rückhalt stürmten die Garden mit 16 Kanonen hervor und trieben die Preußen aus der Vorstadt zurück; auch das Werk vor Moczinskis Garten war gegen 7 Uhr wieder genommen. Bei Einbruch der Nacht zogen die Verbündeten in ihre vorige Stellung auf die Anhöhen zurück; die Franzosen aber lagerten sich vor den Schlägen und in den Vorstädten. Vergebens griff am Morgen des 27. Aug. Napoleon wiederholt das Mitteltreffen der Verbündeten auf den Höhen von Zschärtnitz und Räcknitz, wo Moreau tödlich verwundet wurde, an, und gegen 10 Uhr wandte er sich gegen den rechten Flügel, welcher aus Russen und Preußen bestand. Endlich gelang es dem König von Neapel, den linken österreichischen Flügel der Verbündeten, welcher sich von Döltschen an der westlichen Thalwand des Plauenschen Grundes bis gegen Gorbitz an der Heerstraße nach Freiberg ausdehnte, völlig zu umgehen, indem er mit dem Armeekorps Victors und der Reiterei unter Latour-Maubourg gegen Mittag aus dem Engpaß von Cotta und dem Zschoner Grund bei