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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Dreyse; Driburg; Driedorf; Driesen; Driffield; Drift; Driftformation; Driftströmungen; Drighlington

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Dreyse - Drighlington.

wo er 6. Febr. 1869 starb. - Die Gattin desselben, Elisabeth D., geb. 1832 zu Köln, einst eine vorzügliche Konzertsängerin, wirkt seit Anfang der 70er Jahre in Berlin als Gesanglehrerin. - Beider Sohn, Felix D., geb. 27. Dez. 1860 zu Leipzig, hat sich als Klavierspieler und Komponist bereits einen guten Namen gemacht.

Dreyse, 1) Johann Nikolaus von, Techniker, geb. 20. Nov. 1787 zu Sömmerda bei Erfurt, erlernte das Schlosserhandwerk, arbeitete seit 1806 in Altenburg und Dresden, seit 1809 in Paris in der Gewehrfabrik von Pauli und kehrte 1814 nach Sömmerda zurück. Hier begründete er mit dem Kaufmann Kronbiegel eine Fabrik zur Herstellung von Eisenwaren, wandte sein Interesse aber besonders auch der Verbesserung der Gewehre zu, trat 1824 mit einer Verbesserung der Masse und Konstruktion der Zündhütchen hervor und gründete unter der Firma D. u. Collenbusch eine Fabrik zur Darstellung derselben. Seine Bemühungen, die Zündung bei den Gewehren von außen nach innen zu verlegen und eine Einheitspatrone zu konstruieren, welche sämtliche für den Schuß erforderliche Teile enthalten sollte, führten 1827 zur Erfindung des Zündnadelgewehrs, welches aber seine Ladung noch von vorn erhielt und erst 1836 in einen Hinterlader verwandelt wurde. Diese Waffe wurde 1840 in der preußischen Armee, zunächst bei den Füsilierbataillonen, eingeführt und ihre Einrichtung als Geheimnis behandelt. Gleichzeitig bewilligte die Regierung D. die Mittel zur Errichtung einer Gewehr- und Gewehrmunitionsfabrik, welche 1841 in Betrieb gesetzt wurde und bis 1863: 300,000 Gewehre und die dazu gehörigen Patronenteile lieferte. 1864 wurde D. in den Adelstand erhoben. Der volle Wert des Zündnadelgewehrs hatte sich in dem holsteinischen Krieg noch keineswegs enthüllt; ungeahnt großartig erschien daher die Wirkung des Hinterladungsgewehrs im Feldzug von 1866, und in Gemeinschaft mit den gezogenen Kanonen führte dasselbe eine förmliche Revolution auf dem Gebiet der Kriegführung herbei. D. erfand auch ein Granatgewehr mit Sprenggeschoß, welches aber infolge der Beschlüsse der Petersburger Konferenz von 1868 keine praktische Bedeutung gewann. Er starb 9. Dez. 1867 in Sömmerda. Vgl. "Nikolaus v. D. und die Geschichte des Zündnadelgewehrs" (Berl. 1866).

2) Franz, Sohn des vorigen, geb. 2. März 1822, führte die Fabrik des Vaters fort, erweiterte dieselbe 1870 durch eine Maschinenfabrik und Eisengießerei und lieferte Gegenstände für Eisenbahnbedarf, Werkzeugmaschinen, ökonomische Gerätschaften etc. Auch erzielte er bei Jagd- und Kriegsgewehren durch eine eigentümliche Verbesserung größere Rasanz der Flugbahn und Präzision des Schusses.

Driburg, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Minden, Kreis Höxter, 211 m ü. M., in freundlicher Gegend am östlichen Fuß der Egge, an der Aa und an der Eisenbahn Soest-Holzminden, ist Sitz eines Amtsgerichts, hat eine evangelische und eine kath. Pfarrkirche, 2 Glashütten, 2 Dampfsägemühlen, Wasserleitung und (1880) 2393 Einw. (233 Evangelische). In der Nähe sind die Ruinen der Iburg, einer alten sächsischen Feste, die Karl d. Gr. 775 eroberte und dem Stift Paderborn schenkte. D. ist berühmt wegen der nahen Mineralquellen, die aus Flözgebirgen kommen, und von deren Wasser jährlich 40-50,000 Flaschen versendet werden. Es sind zwei kohlensäurereiche erdig-salinische Eisenquellen von 9-11° C. mit schwachem Eisen- und starkem Kohlensäuregehalt (die eine der 1865 entdeckte Hersterbrunnen) und eine Schwefelquelle (Saazer Quelle) von 16° C. Das Wasser leistet besonders bei Blutarmut, Menstruationsstörungen, Nervenschwäche, chronischen Schleimhautkatarrhen, Blasenkatarrh, Gicht und Rheumatismus gute Dienste. Die Quellen bei D., das schon 766 erwähnt wird, kamen erst seit 1782 in größere Aufnahme. Neben dem ältern gräflich Sierstorpfschen Bad ist 1874 ein neues Badeetablissement (Kaiser Wilhelm-Bad) durch eine Aktiengesellschaft erstanden; beide stehen seit 1883 unter gemeinsamer Verwaltung. Vgl. Riefenstahl, Bad D. (2. Aufl., Paderb. 1871; Zür. 1885); Hüller, Bad D., in seinen Heilwirkungen skizziert (2. Aufl., Berl. 1873).

Driedorf, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Wiesbaden, Dillkreis, mit evang. Pfarrkirche, Schloßruinen und (1880) 643 Einw.

Driesen, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Frankfurt, Kreis Friedeberg, auf einer Insel der Netze, an der Eisenbahn Berlin-Königsberg-Eydtkuhnen, ist Sitz eines Amtsgerichts, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Waisenstift, eine Dampfmühle, 4 Dampfsägemühlen, Fabrikation von Böttcherwaren, Holzhandel, Schiffahrt und (1880) 4821 Einw. - D. war ursprünglich eine Burg und ist der älteste Ort in der Neumark. Die Burg, von der nur noch schwache Spuren übrig sind, war vielfach ein Zankapfel zwischen den Pommern, Polen, Brandenburgern und dem Deutschen Ritterorden. Von 1265 bis 1317 war D. abwechselnd bei Brandenburg und Polen; 1317 verkaufte Markgraf Waldemar von Brandenburg Burg und Stadt an die Ritter v. d. Osten, aus deren Händen D. 1407 an den Deutschen Ritterorden überging, der es wiederum 1455 an Brandenburg abtrat. Kurfürst Joachim Friedrich legte 1603 hier eine Festung an, die 1639 durch Verrat in den Besitz der Schweden gelangte, im Siebenjährigen Krieg 1758 von den Russen besetzt und nach Beendigung dieses Kriegs von Friedrich d. Gr. geschleift wurde. In D. eröffnete Hencke 1845 mit der Auffindung der Asträa die großartigen Planetoidenentdeckungen der Neuzeit.

Driffield (Great D.), Marktstadt im East-Riding von Yorkshire (England), nördlich von Hull, mit (1881) 5937 Einw.

Drift, im Seewesen der Winkel, den das Kielwasser eines Schiffs mit seinem durch den Kompaß angezeigten Kurs bildet. Bei günstigem Wind segelt das Schiff ohne D.; muß das Schiff aber beim Wind liegen, und ist dieser so stark, daß nur kleine Segel geführt werden können, so wächst die D. mit der Stärke des Windes und kann bei schwerem Sturm 70-80° betragen.

Driftformation, s. v. w. Erratische Formation, s. Diluvium.

Driftströmungen, Wasserversetzungen an der Oberfläche der Ozeane, welche sich als stetige Meeresströmungen nicht direkt nachweisen lassen, deren Existenz aber durch Treibprodukte (Flaschenposten, treibende Tange, Eisberge), indirekt bestätigt wird. Sie finden sich überall da im Gebiet vorherrschender Windrichtungen, wo keine in andrer Richtung fließende Meeresströmungen ihrer Ausbildung entgegenwirken. Sucht man (wie neuerdings ziemlich allgemein geschieht) in dem Antrieb des Windes die wesentlichste Ursache der Meeresströmungen überhaupt, so läßt sich eine scharfe Unterscheidung für die D. im Gegensatz zu den großen Meeresströmungen nicht wohl aufrecht erhalten.

Drighlington (spr. drighlingt'n), Fabrikstadt in Yorkshire (England), 5 km südwestlich von Leeds, mit Wollwarenfabrikation und (1881) 4213 Einw.