Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Drususgraben; Drut; Dry; Dryadeen; Dryaden; Dryand.; Dryandroides; Dryburgh Abbey; Dryden

169

Drususgraben - Dryden.

1) Gajus Livius, 147 v. Chr. Konsul mit dem jüngern Scipio. Sein gleichnamiger (frühzeitig erblindeter) Sohn, der ältere Bruder von D. 2), wird als ausgezeichneter Rechtsgelehrter und als juristischer Schriftsteller genannt.

2) Marcus Livius, Sohn des vorigen, war 122 v. Chr. Tribun, als welcher er seinen Kollegen Gajus Gracchus um die Volksgunst brachte, indem er denselben in Übereinstimmung mit dem Senat durch volksfreundliche Versprechungen überbot, weshalb er den Ehrennamen Patronus senatus bekam, ward 112 Konsul und hierauf Prokonsul in Makedonien, wo er die Skordisker vom Übergang über die Donau abhielt, wofür er einen Triumph erhielt, wurde 109 Zensor, starb aber in demselben Jahr.

3) Marcus Livius, Sohn des vorigen, geboren um 120 v. Chr., ward, kaum erwachsen, Pontifex maximus und 91 Tribun. Er stellte sich als Tribun an die Spitze einer gemäßigten Partei des Senats, welche den Ritterstand und das Volk mit der Aristokratie zu versöhnen und dadurch das Ansehen des Senats wiederherzustellen suchte. Er gab daher dem Senat die Gerichte wieder zurück, doch so, daß er zugleich 300 Ritter in den Senat aufnahm, eine Maßregel, durch welche kein Teil zufriedengestellt wurde; das Volk suchte er durch Landanweisungen, Getreideverteilungen u. dgl. zu gewinnen. Seine Gesetze wurden jedoch von der entgegengesetzten Partei des Senats unter Führung des Konsuls Gajus Marcius Philippus für ungültig erklärt, und nun suchte er die italischen Bundesgenossen in sein Interesse zu ziehen, indem er ihnen das römische Bürgerrecht verhieß, damit sie ihm zur Ausführung seiner Pläne behilflich sein sollten. Ehe er sie aber ausführen konnte, wurde er, ohne Zweifel von einem fanatischen Anhänger der Senatspartei, vor der Thür seines Hauses ermordet.

4) Nero Claudius, Sohn des Tiberius Claudius Nero und der Livia, Stiefsohn des Kaisers Augustus und jüngerer Bruder des Kaisers Tiberius, ward 38 v. Chr. geboren, nachdem sich seine Mutter drei Monate zuvor von Nero getrennt und mit Augustus vermählt hatte. Er wurde im J. 15, nachdem er vorher in Rom die Quästur bekleidet und in Stellvertretung für seinen Bruder Tiberius die Prätur verwaltet hatte, in Gemeinschaft mit Tiberius mit Führung des Kriegs gegen die Rätier und Noriker beauftragt, die von beiden völlig unterworfen wurden. Hierauf folgten (12-9) seine Feldzüge in das Innere von Deutschland, die seinen Namen besonders berühmt gemacht haben. Die Deutschen hatten wiederholt den Rhein, die Grenze des römischen Reichs, überschritten, und im J. 16 hatten die Sigambrer, ein am rechten Ufer des Rheins wohnhaftes deutsches Volk, bei einem Einfall in die römische Provinz sogar den römischen Statthalter Lollius geschlagen und ihm einen Adler abgenommen. D. faßte daher den Plan, den Krieg nach Deutschland selbst zu tragen, nicht nur, um fernere Einfälle der Deutschen zu verhüten, sondern auch, um die römische Herrschaft über den Rhein auszudehnen. Nachdem er daher die nötigen Vorbereitungen getroffen und insbesondere zwischen dem Niederrhein und der Zuidersee durch einen schiffbaren Kanal (Fossa Drusiana, s. Drususgraben) eine Verbindung hergestellt hatte, machte er im J. 12 zuerst einen plündernden und verheerenden Einfall in das Gebiet der Usipeter und Sigambrer, führte dann sein Heer durch jenen Kanal und die Zuidersee zur Mündung der Ems und weiter stromaufwärts, wobei er auf dem Strom den Brukterern eine siegreiche Schlacht lieferte. Im J. 11 machte er zu Lande einen Zug durch die Gebiete der Usipeter, Sigambrer und Cherusker und drang bis zur Weser vor; auf dem Rückmarsch geriet er in eine große Gefahr, da er sich plötzlich in einer Schlucht eingeschlossen sah; er überfiel aber die sorglosen Feinde und brachte ihnen eine völlige Niederlage bei. Auf diesem Zug wurde im Innern des Landes das Kastell Aliso (wahrscheinlich bei Lippstadt am Einfluß der Liese in die Lippe) angelegt. Das Jahr 10 wurde, wie es scheint, auf Anlegung einer Befestigungslinie von Mainz über den Taunus hin verwandt. Im J. 9 wiederholte er den Einfall zu Lande und gelangte bis zur Elbe, wo er, wie erzählt wurde, durch die Wundererscheinung einer Frau von übernatürlicher Größe vom weitern Vordringen abgemahnt ward; auf dem Rückmarsch aber starb er noch in Feindesland infolge eines Sturzes vom Pferd, womit die Ausführung seiner Pläne zunächst ihr Ende erreichte. Er war mit der jüngern Antonia, der Tochter des M. Antonius und der Octavia, verheiratet und hinterließ drei Kinder: Germanicus, der später von Tiberius adoptiert wurde, Livilla, die nachmalige Gemahlin des D. Cäsar (D. 5), und Claudius, den nachmaligen Kaiser. Sein Charakter wird allgemein, im Gegensatz zu dem seines Bruders, als wohlwollend und leutselig gerühmt.

5) D. Cäsar, einziger Sohn des Kaisers Tiberius, Gatte der Livilla, der Tochter des vorigen, geboren um 10 v. Chr., erhielt früh mehrere kurulische Ämter, sodann das Konsulat, unterdrückte 14 n. Chr. den Aufstand der Legionen an der Donau, vermittelte als Statthalter von Illyricum den Waffenstillstand zwischen Arminius und Maroboduus (17) und trug dann (19) wesentlich dazu bei, daß Maroboduus von Catualda vertrieben und genötigt wurde, Zuflucht bei den Römern zu suchen. Sejanus, welcher nach dem Thron trachtete, dessen Erbe D. war, ließ ihm im Einverständnis mit der Livilla ein langsam wirkendes Gift beibringen, an welchem er 23 starb.

Drususgraben (Fossa Drusiana), ein Kanal, den Claudius Drusus 12 v. Chr. in der Gegend von Arnheim und Doesborgh graben ließ, durch welchen der Rhein einen direkten Abfluß mittels der Yssel in die Zuidersee (Flevo lacus) bekam.

Drut, Fluß, s. Drujez.

Dry (engl., spr. drei), trocken; von Wein: starken, herben Geschmackes. D. Madeira, Name des echten Madeiraweins.

Dryadeen, Unterfamilie der Rosaceen (s. d.).

Dryaden (Hamadryaden), in der griech. Mythologie Baum- oder Waldnymphen, deren Dasein an die Lebensdauer eines von ihnen bewohnten Baums geknüpft war, so daß eine Zerstörung desselben auch den Tod der Nymphe zur Folge hatte. Vgl. Nymphen.

Dryand., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für J. ^[Jonas] Dryander, geb. 1748 in Schweden, gest. 1810 als Bibliothekar von Banks in London.

Dryandroides Ung., vorweltliche Pflanzengattung aus der Familie der Proteaceen (s. d.).

Dryburgh Abbey (spr. dreibörgh äbbi), malerisch gelegene alte Abtei in der Südwestecke von Berwickshire (Schottland), am Tweed, von Walter Scott in seinen Romanen gefeiert; wurde 1105 gestiftet, aber 1322 und 1544 durch die Engländer teilweise zerstört. In einem Seitenschiff liegen W. Scott, dessen Gemahlin und ältester Sohn begraben.

Dryden (spr. dreid'n), John, engl. Dichter, geb. 9. Aug. 1631 zu Oldwinckle in der Grafschaft. Northampton aus streng puritanischer Familie, erhielt seine Bildung zu Westminster und Cambridge und lebte dann in London. Nachdem er Cromwell in den "Heroic