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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Dupaty; Dupe; Duperré; Dupetit-Thouars

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Dupaty - Dupetit-Thouars.

sprüche der römischen Kurie zu verteidigen und das französische Volk völlig dem Ultramontanismus zu unterwerfen, erlangte er doch die Verzeihung des Papstes für seine Opposition gegen die Unfehlbarkeit nicht. Trotz wiederholter Anträge der Regierung ward D. nicht zum Kardinal ernannt; ebensowenig glückte es ihm, einen Lieblingswunsch, die Heiligsprechung der Jungfrau von Orléans, zu erreichen. Seit 1876 Senator, beteiligte er sich mit großem Eifer 1877 an Broglies Versuch einer klerikalen Reaktion und gründete zu diesem Zweck ein Blatt: "La Défense". Er starb 11. Okt. 1878 auf dem Schloß eines Freundes in Lacombe bei Lancey (Isère). D. war seit 1854 Mitglied des Instituts, besuchte aber seit der Wahl Littrés zum Mitglied 1871 die Sitzungen desselben nicht mehr. Unter seinen zahlreichen Schriften sind hervorzuheben: "De la haute éducation intellectuelle" (1866, 3 Bde.); "Le mariage chrétien" (7. Aufl. 1885); "Histoire de N.-S. Jésus-Christ" (1869); "Methode générale de catéchisme" (1841, 2 Bde.; 2. Aufl. 1861, 3 Bde.); "Le Christianisme présenté aux hommes du monde" (1844, 6 Bde.); "De l'éducation" (10. Aufl. 1882, 3 Bde.) u. a. Vgl. Hairdet, Monseigneur D. (Par. 1878).

Dupaty (spr. dü-), 1) Charles Marguerite Jean Baptiste Mercier, franz. Strafrechtslehrer, geb. 9. Mai 1746 zu Rochelle, war seit 1767 Advokat, ward wegen einer Schrift, welche die Amtsführung des Herzogs von Aiguillon als Gouverneur der Bretagne angriff, 1770 des Landes verwiesen, von Ludwig XVI. aber zurückgerufen und zum Präsidenten des Parlaments von Bordeaux ernannt. Neue, durch seine liberalen Grundsätze veranlaßte Kollisionen bewogen ihn jedoch bald zum Rücktritt. Er lebte fortan in Paris, wo er 17. Sept. 1788 starb. Seine "Réflexions historiques sur les lois criminelles" (Par. 1788) deckten die Verderblichkeit des geheimen Gerichtsverfahrens und die Mißverhältnisse der Strafen zu den Verbrechen auf. Anonym erschienen von ihm: "Lettres sur l'Italie en 1785" (Par. 1788, 2 Bde.; neue Ausg., Tours 1843; deutsch von G. Forster, Mainz 1789-90, 2 Bde.; 2. Aufl. 1805).

2) Louis Charles Henri Mercier, franz. Bildhauer, Sohn des vorigen, geb. 29. Sept. 1771 zu Bordeaux, wurde 1790 Advokat, folgte kurze Zeit nachher dem Aufruf des Nationalkonvents zu den Waffen und wurde sodann geographischer Zeichner im Departement Mont Terrible und später Lehrer an der Nationalschule zu Paris. Hier widmete er sich unter Lemots Leitung der Bildhauerkunst. Zu seiner Ausbildung verweilte er acht Jahre in Rom, ward 1825 Professor an der École des beaux-arts und starb 12. Nov. 1825 in Paris. Die namhaftesten seiner Werke sind: Perikles bei Anaxagoras; Venus Genetrix; der verwundete Philoktet; Kadmos, den Drachen tötend; die sterbende Biblis; Orestes, von den Furien verfolgt; die Reiterstatue Ludwigs XIII. auf der Place royale in Paris.

3) Louis Emanuel Félicité Charles Mercier, franz. Dramatiker, Bruder des vorigen, geb. 30. Juli 1775 zu Blanquefort in der Gironde, diente mit Auszeichnung in der Marine, ward dann beim Geniekorps angestellt, widmete sich aber nachher zu Paris ausschließlich dramatischen Arbeiten und schrieb namentlich eine Menge kleiner Lustspiele und Vaudevilles. Für sein bestes Stück gilt "La prison militaire". Wegen mißliebiger Anspielungen in seiner Oper "L'antichambre" (1802) wurde er dem Ersten Konsul denunziert, aber auf einflußreiche Fürsprache hin begnadigt. Seit 1836 Mitglied der Akademie, starb er 30. Juli 1851. Ausgezeichnet ist das satirische Gedicht: "Les délateurs" (1819), bemerkenswert auch: "L'art poétique pour les jeunes personnes, ou lettres à Isaure sur la poésie" (1823-24).

Dupe (franz., spr. dühp), der Betrogene, Übertölpelte, Gefoppte; düpieren, betrügen, prellen, foppen; Düperie, Betrügerei, Fopperei, Schwindel.

Duperré (spr. dü-), Victor Guy, Baron, franz. Admiral, geb. 20. Febr. 1775 zu La Rochelle, trat 1792 in die Kriegsmarine und nahm als Schiffsfähnrich an mehreren Gefechten teil. 1796 von den Engländern gefangen, ward er 1799 ausgewechselt, worauf er Transporte an den blockierten Küsten der Bretagne und in die französischen Kolonien begleitete. Bei Napoleons I. Rüstungen 1804 zur Landung in England ward D. Schiffsleutnant beim Marinestab, erhielt 1806 als Fregattenkapitän das Kommando der Sirene und brachte auf dieser 1808 Truppen nach Martinique. Zum Kapitän ernannt, kreuzte er 1809 mit der Fregatte Bellona im Indischen Meer und nahm außer mehreren Handelsschiffen vier englische Korvetten und eine portugiesische Fregatte. Im April 1810 lief er mit drei Schiffen von neuem aus, nahm zwei große Schiffe der Ostindischen Kompanie, sprengte durch das siegreiche Gefecht in Grand-Port (23. Aug.) die Blockade von Ile de France, konnte aber die Kapitulation der Insel nicht verhindern. Nach seiner Rückkehr nach Frankreich ward er 1811 Baron, Konteradmiral und Oberbefehlshaber der Flotte im Mittelländischen Meer sowie 1812 der französischen und italienischen Streitkräfte im Adriatischen Meer. Wahrend der Hundert Tage schützte er als Seepräfekt Toulon vor den zu Marseille gelandeten englisch-sizilischen Truppen. 1818 übernahm er das Kommando der französischen Stationen in den Antillen, ward 1823 Kommandant des Cadiz belagernden Geschwaders und nahm 1830 als Befehlshaber der Flotte an der Einnahme von Algier teil. Im August 1830 zum Pair und Admiral ernannt, ward er im Oktober d. J. Präsident der Admiralität und führte von 1834 bis 1836 das Marineportefeuille, das er auch im Ministerium Guizot 29. Okt. 1840 wieder übernahm, aber wegen Kränklichkeit bald abgab. Er starb 2. Nov. 1846 in Paris.

Dupetit-Thouars (spr. düp'ti-tuār), 1) Louis Marie Aubert, Botaniker, geb. 5. Nov. 1758 im Schloß Boumois in Anjou, widmete sich zuerst dem Militärdienst, ging 1792 mit seinem Bruder Aristide nach Ile de France, Madagaskar und Bourbon, kehrte 1802 zurück, ward 1807 Direktor der Baumschule zu Roule und starb 12. Mai 1831. Er schrieb: "Histoire des végétaux recueillis dans les îles de France, de Bourbon et de Madagascar" (Par. 1804); "Histoire des végétaux recueillis dans les îles australes d'Afrique" (das. 1806); "Histoire particulière des plantes orchidées recueillies sur les trois îles australes d'Afrique, de France, de Bourbon et de Madagascar" (das. 1822) und "Mélanges de botanique et des voyages" (das. 1811). Auf seine pflanzenphysiologische Theorie beziehen sich vornehmlich die "Histoire d'un morceau de bois" (Par. 1805) und "Essais sur la végétation considérée dans le développement des bourgeons" (das. 1809).

2) Aristide Aubert, franz. Seefahrer, Bruder des vorigen, geb. 31. Aug. 1760 zu Boumois bei Saumur, erhielt seine Ausbildung in der Kriegsschule zu La Flèche und in Paris, ward beim Ausbruch des Kriegs mit England 1778 Marinegardist und that sich unter anderm bei der Eroberung des Forts St.-Louis am Senegal und der britischen In-^[folgende Seite]