359
Eichenholz - Eichenrinden.
und trotz seiner Ernennung zum Geheimen Regierungsrat sich mit seiner amtlichen Stellung nicht wieder befreundete und 1844 seine Entlassung nahm. E. lebte zunächst einige Jahre bei seiner verheirateten Tochter in Danzig, dann ein Jahr in Wien, längere Zeit (bis Herbst 1850) in Dresden, auch abwechselnd in Berlin und auf dem ihm gehörigen Gut Sedlnitz in Mähren. Zuletzt nahm er seinen Aufenthalt wieder bei der Familie seiner Tochter im Landhaus St. Rochus bei Neiße, wo er 26. Nov. 1857 starb. Von seinen Dichtungen waren nacheinander erschienen: "Krieg den Philistern", dramatisches Märchen (Berl. 1824); "Aus dem Leben eines Taugenichts", Novelle (das. 1826; 14. Aufl., Leipz. 1882); die Parodie "Meierbeths Glück und Ende", Tragödie mit Gesang und Tanz (Berl. 1828); die Trauerspiele: "Ezzelin von Romano" (Königsb. 1828) und "Der letzte Held von Marienburg" (das. 1830); das Lustspiel "Die Freier" (Stuttg. 1833); die Novelle "Dichter und ihre Gesellen" (Berl. 1834); "Gedichte" (das. 1837; 13. Aufl., Leipz. 1883). Eichendorffs Gedichte waren die reifste und schönste lyrische Produktion der spezifischen Romantik, von tiefster Innerlichkeit, voll quellenden Lebens, voll träumerisch weicher Stimmung, duftig, eigentümlich, dabei dem deutschen Volkslied mannigfach verwandt und von einem sprachlichen Wohllaut, welcher beinahe schon selbst Musik ist. Auch in den Novellen, namentlich dem Meisterstück "Aus dem Leben eines Taugenichts", waren es hauptsächlich die Fülle der lyrischen Stimmung und die Anmut des Vortrags, die sich wirksam erwiesen. In der Mitte der 30er Jahre begann E., welchem zum Bewußtsein kam, daß die Litteraturgeschichte beinahe ausschließlich von Protestanten geschrieben werde, die ernstesten litterarischen und historischen Studien. Als poetische Resultate derselben traten zunächst die vortrefflichen Übertragungen des mittelalterlichen spanischen Volksbuchs "Der Graf Lucanor" (Berl. 1843) und der "Geistlichen Schauspiele Calderons" (Stuttg. 1846-1853) hervor. Mit dem Buch "Über die ethische und religiöse Bedeutung der neuen romantischen Poesie in Deutschland" (Leipz. 1847) eröffnete er die Reihe seiner litterarhistorisch-kritischen Schriften, deren Gesamtinhalt auf eine kritische Urteilsrevision im Sinn der modernen Katholizität hinauslief. "Der deutsche Roman des 18. Jahrhunderts in seinem Verhältnis zum Christentum" (Leipz. 1851; 2. Aufl., Paderb. 1867), "Zur Geschichte des Dramas" (Leipz. 1854; 2. Aufl., Paderb. 1867), "Geschichte der poetischen Litteratur Deutschlands" (das. 1857, 3. Aufl. 1866) setzten diese Thätigkeit fort, welche in einer entschiedenen Bevorzugung und beinahe ausschließlichen Verherrlichung der spanischen Dichtung und ihrer Nachklänge in der deutschen Romantik gipfelte. Darüber nahm die eigne poetische Thätigkeit Eichendorffs, die im Anfang neben der kirchlichen Gesinnung die volle Frische und Unbefangenheit bewahrt hatte, eine spezifisch tendenziöse Richtung, welche in den erzählenden Gedichten: "Julian, ein Romanzencyklus" (Leipz. 1853), "Robert und Guiscard" (das. 1855) und "Lucius" (das. 1857) entschieden zu Tage trat. Außer Eichendorffs "Sämtlichen (poetischen) Werken" (Berl. 1841-43, 4 Bde.; 3. Aufl., Leipz. 1883, 4 Bde.) erschien nach dem Tode des Verfassers auch eine Sammlung seiner "Vermischten Schriften" (Paderb. 1867, 5 Bde.), welche seine litterarischen und kritischen Arbeiten, auch seinen Nachlaß, umfaßt.
Eichenholz, indisches, s. Chrysophyllum.
Eichenkrone, Orden der, niederländ. Zivil- und Militärorden, von König Wilhelm II. für den ihm nach der Teilung Luxemburgs als Großherzogtum Luxemburg zugefallenen Teil 29. Dez. 1841 zunächst für Luxemburger und ausgezeichnete Künstler gestiftet, später allgemeiner verliehen, zerfällt in fünf (anfangs vier) Klassen: Großkreuze, Großoffiziere, Kommandeure, Offiziere und Ritter. Die Dekoration der Großkreuze ist ein achtstrahliger silberner Stern, auf dessen Mitte in grün emailliertem Feld ein goldenes W unter der großherzoglichen Krone mit der Devise: "Je maintiendrai" sich befindet, um die sich ein Eichenkranz zieht; außerdem ein vierarmiges, weiß emailliertes, mit Gold eingefaßtes Kreuz, das in der Mitte auf grün emailliertem Grund ein goldenes W unter der Krone zeigt. Das Band ist orangegelb mit drei dunkelgrünen Streifen. Die Großkreuze tragen den Stern auf der Brust; die Großoffiziere und Kommandeure das Kreuz um den Hals, erstere dazu den Stern, die Offiziere das Kreuz an einem Band mit Rosette im Knopfloch; die Ritter ohne Rosette. Mit dem Orden ist eine Medaille verbunden.
Eichenmistel, s. v. w. Loranthus europaeus.
Eichenrinden. Die Rinde aller Eichen ist reich an Gerbstoff, aber wegen der früh eintretenden Borkenbildung erhält man nicht von allen Arten eine zu technischen Zwecken verwendbare Rinde. Von den mitteleuropäischen E. sind die der Trauben- oder Wintereiche (Quercus sessiliflora Sm.) und der Stiel- oder Sommereiche (Q. pedunculata Ehrh.) am wichtigsten. Außerdem kommen die Zerreiche (Q. cerris L.) im südlichsten und südöstlichsten Teil des Gebiets und die Weiß- oder Schwarzeiche (Q. pubescens Willd.), die etwas weiter nach W. und N. geht, in Betracht. Diese Eichen halten mit Ausnahme der Zerreiche ihre Rinde bis zum 25. Jahr wenigstens stellenweise borkenfrei, und da solche glatte Rinde der bis armsdicken Eichenstangen bedeutend gerbstoffreicher, ärmer an schädlichem braunen Farbstoff, reicher an Stärke etc. ist, so werden seit 500-600 Jahren Eichenschälwälder (s. Eiche) gebaut, welche bei einer Umtriebszeit von 15-20 Jahren möglichst viel dieser trefflichen Rinde liefern. Die Eichenschälwälder verbreiteten sich aus der Siegener Gegend rheinauf- und abwärts, drangen nach Belgien, Frankreich, England vor und fanden später auch in Holland, Nord- und Süddeutschland sowie in Österreich Anwendung. Man entnimmt die Rinde den stehenden oder den gefällten Stangen, oder man entschält die stehenden Stangen so weit hinauf, wie dies leicht gelingt, und nimmt dann die weitere Schälung nach der Fällung vor. Die Rinde der Zweige ist weniger wertvoll, wird aber häufig ebenfalls gewonnen. In vielen Gegenden Deutschlands, Österreichs, Rußlands etc. wird auch die Rinde älterer Stämme benutzt, aber in der Regel noch am Stamm von der Borke befreit. Nicht zur Schälzeit gefällte Stämme und Lohden lassen sich schwer schälen, man wendet jetzt aber mit großem Vorteil die Dampfschälmethode mit trocknem überhitzten Dampf an, durch welche jeder Verlust an Gerbstoff vermieden wird und die Rinde auch sonst nicht Schaden leidet, so daß voraussichtlich bei weiterer Vervollkommnung der Apparate die Schälung zur Saftzeit ganz verschwinden wird. Die Güte der Rinde ist von mancherlei Verhältnissen abhängig. Der Gerbstoffgehalt gleichalteriger Stangen wächst mit ihrer Dicke, und alle Momente, welche das Wachstum der Lohden begünstigen, verbessern daher die Rinde. Auch sonnige Lage, südliche Exposition wirken günstig; im allgemeinen liefern wärmere Länder bessere Schälrinden, die