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Embrunieren - Embryo.
Embrunieren (franz., spr. angbrü-), bräunen, mit dunkler Farbe überziehen; nachdunkeln.
Embryo (griech., "Keim"; hierzu Tafel "Entwickelung des Menschen"), in der Zoologie das junge Tier innerhalb des Eies. Bei den Säugetieren heißt der E. auch wohl Fötus (foetus, fetus), namentlich wenn er in der Entwickelung schon so weit fortgeschritten ist, daß sich sein Geschlecht erkennen läßt. Die Entwickelung des Menschen im Ei verläuft im allgemeinen gleich derjenigen der übrigen Säugetiere, zeigt jedoch namentlich in den letzten Monaten der Schwangerschaft einige Besonderheiten. Gewöhnlich dauert sie 40 Wochen. Die frühsten Zustände in ihr sind nur unvollkommen bekannt: aus der ersten und zweiten Woche der Schwangerschaft liegen fast gar keine und aus der dritten Woche nur wenige sichere Beobachtungen vor. Das menschliche Ei, etwa 0,2 mm groß, ist von einer dicken, durchscheinenden Hülle (Zona pellucida) umgeben; seine Befruchtung durch den männlichen Samen findet wahrscheinlich im Eileiter statt, in welchem auch wohl die Furchung (s. Ei, S. 349) abläuft. Diese hat in der Regel zur Folge, daß der Inhalt des Eies sich in eine mit flüssigem Dotter gefüllte Blase (Keimblase) umwandelt, deren Wandung zunächst nur aus einer einzigen Schicht Zellen besteht. Bald jedoch erscheint an einer Stelle derselben ein weißlicher, runder Fleck, der Fruchthof; innerhalb seines Bereichs ist die Wandung verdickt, und von hier aus geht die Bildung einer zweiten Zellschicht, des innern Keimblattes (Entoderm), nach innen von der Wandung, die nun äußeres Keimblatt (Ektoderm) heißt, vor sich. Allmählich breitet sich das Entoderm über das ganze Ei hin aus und begrenzt so unmittelbar den Dotter. Zugleich verdickt sich im Fruchthof eine Stelle besonders, indem zwischen die beiden Keimblätter ein drittes, das mittlere (Mesoderm), hineinwächst; dieses entsteht wahrscheinlich aus den Zellen des äußern Blattes. Die Verdickung geschieht in Form eines Längsstreifens, des sogen. Primitivstreifens. In der ganzen Länge desselben bildet sich allmählich von vorn nach hinten eine Furche, die Rückenfurche, die immer tiefer wird und sich zuletzt von außen her zu einem völligen Rohr schließt. Dieses, nur aus den Zellen des äußern Keimblattes bestehend, ist die Anlage des Zentralnervensystems und wird in seinem vordern Abschnitt zum Gehirn, im hintern zum Rückenmark. Rechts und links von der Rückenfurche gliedert sich der zunächst liegende Teil des Fruchthofs in eine Reihe hintereinander befindlicher Stücke, der Urwirbel (Fig. 3), aus denen sowohl die wirklichen Wirbel als auch die Muskulatur des Rückens hervorgehen. Am Kopfteil des nun schon deutlich erkennbaren Embryos, der aber immer noch als eine flache Scheibe inmitten des Fruchthofs liegt, zeigen sich die ersten Spuren des Herzens in Gestalt zweier henkelförmiger hohler Verdickungen. Jede von ihnen entspricht einer Herzhälfte; später rücken sie, wenn der E. sich mehr und mehr zu einem Rohr umbildet, einander immer näher und verschmelzen endlich unter sich, wobei die Innenwände in Wegfall geraten. Alsdann ist das Herz ein gerader Schlauch mit nur einer Kammer und nur einer Vorkammer und entsendet bereits die Hauptgefäße; später krümmt es sich und erhält im Innern die Scheidewände, welche es in zwei vollkommen getrennte Kammern und zwei nur unvollständig geschiedene Vorkammern teilen (s. unten). Inzwischen hat sich aber der E. in seinem mittlern Teil (dem Rücken) stark gewölbt und dabei vom Fruchthof abgehoben; zugleich bilden sich auch die Seitenteile mehr aus, und nur die Bauchseite ist noch wenig entwickelt. Das innere Keimblatt, welches unmittelbar an den Dotter grenzt, hebt sich mit dem E. in die Höhe und gestaltet sich allmählich zu einem Rohr, das vorn und hinten geschlossen, dagegen auf der Bauchseite noch weit offen ist. Es wird zum Mitteldarm, aus dem später Leber, Lunge etc. hervorsprossen (s. unten). Mund und After sowie Speiseröhre und Enddarm fehlen noch. Je mehr sich nun der E. vom Ei abhebt und auch auf der Bauchseite seine Wandungen erhält, desto mehr schnürt sich der Mitteldarm vom Dotter ab; bald kommt es so weit, daß der ganze Dotter im Vergleich zum herangewachsenen E. nur noch gering ist und nun die ihn einschließende Keimblase (jetzt Dottersack oder Nabelbläschen genannt, s. Fig. 3 u. 4) durch einen Stiel (Dottergang) mit dem Bauch des Embryos und speziell mit dem Darm in Verbindung steht. Zuletzt bleibt nur noch eine kleine Öffnung im Darm (Darmnabel) und die entsprechende in der Bauchwandung (Hautnabel) übrig, aus denen das Nabelbläschen hervorragt.
Ein großer Teil der eben beschriebenen Vorgänge, durch welche sich aus einer scheibenförmigen Anlage ein bereits einigermaßen erkennbarer E. hervorgebildet hat, ist nun beim Menschen noch nicht direkt beobachtet worden, so daß die Schilderung sich an die Arbeiten über die Entwickelung von Hund, Schwein, Kaninchen, Meerschweinchen etc. zu halten hatte. Indessen sind alle Embryonen auf diesen Altersstufen noch so einfach gebaut und einander noch so ähnlich, daß es oft unmöglich ist, sie voneinander zu unterscheiden, und man daher alles Recht dazu hat, die bei andern Säugetieren gemachten Erfahrungen auf den Menschen zu übertragen. Die jüngsten Stadien desselben zeigen den E. bereits angelegt. Ein Ei von 12-13 Tagen (Fig. 1 u. 2) war 6,6 mm groß und hatte einen E. von 2,2 mm Länge; ein andres von 15-18 Tagen war beträchtlich gewachsen (über 13 mm groß) und enthielt einen E. von 4,4 mm Länge, an dem bereits das Herz S-förmig gekrümmt war und am Kopf Andeutungen von Kiemenspalten (s. unten) vorhanden waren, während der Bauch noch durch eine weite Öffnung mit dem Dottersack in Verbindung stand. Gegen die Mitte der vierten Woche ist der E. etwa 11-13 mm lang, aber stark gekrümmt, so daß Kopf und Schwanzende einander sehr nahe sind. Die Hauptorgane (Herz, Darm, Gehirn, Rückenmark) sind in ihrer Grundanlage fertig, doch fehlt noch jede Spur von Gliedmaßen und am Kopf jegliche Öffnung; das Hinterende ist in ein kleines Schwänzchen ausgezogen. Auf jeder Seite des kurzen Halses finden sich vier hintereinander gelegene Spalten, die Kiemenspalten, welche in den vordern Teil des Mitteldarms führen; die zwischen ihnen liegenden Teile der Schlundwand heißen Kiemenbogen. (S. Fig. 3 u. 4. Die Kiemenspalten bleiben nur bei den niedern Wirbeltieren zeitlebens bestehen, schließen sich hingegen bei den höhern bis auf die erste, aus welcher der äußere Gehörgang und andre Teile des Ohrs werden. Von den Kiemenbogen gestaltet sich der erste zur Grundlage des Ober- und Unterkiefers sowie der Gehörknöchelchen, der zweite und dritte zum Zungenbein und den Bändern desselben.)
Im zweiten Monat erreicht der E. eine Länge bis zu 35 mm, von denen der Kopf die Hälfte ausmacht (Fig. 5). Das Gesicht fängt an sich zu entwickeln, und auch die Sinnesorgane treten auf, die Augen als oberflächliche schwarze Punkte, die Nasenlöcher als flache Gruben, die Ohren als seichte