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Ensemble - Entartung.
erste bedeutende Schriftprobe heraus unter dem Titel: "Proef van letteren, welke gegooten worden in de nieuwe Haarlemsche lettergietery", die sich namentlich durch einen reichen Inhalt von Schreib- und gotischen Schriften auszeichnet. Die noch heute unter der Firma E. u. Zonen zu Haarlem blühende Firma besitzt in ihrer reichen Sammlung von Schriftstempeln und Matrizen eine Anzahl Sortimente aus dem 15. Jahrh., welche von Johannes E. gesammelt wurde; in ihrer Druckerei werden die holländischen Postmarken hergestellt.
Ensemble (franz., spr. angssangbl), das Ganze, die Gesamtheit (im Gegensatz zu Detail, dem Einzelnen); in künstlerischer Hinsicht das gehörige Ineinandergreifen der verschiedenen Teile eines Ganzen und die dadurch erzielte einheitliche Wirkung; namentlich das Zusammenspiel auf dem Theater, wo sich, um jene Wirkung zu erreichen, die einzelnen Mitwirkenden dem Ganzen entsprechend unterordnen müssen. Das Streben nach einem guten E. macht es auch mittelmäßigen Bühnen möglich, etwas Befriedigendes zu leisten, während das individuell sich vordrängende Virtuosentum der Schauspieler das E. und damit die Gesamtwirkung stört. In der Oper und Instrumentalmusik heißen Ensemblestücke Nummern oder Werke für mehrere Stimmen oder Instrumente, besonders für Pianoforte mit Streich- oder Blasinstrumenten.
Ensenada, Stadt, s. Buenos Ayres und Plata (La Plata).
Ensifer (lat.), Schwertträger, früher Titel des Kurfürsten von Sachsen als Erzmarschalls des Deutschen Reichs.
Ensiform (lat.), schwertförmig.
Ensisheim, Stadt und Kantonshauptort im deutschen Bezirk Oberelsaß, Kreis Gebweiler, an der Ill und dem Quatelbach, 9 km östlich von der Station Bollweiler (an der Eisenbahn Straßburg-Basel), hat ein Amtsgericht, ein gotisches Stadthaus, eine kathol. Pfarrkirche, eine Strafanstalt für Männer (ehemaliges Jesuitenkloster), eine Metallwarenfabrik und (1880) 3206 meist kathol. Einwohner. - E., zuerst 768 erwähnt, war seit Rudolf von Habsburg der Hauptort der habsburgischen Besitzungen im Oberelsaß, kam 1648 an Frankreich und war 1657-74 Sitz des Conseil souverain d'Alsace. Daselbst kam 28. Okt. 1444 ein Friedensvertrag zwischen Frankreich und der Schweiz zu stande. In der Kirche zeigt man einen 1492 gefallenen Meteorstein von 55 kg Gewicht.
Enslin, Theodor Christian Friedrich, Verlagsbuchhändler, geb. 13. Nov. 1787 zu Klein-Sulz bei Ansbach, machte seine Lehrzeit bei Löflund in Stuttgart durch und errichtete 1817 eine Buchhandlung in Berlin, die sich in der Folge ausschließlich mit Verlagsunternehmungen (namentlich auf dem Gebiet der Medizin) befaßte. E. war seit 1834 mehrfach Vorsteher des Börsenvereins der deutschen Buchhändler und starb 22. Mai 1851. Besondere Anerkennung fanden die von ihm herausgegebenen wissenschaftlichen Bücherkataloge, deren Bearbeitung später W. Engelmann übernahm. Das Geschäft ging nach seinem Tod auf seinen Sohn Adolf E. (geb. 1. Febr. 1826) über, der den Verlag vorzugsweise durch pädagogische Schriften erweiterte, seit 1873 ebenfalls Vorsteher des Börsenvereins war und 25. Juli 1882 starb. Wie schon sein Vater, so hat sich auch Adolf E. (als Mitglied des preußischen Litterarischen Sachverständigenvereins) um die Feststellung der litterarischen Rechtsverhältnisse sehr verdient gemacht.
Ensomheden, Insel, s. Einsamkeit.
Ensoph, in der kabbalist. Philosophie mystischer Name für das göttliche Wesen.
Enstasis (griech.), Beweisform, bei welcher die Unrichtigkeit des Gegensatzes durch Entkräftung seines Grundes oder Verneinung seiner Folgen gezeigt wird.
Enstatit, Mineral aus der Ordnung der Silikate (Augitreihe), kristallisiert rhombisch, ist farblos, grau, gelblich, grünlich, braun, perlmutterglänzend, halbdurchsichtig bis kantendurchscheinend, Härte 5,5, spez. Gew. 3,10-3,29, besteht aus kieselsaurer Magnesia MgSiO3 ^[MgSiO_{3}] mit geringem Eisenoxydul- und Thonerdegehalt und findet sich in sehr großen (über 40 cm langen) Kristallen bei Kjörrestad, bei Snerum und am Slunkasberg in Norwegen, bei Markirch in den Vogesen, im Serpentin bei Aloysthal in Mähren, als wesentlicher Gemengteil im Schillerfels an der Baste, im Lherzolith der Pyrenäen und in andern olivinreichen Gesteinen, auch in einigen Meteoriten (Chladnit).
Entablement (franz., spr. angtabl'mang), Gesims (eines Daches), Gebälk (über einer Säulenordnung).
Entada Adans. (Riesenhülse), Gattung aus der Familie der Papilionaceen, stachellose, kletternde Sträucher mit zweifach gefiederten Blättern, kleinen weißen oder gelben Blumen in Ähren und sehr langen, flachen, holzigen Hülsen. E. Pursaetha Dec. (Mimosa scandens Roxb.), ein immergrüner Baum in Ostindien und im tropischen Amerika mit gewöhnlich nur beindickem, aber bisweilen auch weit dickerm Stamm, der sich in der Höhe von 4 oder 5 m in viele Ranken teilt, welche mit den seltsamsten Biegungen und Windungen auf die Gipfel der benachbarten Bäume laufen oder, wenn diese fehlen, auf der Erde fortkriechen. Die Hülsen sind 1,5-2,5 m lang, die Samen (westindische Haselnüsse, St. Thomasherzen) haben über 5 cm Durchmesser und sind 1,3 cm dick, glänzend dunkelbraun oder purpurrot, werden in den Tropen zu Tabaksdosen, Löffeln etc. verarbeitet und dienen auch in den indischen Bazaren als Gewichte. Durch die großen ozeanischen Strömungen werden sie bisweilen an die nordeuropäischen Küsten geführt.
Entail (engl., spr. -tehl), in England die Verfügung über den letzten Erben hinaus. Auf Grund der englischen Landgesetze werden Anordnungen ermöglicht, die eine Art Fideikommisse ins Leben rufen. Jeder Grundbesitzer kann sein Grundeigentum an Leute, welche bei seinen Lebzeiten schon geboren, und noch auf 21 Jahre nach dem Tode des letzten derselben an noch ungeborne Erben vermachen. Diese Entails haben mancherlei Übelstände im Gefolge, indem sie Eigentumsübertragungen, langer dauernde Verpachtungen und die Vornahme nützlicher Verbesserungen erschweren. Man verlangt deshalb eine Beseitigung oder Reform derselben, welche den jeweiligen Inhaber des Bodens mit weiter gehenden Befugnissen ausstattet und das Verfahren der Güterübertragung vereinfacht.
Entamieren (franz., spr. ang-, "anschneiden"), beginnen, eröffnen, anknüpfen (z. B. Unterhandlungen).
Entari (arab.), das allgemeine, bei den Männern kürzere, bei den Frauen längere Unterkleid der Mohammedaner.
Entartung (Degeneration), in der Naturwissenschaft die Abänderung eines Lebewesens im Sinn einer rückschreitenden Metamorphose, die zu einem unvollkommnern Zustand der Organisation und Arbeitsteilung führt, als sie bei den Ahnen oder dem diesen gleichenden jugendlichen Tier vorhanden war. Einem solchen Rückgang unterliegen die meisten Pflanzen und Tiere, welche die freie und selbständige