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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Etschmiadsin; Ettal; Ettenheim; Ettersberg; Ettingshausen

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Etschmiadsin - Ettingshausen.

ü. M.) und gelangt mit raschem Gefälle auf die Malser Heide und die ebene Thalsohle von Glurns. Östlich gekehrt, betritt die E. sodann das Längenthal des Vintschgaues, dem sie namentlich in seinem obern Teil durch Überflutungen gefährlich wird. Bei Meran, wo der Untervintschgau mit einem plötzlichen Abfall endigt und die wilde Passer mündet, wendet sie sich nach SO. und betritt den prächtigen, fruchtbaren Thalkessel des Mutterländchens, das bis Bozen reicht, hier bis 5 km breit und durch ein Kanalnetz und Abzugsgräben in ein Gartenland umgewandelt ist. Das Thal der E. von Bozen, wo dieselbe ihren bedeutendsten Zufluß, den Eisack, aufnimmt, abwärts heißt Etschland. 6 km unter Roveredo beginnt eine Stromenge, bei den Slavini di San Marco, wo durch einen ungeheuern Bergsturz (wahrscheinlich 883 n. Chr.) mehr als 50 qkm mit einem Felsenmeer bedeckt wurden. Bei Borghetto geht der bedeutend verstärkte Strom nach Italien über, wälzt sich dann zwischen den senkrechten Wänden der Veroneser Klause (Chiusa), wo links die Straße in den Fels gehauen ist, hindurch und tritt bei Verona, wo er südöstliche, dann östliche Richtung einschlägt, in die Ebene. Die flachen Ufer werden nun sumpfig, der Strom selbst schlammig und träge. Der Unterlauf der E. ist vielfach mit dem Po in seinem Mündungsgebiet verbunden, so daß sie der Zwillingsstrom des Po zu heißen verdient. Von ihr geht bei Legnago ein Naviglio nach S. zum Tartaro, den derselbe in den Valli Grandi, den ausgedehntesten Reissümpfen, erreicht; ein zweiter Arm nach S. geht von der E. oberhalb Castelbaldo ab, fließt als Canale Bianco nach O., ist bei Polesella mit dem Po Grande verbunden, berührt Adria und mündet in den Po di Levante; ein dritter, der Naviglio Adigetto, zweigt bei Badia nach SO. ab und schließt sich im Po-Delta dem Po an. Die E. selbst mündet in das Adriatische Meer bei Porto Fossone, das als Nordgrenze des Po-Delta gilt. Die gesamte Länge der E. beträgt 415 km, wovon 220 auf Tirol kommen und 297 schiffbar sind. Bei der Eisackmündung, wo die Schiffbarkeit beginnt, ist der Fluß 78 m, bei Verona 120, oberhalb Legnago gegen 325, weiter unten im Hauptarm 260 m breit. Die Tiefe beträgt 3-5 m, das Gefälle bis Mals 630 m, von da bis Meran 279 m, von da bis Legnago wechselnd zwischen 1:510 und 1:1200, weiter unten 1:6000 und 1:12,000. Das Etschthal war von jeher eine Hauptstraße für Völkerströmungen und Eroberungszüge (Cimbern). Jetzt führt die Eisenbahn durch dasselbe von Verona bis Bozen und Meran, dann weiter am Eisack über den Brenner nach Nordtirol.

Etschmiadsin, altes, berühmtes Kloster und Sitz des Patriarchen der nichtunierten Armenier im russ. Gouvernement Eriwan (Transkaukasien), etwa 22 km von dieser Stadt entfernt, 895 m ü. M., in einer mit Obstbäumen und Gärten reichbesetzten Gegend gelegen. In uralter Zeit stand hier die Stadt Wagharschabad. Die dortige Patriarchalkirche, das schon 302 gestiftete Hauptheiligtum des Landes, ist zugleich ein Hauptbeispiel der armenischen Architektur, das, wohl gegen Ende des 5. Jahrh. entstanden, später öfters erneuert wurde. Es bildet fast ein Quadrat, aus dessen Mitte sich eine Kuppel auf vier frei stehenden Pfeilern erhebt; im Innern reicher Schmuck an Malereien. In der Nähe liegen noch zwei andre bei den Armeniern in großem Ansehen stehende Klöster, Kaiane und Hripsime, welche als Filialen zu E. gehören, daher jenes Patriarchenkloster auch oft Utschkilissi ("Drei-Kirchen") genannt wird. E. ist reich an wunderthätigen Reliquien, besitzt eine kostbare Bibliothek, minder reich an Bänden als an seltenen Werken, und eine Typographie, aus welcher der Druck vieler wertvoller armenischer Litteraturwerke hervorgegangen ist. Es zählt einschließlich der Zöglinge des Priesterseminars 100 Bewohner, darunter viele Priester hohen Ranges. In dem an das Kloster anstoßenden Flecken gleichen Namens wohnen noch 300-400 Armenier, die größtenteils Krämerei und Ackerbau treiben. Im Frieden zu Turkmantschai 22. Febr. 1828 ward E. mit andern Gebieten von Persien an Rußland abgetreten und bildet seitdem den Kreis E., der 3018 qkm (54,8 QM.) mit (1873) 95,163 Einw. umfaßt.

Ettal, Pfarrdorf im bayr. Regierungsbezirk Oberbayern, Bezirksamt Werdenfels, mit Wallfahrtskirche (in der eine ausgezeichnete Orgel), ehemaligem Benediktinerkloster (1332 gestiftet, 1803 aufgehoben, jetzt Brauerei) und 190 Einw. In der Nähe das königliche Schloß Linderhof und der Berg Ettaler Mandl, 1641 m hoch.

Ettenheim, Stadt im bad. Kreis Freiburg, am Ettenbach (Zufluß der Elz) und am nördlichen Abhang des Kalenbergs, in fruchtbarer Gegend, ist der Sitz eines Bezirksamtes und Amtsgerichts, hat eine schöne Pfarrkirche, einen ehemaligen fürstbischöflichen Hofsitz, ein Realgymnasium und (1880) 3052 meist kathol. Einwohner. - E. ward im 8. Jahrh. vom Bischof Eddo (Hetti) von Straßburg erbaut und gehörte später zum Bistum Straßburg. 1633 fanden hier mehrere unglückliche Gefechte Bernhards von Weimar gegen die Kaiserlichen statt; 1637 wurde die Stadt von den Schweden eingenommen. Von 1790 bis 1802 war E. die Residenz des letzten Fürstbischofs von Straßburg, Renatus Eduard von Rohan-Guémenée, der in der Pfarrkirche begraben liegt. 1802 kam die Stadt an Baden. Am 15. März 1804 wurde der Herzog von Enghien (s. d.), der seit 1801 zu E. residierte, auf Napoleons I. Befehl gefangen weggeführt und darauf 20. März zu Vincennes vor Paris erschossen. 6 km südöstlich von E. liegt das ehemalige berühmte Benediktinerkloster Ettenheimmünster (Ettenmünster), dessen Ursprung bis in das 8. Jahrh. zurückreicht. Es stand anfangs unter der Vogtei der Grafen von Geroldseck; später gehörte es zum Bistum Straßburg, wurde 1802 aufgehoben und ist seitdem beinahe vollständig abgebrochen worden.

Ettersberg (Großer und Kleiner), Berg in Thüringen, erstreckt sich nördlich von Weimar in westöstlicher Richtung und wird durch die nach Weimar führende Straße in zwei Hälften geschieden, den westlichen Großen E. von 481 m Höhe und den östlichen Kleinen E. von 330 m Höhe. Die schönste Aussicht gewährt die Hottelstedter Ecke im NW. des Großen Ettersbergs. Die Gänge in dem dortigen Buchenwald waren einst Herders Lieblingsspaziergang. Auf dem nördlichen Abhang des Ettersbergs liegt das Dorf Ettersburg mit einem 1706 erbauten Jagdschloß nebst Gewehrkammer und 232 Einw. Auch finden sich dort noch Spuren eines 1525 aufgehobenen Augustiner-Chorherrenstifts sowie die Ruinen zweier Ritterburgen, wovon die eine 1227 vom Landgrafen Heinrich von Thüringen zerstört wurde, die andre aber, die Altenburg, den Grafen von Gleichen gehörte und 1427 noch stand.

Ettingshausen, 1) Andreas, Freiherr von, Physiker und Mathematiker, geb. 25. Nov. 1796 zu Heidelberg, studierte in Wien Philosophie und die Rechte, besuchte auch, da er für die militärische Laufbahn bestimmt war, die Bombardierschule, wandte sich aber nach dem Eintritt des allgemeinen Friedens dem