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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Fichtelberg; Fichtelberger Gläser; Fichtelgebirge

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Fichtelberg - Fichtelgebirge.

mischte Schriften" (das. 1869, 2 Bde.); "Die theistische Weltansicht und ihre Berechtigung" (das. 1873); "Fragen und Bedenken über die nächste Fortbildung deutscher Spekulation" (Sendschreiben an E. Zeller, das. 1877); "Der neuere Spiritualismus" (das. 1878); außerdem zahlreiche Abhandlungen in der von ihm seit 1837 herausgegebenen "Zeitschrift für Philosophie und spekulative Theologie" (Tübing. 1837-1848, 20 Bde.; fortgesetzt mit Ulrici und Wirth, Halle 1852 ff.). Auch gab er heraus die Werke seines Vaters und "J. G. Fichtes Leben und litterarischer Briefwechsel" (Sulzb. 1830-31, 2 Bde.; 2. Aufl., Leipz. 1862).

In der Philosophie nimmt F. eine Vermittlerstellung zwischen entgegengesetzten Richtungen ein, daher auch der Vorschlag regelmäßig wiederkehrender Philosophenversammlungen zum Zweck gegenseitiger Verständigung von ihm ausgegangen und die erste 1847 in Gotha auch wirklich zu stande gebracht und mit einem Vortrag: "Über die Zukunft der Philosophie" (Stuttg. 1847), begrüßt worden ist. Er betrachtet als solche die Extreme der streng monistischen, welche nur ein Seiendes, und der streng individualistischen Metaphysik, welche nur viele Seiende kennt, und als deren Repräsentanten ihm unter den Neuern Hegel und Herbart, Pantheismus und Deismus, erscheinen, denen er ebendarum Leibniz' Theismus als Repräsentanten der Einheit in der Vielheit und der Vielheit in der Einheit (Urmonas und Monaden) entgegenstellt, sich mit Krauses das gleiche Ziel verfolgendem Panentheismus einverstanden erklärend. Während er in seinen frühern hauptsächlich im Kampf gegen die pantheistische Richtung abgefaßten, vorzugsweise theologischen Schriften das Hauptproblem dieses seines vermittelnden Standpunktes, die Erhaltung des Endlichen dem Unendlichen und dieses jenem gegenüber, auf spekulativem Weg zu lösen suchte, versuchte er es in seinen spätern, im Kampf gegen die individualistische Schule verfaßten, vorzugsweise psychologischen Schriften auf empirischem Weg. Die Existenz des Göttlichen, das für den Pantheismus nur immanent, im Menschengeist, für den Deismus nur transcendent, außerhalb desselben, vorhanden ist, soll als demselben immanent und transcendent (in ihm und über ihm seiend) erwiesen werden durch die "Thatsache" eines "Überempirischen im Empirischen", einer "höhern", geistigen Individualität im Menschen neben dessen niederer, irdischer, die von ihm als "Genius" bezeichnet und als das unmittelbare Bindeglied zwischen Gott und dem Menschen betrachtet wird. Das metaphysische Problem, wie die Gesamtheit dieser "Genien" als Individuen höherer Art (Geister) sich zu Gott als der Urpersönlichkeit verhalte, wird damit in die höhere übersinnliche Welt, in das Geisterreich, verlegt, die Existenz des Genius im sinnlichen Menschen aber durch "Thatsachen" einer höhern als der gemeinen Erfahrung, durch die Erscheinungen des Hellsehens, der Erleuchtung, sowie durch die Thaten selbstverleugnender Aufopferung erwiesen, in welchen wie in den erstgenannten ein höheres als das gemeine Wissen, so ein höheres als das gemeine Wollen als göttlicher Kern der irdischen Hülle zum Durchbruch komme. Diese Berufung auf Thatsachen, die keineswegs für jedermann als solche gelten, hat Fichtes Philosophie, besonders seit dem Erscheinen seiner Anthropologie und Psychologie, in den Ruf der Mystik und der (übrigens von ihm selbst zugestandenen) Theosophie, seine Vermittlerrolle, wie dies zu geschehen pflegt, bei den Anhängern beider Parteien in den der Halbheit und des Eklektizismus gebracht; die selbstverleugnende Wahrheitsliebe und die makellose Reinheit seines Charakters, wodurch er an seinen Vater erinnert, sind auch von seinen Gegnern anerkannt worden.

Fichtelberg, der höchste Berggipfel des Erzgebirges innerhalb des Königreichs Sachsen, 1204 m hoch, enthält die Quellen der Zschopau und Sehma und liegt ganz in der Nähe der beiden sächsischen Städte Ober- und Unterwiesenthal, von denen jene die am höchsten gelegene Stadt in Norddeutschland überhaupt ist. Nahebei im S., bereits in Böhmen, liegen der Keilberg (s. d.), der höchste Gipfel des Erzgebirges, und die Stadt Böhmisch-Wiesenthal. Von dem auf dem Gipfel des Fichtelbergs befindlichen Turm hat man eine weite Fernsicht.

Fichtelberger Gläser, meist weiße, mit Schmelzfarben dekorierte, humpenartige Trinkgläser, welche besonders im 17. Jahrh. in Bischofsgrün und andern Orten des Fichtelgebirges fabriziert wurden. Da dieselben anderwärts nachgemacht wurden, stellten die Fichtelberger Glasmacher auf ihren Erzeugnissen gewissermaßen als Fabrikmarke den zweithöchsten Berg ihres Gebirges, den Ochsenkopf, dar.

Fichtelgebirge (lat. Mons pinifer, im Volksmund Fichtelberg), Gebirge in Mitteldeutschland, nach seiner einst dichten Fichtenwaldung genannt, war schon den ältern Geographen merkwürdig als Hauptwasserscheideknoten im Herzen Deutschlands. Nach vier Weltgegenden, drei großen Strömen und zwei Meeren entsendet das F. seine Gewässer. Vom Umfang eines einzigen Bergstockes, des Schneebergs, fließt südlich die Nab durch die Donau ins Schwarze Meer, westwärts der Weiße Main durch den Rhein zur Nordsee, ostwärts die Eger durch die Elbe ebendahin, während die Quelle eines der Zuflüsse der Elbe, die der Thüringischen Saale, nur 7 km weiter nördlich entspringt. Ebenso wichtig ist das F. als Gebirgsknoten des hercynischen Systems, weniger durch seine Höhe als durch seine Stellung zwischen dem Böhmerwald im SO., dem Franken und Thüringer Wald im NW., dem Erzgebirge im NO. und dem Deutschen Jura im SO. Die nordöstliche Richtung der gestaltenden Kräfte, wie sie im Erzgebirge herrscht, ist aber so überwiegend, daß die Haupthöhenzüge und viele Thäler derselben folgen und von SW. nach NO. verlaufen, während nur der südwestliche Außenrand durch die Hebung jüngerer Sedimentbildungen bestimmt ist und parallel mit Thüringer Wald und Böhmerwald von SO. nach NW. streicht.

Die Grenzen des Fichtelgebirges werden sehr verschieden gezogen; wir beschränken uns hier auf das ausgedehnte Urgebirgsland, welches sich in Gestalt eines Vierecks zwischen Waldeck bei Kemnath im S., Berneck im W., Rehau im N. und Eger im O. ausbreitet, und lassen das nordwestlich daran sich anschließende Hochplateau des Frankenwaldes (s. d.), welches das F. mit dem Thüringer Wald verbindet, ebenso das Plateau nördlich von Hof als vogtländisches Hochland (s. Vogtland) und im NO. das Elstergebirge als Übergang zum Erzgebirge unberücksichtigt. In dieser beschränkten Ausdehnung mißt das Gebirge von SW. nach NO. und von SO. nach NW. 38 km; die Grundfläche beträgt gegen 990 qkm (18 QM.). Nach SW. ist die Begrenzung scharf, dort fällt das Gebirge rasch, an den steilen Gehängen mit Busch- und Nadelwald bedeckt, zu saftigen Wiesgründen ab, die von Berneck bis Kemnath den Gebirgsfuß von dem reich angebauten Hügelland im S. trennen, jenseit dessen sich das fränkische Juraplateau erhebt. Im SO. bildet die Nab-Wondreb-Ebene (zwischen Tirschenreuth und Mitterteich), durch welche die Wondreb nach N. zur Eger, die Waldnab in entgegengesetzter Richtung ab-^[folgende Seite]