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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Flekkefjord; Flektieren; Flektierende Sprachen; Flem.; Flemalle; Fleming; Flemming

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Flekkefjord - Flemming.

sches und kann sehr leicht stark leimhaltig werden. Thiel zog frisches, fettfreies, gehacktes Fleisch mit kaltem Wasser aus und benutzte diese Flüssigkeit zum Anmachen des Teigs, welcher bei möglichst niedriger Temperatur gebacken werden muß. Das Präparat enthält alle verdaulichen Fleischbestandteile, ist haltbar und gibt, mit Wasser gekocht, eine sehr schmackhafte Suppe. Aus 1,5 kg Ochsenfleisch erhielt man mit 6 kg Weizenmehl 7 kg Zwieback. Jacobsen hat aus Weizenmehl und Fleischextrakt einen F. (Fleischextraktbrot) bereitet, von welchem 1 kg etwa 4 kg Fleisch entsprechen soll (vgl. Fleischextrakt). Dieser F. hält sich sehr gut und wird nicht ranzig, da er mit Gelatine überzogen ist, welche den Zutritt der Luft abhält. Er liefert mit Wasser und Suppenkräutern eine sehr schmackhafte Suppe. In England und Rußland ist F. bei der Armee und Marine eingeführt.

Flekkefjord, Stadt im norweg. Amt Lister und Mandal, zwischen Felsen im Hintergrund des Lalfjords gelegen, mit gutem Hafen und 1678 Einw., die sich mit Handel und Gerberei beschäftigen. F. ist Sitz eines deutschen Konsulats.

Flektieren (lat.), biegen, beugen, abändern, besonders ein Wort in der Endung (deklinieren oder konjugieren); s. Flexion.

Flektierende Sprachen, s. Sprache und Sprachwissenschaft.

Flem., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für John Flemming, Professor der Naturgeschichte am King's College zu Edinburg (Wirbel- u. Weichtiere).

Flemalle (Flemael), Bertholet, belg. Maler, geb. 1614 zu Lüttich, lernte bei G. Douffet und begab sich, 24 Jahre alt, nach Italien, wo er namentlich in Rom die alten Meister studierte. Der Großherzog von Toscana zog ihn nach Florenz; von da ging er nach Paris, wo er an dem Kanzler Séguier einen Gönner fand. Er malte hier für die Augustinerkirche eine Anbetung der heiligen drei Könige und für die Kuppel der Karmeliterkirche die Himmelfahrt des Elias. Seit 1647 in Brüssel und Lüttich thätig, ging er 1670 nach Paris, wo er Professor an der königlichen Akademie wurde, kehrte aber, noch in demselben Jahr zum Kanonikus zu St. Paul in Lüttich ernannt, in seine Vaterstadt zurück, wo er 1675 starb. Flemalles Historienbilder zeigen den Einfluß der römischen Schule, namentlich des Nicol. Poussin; es fehlt ihm nicht an Talent für die Komposition, jedoch sind seine Formen akademisch, seine Färbung schwach. Die Dresdener Galerie besitzt einen Pelopidas, sich gegen die Spartaner rüstend.

Fleming (Flemming), Paul, Dichter, geb. 5. Okt. 1609 zu Hartenstein im Vogtland, besuchte die Fürstenschule zu Meißen und bezog dann die Universität in Leipzig, um Medizin zu studieren, ging aber 1633, von den Unruhen des Dreißigjährigen Kriegs verscheucht, nach Holstein. Hier schloß er sich der merkwürdigen, kostspielig ausgerüsteten Gesandtschaft an, welche Herzog Friedrich von Holstein-Gottorp über Moskau und Astrachan nach Persien schickte. Die Abenteuer und Erfahrungen dieser Reise, besonders aber die Anschauung kräftigen und blühenden deutschen Lebens, wie es in Deutschland selbst während der Schrecknisse des Kriegs nicht zu finden war, im althansischen Reval gaben F., der sich in seiner Jugend durchaus der Opitzschen Theorie und Dichtweise angeschlossen hatte, eine Lebensfülle und eine gelegentliche Unmittelbarkeit des Ausdrucks, welche ihn weit über seine dichterischen Zeitgenossen, Paul Gerhardt ausgenommen, erhob. Nach Beendigung der persischen Reise, die von 1635 bis 1639 gewährt hatte, ging F. zum Abschluß seiner Studien nach Leiden, wo er zum Doktor promoviert ward, starb aber bereits 2. April 1640 in Hamburg. Seine Gedichte: "Teutsche Poemata" (später "Geist- und weltliche Poemata" betitelt) erschienen in erster Ausgabe 1642 zu Lübeck und wurden wiederholt nachgedruckt. Die vollständigste Sammlung derselben, mit Anmerkungen und bibliographischen Notizen, veranstaltete Lappenberg (Stuttg., Litterarischer Verein, 1866, 2. Bde.), der auch Flemings zahlreiche lateinische Gedichte (das. 1863) herausgab. Ausgewählte Gedichte von F. haben G. Schwab (mit Biographie, Stuttg. 1820), W. Müller (Leipz. 1822), Tittmann (mit Einleitung, das. 1870) und Österley (Stuttg. 1885) veröffentlicht. Flemings eigentümliche Erscheinung erwies die Unverwüstlichkeit einer echt poetischen Natur. Nicht frei von der Rhetorik und dem gelehrten Pedantismus, selbst nicht von der Roheit seiner Epoche, zeigt er doch in den bessern seiner Gedichte Lebensfülle, echte Empfindung, kräftige Sinnlichkeit, Kraft und Würde des Ausdrucks, vereinzelt selbst eine Rhythmik und sprachliche Melodik, die in einem Zeitraum von mehr als hundert Jahren nach seinem Tod in der deutschen Poesie nicht wieder erreicht wurden. Vgl. Varnhagen von Ense, Biographische Denkmale, Bd. 4 (3. Aufl., Leipz. 1872).

Flemming, 1) Heinrich Heino von, Feldmarschall, geb. 8. Mai 1632 in Pommern aus einer alten, wahrscheinlich von den Niederlanden eingewanderten freiherrlichen Familie, bildete sich auf deutschen Universitäten und auf Reisen und focht dann in brandenburgischen Diensten gegen die Türken als Oberst der Hilfstruppen, welche Kurfürst Friedrich Wilhelm 1672 dem König Michael von Polen sandte. Nachdem er sich darauf im Dienst Wilhelms von Oranien bei mehreren Gelegenheiten ausgezeichnet, trat er 1682 als General in sächsische Dienste, trug 1683 an der Spitze der sächsischen Hilfstruppen viel zur Entsetzung des von den Türken belagerten Wien bei und kämpfte 1688 als Feldmarschall am Rhein gegen die Franzosen. 1690 trat er als Feldmarschall in den brandenburgischen Dienst zurück, focht darauf in Flandern und Brabant gegen die Franzosen und ward zum Gouverneur von Berlin und zum Statthalter von Pommern ernannt. 1698 trat er in den Ruhestand, wurde 1700 in den Reichsgrafenstand erhoben und starb 1. März 1706 auf dem Schloß Buckow.

2) Jakob Heinrich, Graf von, polnischer und sächs. Kabinettsminister und Feldmarschall, Neffe des vorigen, geb. 3. März 1667, machte nach vollendeten Studien 1688 eine Reise nach England und trat hierauf in brandenburgische und später als Oberst und Generaladjutant des Kurfürsten Georg in sächsische Dienste. Kurfürst Friedrich August ernannte ihn 1697 zum Gesandten in Warschau, wo F. durch geschickte Unterhandlungen und Bestechung der Großen seinem Herrn die polnische Krone verschaffte. F. befehligte 1699 das sächsische Heer, mit dessen Einfall in Livland August der Starke den Krieg gegen Karl XII. eröffnete; aber wesentlich durch seine Schuld gingen die errungenen Vorteile wieder verloren. 1702 wurde er bei Klissow schwer verwundet und 1703 zum Gesandten in Kopenhagen, 1705 zum General und Kriegsminister, 1711 zum Feldmarschall ernannt und unterzeichnete 1719 das Bündnis Augusts des Starken mit dem Kaiser und Hannover gegen Preußen. Er starb 30. April 1728 auf einer Reise in Wien.

3) Hans Friedrich, Freiherr von, Jagdschriftsteller, geboren in der zweiten Hälfte des 17. Jahrh., studierte in Tübingen und Straßburg, bereiste