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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Flugschrift - Fluor.

Eisenoxyd und bildet ein entschiedenes Hindernis für die Holzzucht, namentlich für die tief wurzelnde Kiefer, wenn sie nicht durch Grundwasser weich erhalten wird. Die größte Schwierigkeit, welche der F. der Kultur entgegensetzt, besteht in seiner Beweglichkeit, gegen welche die Armut an Pflanzennahrungsstoffen weit zurücktritt; jede Flugsandkultur muß also in erster Linie um die Verhinderung der Auswehung und dann um die Besserung der Bodensubstanz sich bemühen. Dies kann nur durch Pflanzenwuchs erreicht werden; derselbe muß aber zunächst durch besondere Vorkehrungen vor der Auswehung geschützt werden, bis er so weit sich entwickelt hat, um diese Funktion selbst zu übernehmen. Solche Kulturbestrebungen werden von der Natur unterstützt, die, freilich in sehr langer Zeit, auch ohne weiteres Zuthun die Flugsandstrecke mit Vegetation überzieht, falls sie nicht gestört wird. Alle Störungen durchaus fern zu halten, ist die höchste Aufgabe bei der Flugsandkultur, welche daher eines weit reichenden Schutzes bedarf. Größere Flugsandkulturen des Binnenlandes datieren erst aus dem Anfang des vorigen Jahrhunderts (Seeland), und frühzeitig begann man mit der Anwendung stehender Zäune (Koupierzäune, Deckzäune) von 1-1,25 m Höhe, welche der Hauptwindrichtung entgegengestellt wurden und das Terrain auf verhältnismäßig weite Strecken schützen sollten. Daß sie dies nicht vermögen, hat die Erfahrung vielfach gelehrt. Billiger und wirksamer ist liegende Bodenbedeckung mit Kieferngesträuch oder besser mit Hackreisig aus 20-30 cm langen Kiefernaststücken. Auch Wacholder, Heidestroh, Besenpfriemen, Seetang, Seegras sind mehrfach benutzt worden; doch sind alle diese Mittel, wenn auch wirksam, so doch viel zu teuer, und man beschränkt sich deshalb jetzt am Seestrand, wo es sich wesentlich um die Bildung von Schutzdünen handelt, meist auf die Pflanzung von Sandgräsern und im Binnenland auf die Deckung mit Moos-, Heide- oder Grasplaggen. Von den Sandgräsern ist Arundo arenaria und nächst diesem Elymus arenarius am besten im stande, den zugetriebenen F. aufzufangen und zu durchwachsen; sie werden netzförmig angepflanzt und für den Stranddünenbau und die Kultur der innern Stranddüne benutzt (vgl. Dünen). Das endliche Ziel der Flugsandkultur ist in den meisten Fällen Bewaldung, da der Boden zunächst für den Ackerbau zu arm ist. In Norddeutschland wird fast überall die Kiefer angepflanzt, im Banat mit großem Vorteil auch die kanadische Pappel und die Akazie (Robinie). Die Kultur des binnenländischen Flugsandes unterscheidet sich vom Stranddünenbau stets dadurch sehr wesentlich, daß sie einen Ertrag zu erzielen sucht, während jener nur auf den Schutz des Hinterlandes bedacht ist und auf Ertrag von vornherein verzichtet. Vgl. Burkhard, Säen und Pflanzen nach forstlicher Praxis (5. Aufl., Hannov. 1880); Pfeil, Die Forstwirtschaft nach rein praktischer Ansicht (6. Aufl. von Preßler, Leipz. 1870); Kerner, Aufforstung des Flugsandes im ungarischen Tiefland (in der "Österreichischen Monatsschrift für Forstwesen" 1865); Wessely, Der europäische F. und seine Kultur (Wien 1873).

Flugschrift (Flugblatt, Broschüre, Pamphlet), nach neuerm Sprachgebrauch eine Schrift von wenigen Bogen, die verbreitet wird, um irgend einer Parteisache zu dienen, die öffentliche Meinung für oder gegen irgend eine Sache oder Person einzunehmen. In den ersten Jahrzehnten nach Erfindung der Buchdruckerkunst vertraten die Flugschriften die Stelle der erst später periodisch erscheinenden Zeitschriften und Zeitungen, und sie bilden deshalb für die Zeiten der politischen und kirchlichen Kämpfe des 16. und 17. Jahrh. eine wichtige Geschichtsquelle. Unter den Sammlungen von dergleichen Schriften ist die des Britischen Museums eine der vollständigsten. Vgl. Fliegendes Blatt.

Flugsommer, s. v. w. Alterweibersommer.

Flugstaub (Fluggestübe), bei Schmelzprozessen durch Verdampfung von Substanzen sowie durch das Gebläse, durch Gase etc. aus Öfen fortgeführte Substanzen, welche häufig in langen, gemauerten Kanälen oder in mit Scheidewänden versehenen Räumen (Flugstaubkammern) wieder aufgefangen und weiterverarbeitet werden. Vgl. Bleirauch und Hüttenrauch.

Fluh (Mehrzahl Flühe), in schweizer. Mundart eine Felswand; in der Zusammensetzung "Nagelfluh" (s. d.) in die Geologie übergegangen.

Fluid meat (engl., spr. fluhid miht. "flüssiges Fleisch"), von Darby hergestelltes Präparat, enthält die in Peptone umgewandelten Eiweißkörper des Fleisches in flüssiger Form und dient zur Ernährung von Patienten, deren Verdauungsorgane Fleisch nicht vertragen.

Fluid ozone (engl., "flüssiges Ozon"), unpassende Bezeichnung für eine Lösung von 1 Teil übermangansaurem Kali in 20 Teilen Wasser, welche als Desinfektionsmittel (Mund- und Waschwasser) dient.

Fluidum (lat.), etwas Flüssiges, ein flüssiger Körper; Fluidität, das Flüssigsein.

Fluktuation (lat.), das Wogen, Wallen, Hin- und Herschweben; in der Medizin das schwappende, elastische Gefühl beim Betasten einer von dünner Decke überkleideten prallen Flüssigkeitsansammlung; auch sehr weiche Zellengeschwülste können das Gefühl der F. darbieten; sobald ein entzündeter Teil F. zeigt, so hat sich eine Eiteransammlung gebildet, welche alsbald mit dem Messer zu eröffnen ist (vgl. Absceß). Im moralischen Sinn ist F. s. v. w. Unbeständigkeit, Wankelmut.

Fluktuationsstruktur und Fluidalstruktur, s. Entglasung und Gesteine.

Fluktuieren (lat.), wogen, wallen; hin- und herschwanken, schwappen; fluktuierende Bevölkerung, die nicht seßhafte Bevölkerung; fluktuierende Schuld, s. v. w. schwebende Schuld (s. Staatsschulden); fluktuös, wogend, schwankend.

Flumendosa (der Saprus der Alten), Fluß auf der Insel Sardinien, entspringt in der Mitte der Insel am Gennargentu, verfolgt südöstliche Hauptrichtung und mündet nach einem Laufe von 119 km unterhalb Muravera in zwei Armen ins Meer.

Flunder, s. Schollen.

Fluor Fl, chemisch einfacher Körper, findet sich nicht im freien Zustand in der Natur, aber an Calcium gebunden als Flußspat, mit Natrium und Aluminium verbunden als Kryolith, außerdem im Amphibol, Topas und in den meisten natürlichen Phosphorsäuresalzen, in geringer Menge auch in den Knochen, im Email der Zähne, in der Milch, in Pflanzenaschen, im Meerwasser und in einigen Mineralwässern. Es ist in reinem Zustand so gut wie nicht bekannt, weil es die Substanz aller Gefäße, über welche wir verfügen, angreift. Es bildet wahrscheinlich ein farbloses Gas, und sein Atomgewicht ist 19,06. In chemischer Hinsicht bildet es mit Chlor, Brom und Jod eine natürliche Gruppe. Sauerstoffverbindungen sind nicht bekannt. Die Fluormetalle (Fluoride) haben mit den Chlormetallen große Ähnlichkeit. Sie sind meist leicht schmelzbar und ertragen hohe Tem-^[folgende Seite]