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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gargăno; Gargarisieren; Gargăron; Gargiollo; Gargot; Gargouletten; Garibald; Garibaldi

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Gargano - Garibaldi.

Gargăno (bei den Alten Gargănus), eine gebirgige, aus Apenninenkalk bestehende, landfest und zur Halbinsel gewordene ehemalige Insel, "der Sporn Italiens", durch die Ebene von Apulien und den Candelaro, welcher noch die ehemalige Küstenlinie erkennen läßt, vom Apennin geschieden und zur Provinz Foggia gehörig. Im Monte Calvo erhebt sie sich zu 1560 m Höhe, aber wie schon dieser Name sagt, sind die ehemaligen Eichenwälder bis auf Reste an der Nordseite verschwunden. Mit ihren zahlreichen kleinen Buchten, namentlich dem Golf von Manfredonia, war sie lange Zeit Sitz sarazenischer Seeräuber. Jetzt beschäftigt die Bewohner dieses abgelegenen, meist nur von Pilgern besuchten Berglandes Vieh- und Bienenzucht wie auch Ackerbau.

Gargarisieren (griech.), gurgeln; Gargarisma, Gurgelwasser.

Gargăron, die höchste Spitze des Idagebirges in der alten Landschaft Troas (1753 m). Die Stadt Gargara lag am Adramyttischen Meerbusen zwischen Assos und Antandros.

Gargiollo (spr. -dschollo), Conrado, ital. Dichter und Schriftsteller, geb. 1834 zu Fivizzano im Toscanischen, studierte in Pisa und Siena und wirkt jetzt als Professor der italienischen Litteratur am Lyceum zu Arezzo. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: "Dall' Aurora al Tramonto"; die Ode "In morte di G. Rossini" (Mail. 1869); die Gedichtsammlung "Eco della vita intima" (mit der Dichtung "Fernando e Gisella", das. 1873); "Augurii d'amore. Versi" (Flor. 1879); verschiedene Essays (über V. Gioberti, dramatische Litteratur etc.) u. a. Sehr verdienstvoll ist die Gesamtausgabe der Werke G. B. Niccolinis, welche G. im Auftrag des ihm einst befreundeten Dichters besorgt hat (Mail. 1862 ff.). -

Ein Namensvetter von G., der Philolog und Schriftsteller Carlo G., geb. 1840 zu Florenz, hat sich besonders durch treffliche Ausgaben italienischer Autoren einen Namen gemacht.

Gargot (franz., spr. -go), Fleischgroßhändler, billige Garküche; Gargote (spr. -gott), Winkelkneipe; Gargotage, schlechtes Essen, Sudelkocherei.

Gargouletten, s. Kühlkrüge.

Garibald, erster geschichtlich nachweisbarer Herzog der Bayern, aus dem Geschlecht der Agilolfinger (560-590), vermählt mit Waldrade, Tochter des Langobardenkönigs Wacho und Witwe des Frankenkönigs Theudebald, Vater der Theudelinde, welche 589 den langobardischen König Authari und nach dessen Tode den Herzog Agilulf von Turin heiratete und die Langobarden vom arianischen zum katholischen Glaubensbekenntnis herüberbrachte.

Garibaldi, Giuseppe, berühmter Nationalheld der Italiener, geb. 4. Juli 1807 zu Nizza als Sohn eines Seemanns, trat früh in die sardinische Marine ein, beteiligte sich, für die Einheit und Größe seines Vaterlandes begeistert, an dem Komplott von 1834, welches durch den Savoyerzug Mazzinis ein unglückliches Ende fand, und mußte daher flüchtig werden; er entkam 5. Febr. 1834 von Genua nach Frankreich. In der Heimat zum Tod verurteilt, führte er nun eine Reihe von Jahren ein unstetes Leben, stand eine Zeitlang im Dienste des Beis von Tunis, dann 1846 in dem der südamerikanischen Republiken Rio Grande do Sul und Montevideo, wo er mit (gewöhnlich von ihm selbst zusammengebrachten) Schiffen als Kommandant von Kapern den Brasiliern sich gefürchtet machte und eine treffliche Schule für diese Art der Kriegführung durchmachte. Auch verband er sich hier mit einer Spanierin, Anita, die er aber, weil sie vermählt war, nicht gesetzlich heiraten konnte. Auf die Kunde vom Ausbruch der nationalen Bewegung in Italien schiffte er sich im April 1848 mit 54 Waffengenossen nach Europa ein und betrat nach 14jähriger Verbannung in Nizza sein Vaterland wieder, gerade als die erste glückliche Periode des oberitalienischen Kriegs beendet war. Er wollte unter König Karl Albert Dienste nehmen, wurde aber abgewiesen und zu spät vom Verteidigungskomitee in Mailand mit der Bildung eines Freiwilligenkorps beauftragt; nach Ablauf des am 9. Aug. zwischen Karl Albert und Radetzky abgeschlossenen Waffenstillstandes leistete er mit seinem 1500 Mann starken Korps an verschiedenen Orten den überlegenen Österreichern tapfern Widerstand, mußte sich aber endlich vor der Übermacht auf schweizerisches Gebiet zurückziehen. Diese tollkühne Ausdauer mitten in der allgemeinen Mutlosigkeit gewann ihm bei den Italienern ungemeine Popularität. Die Sizilianer beriefen ihn, um die Verteidigung der Insel gegen Ferdinand II. von Neapel zu übernehmen. Indes trat G. 21. Dez. 1848 in den Dienst der provisorischen Regierung Roms und nahm sein Hauptquartier erst zu Macerata, sodann zu Rieti. In das römische Parlament gewählt, stellte G. gleich in der ersten Sitzung 5. Febr. 1849 den Antrag auf Proklamation der Republik, kehrte aber sodann zu seiner Legion zurück. Alle Erfolge, die während der Belagerung Roms durch die Franzosen von den Römern errungen wurden, verdankte man G.; wiewohl den Kriegsplan der Triumvirn nicht billigend, gab er doch in der gefährlichsten Zeit das Beispiel des unbedingtesten Gehorsams und legte eine seltene Unerschrockenheit und Gewandtheit im Benutzen der Umstände an den Tag. Er brachte den Franzosen bei ihrem ersten Vorrücken eine Niederlage bei und nötigte durch seine Verteidigung der Stellung am Thor von San Pancrazio (2. Mai) den Marsch all Oudinot zu einer förmlichen Belagerung der Stadt. Ebenso glänzend zeichnete er sich bei den erfolgreichen Angriffen auf die Neapolitaner bei Palestrina und Velletri (19. Mai) aus. Als die französische Übermacht sich 3. Juli der Stadt bemächtigte, trat G. mit den ihm noch gebliebenen 1550 Mann ins Neapolitanische über, um dort zu insurgieren, ward aber von den Österreichern verfolgt und entkam unter vielen Gefahren nach Piemont, noch ohne seine Anita, die ihn auf allen seinen Zügen begleitet hatte, aber auf der abenteuerlichen Flucht bei Ravenna den Folgen einer Niederkunft erlegen war. Die sardinische Regierung zwang ihn zur Auswanderung nach Nordamerika. In New York arbeitete er anfangs in einer Seifen- und Lichtefabrik, fand dann aber eine Verwendung als Schiffskapitän und befuhr den Stillen Ozean bis Kanton.

1854 kehrte er nach Sardinien zurück und nahm nach einjährigem stillen Aufenthalt in Nizza mit seiner Familie einen bleibenden Aufenthalt auf der von ihm zum Teil angekauften kleinen Felseninsel Caprera, unweit der Nordostküste der Insel Sardinien, wo er sich der Landwirtschaft widmete. Da die von Cavour geleitete piemontesische Politik immer entschiedener auf eine Einigung des freien Italien unter der Führung Sardiniens hinarbeitete, so trat G. im Juli 1856 dem Italienischen Nationalverein bei, dessen Ziel die Vereinigung ganz Italiens unter dem Zepter des Hauses Savoyen war. Das Bündnis Piemonts mit Frankreich gegen Österreich erkannte auch G. als durch die Umstände geboten an, und Cavour seinerseits überwand die entschiedene Abneigung Napoleons III. gegen G. und seine Freischaren und ließ es auf seine Verantwortung geschehen, daß sich die