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Genovesi - Gens.
Genovesi (spr. dsche-), Antonio, ital. Philosoph, geb. 1712 zu Castiglione bei Salerno, gest. 1769 als Professor der Philosophie in Neapel, hat sich neben seinen epochemachenden Schriften über Nationalökonomie durch seine Logik ("De arte logica", 1742) und Metaphysik ("Elementa scientiarum metaphysicarum", 1743, 5 Bde.) als Kenner und Anhänger der Wolfschen Philosophie bewährt und gilt um seiner "Logica de' Giovanetti" und "Delle scienze metafisiche" (1766) willen als Wiederhersteller der Philosophie in Italien. Vgl. Bobba, Commemorazione di Ant. G. (Benevent 1867).
Genoveva (Genovefa, franz. Geneviève), 1) Heilige, die Patronin von Paris, um 424 zu Nanterre bei Paris in armer Familie geboren, nahm in ihrem 15. Jahr den Schleier und zog sich nach dem Tod ihrer Eltern nach Paris zurück, wo sie bald dadurch berühmt wurde, daß sie bei dem Einfall Attilas in Frankreich voraussagte, derselbe werde Paris nicht berühren. Der Ruf ihrer Heiligkeit vermehrte sich noch, als sie bei einer Hungersnot auf der Seine von Stadt zu Stadt fuhr und zwölf Schiffe voll Korn zurückbrachte. Im J. 460 erbaute sie über den Gräbern des heil. Dionysius und seiner Gefährten eine Kirche, bei welcher König Dagobert I. später die Abtei St.-Denis stiftete. Sie starb 3. Jan. 512 und wurde in der Kirche des heil. Dionysius begraben. Ihre Biographie schrieben Saint-Yves (Par. 1845) und Lefeuve (neue Ausg., das. 1861).
2) G. von Brabant; eine der rührendsten Gestalten deutscher Sagendichtung, Tochter eines Herzogs von Brabant und (um 731) Gemahlin des Pfalzgrafen Siegfried, dessen Residenzschloß Hohensimmern im Gebiet von Trier lag, ward von Golo, dem Haushofmeister des Grafen, während dessen Abwesenheit verleumdet, die eheliche Treue gebrochen zu haben, und dafür zum Tod verurteilt, indessen von dem mit der Vollziehung des Urteils beauftragten Knecht aus Mitleid in der Wildnis ihrem Schicksal überlassen und lebte nun sechs Jahre in einer Höhle des Ardennenwaldes, sich und ihren inzwischen gebornen Sohn Schmerzenreich mit Kräutern und der Milch einer Hirschkuh nährend, bis ihr Gemahl, der ihre Unschuld erkannt hatte, bei Gelegenheit einer Jagd sie wiederfand und auf sein Schloß zurückführte. Der Jesuit Cerisiers bearbeitete die Legende in der "Bibliothèque bleue" unter dem Titel: "L'innocence reconnue" (Par. 1638), und hiernach ist das (auch in die Sammlungen von Marbach und Simrock aufgenommene) deutsche Volksbuch von der Pfalzgräfin G. gearbeitet, das die Geschichte in schlicht-treuherziger Weise erzählt. Als Drama wurde der Stoff behandelt vom Maler Müller, L. Tieck, Raupach und Fr. Hebbel, als Oper von R. Schumann. Vgl. Sauerborn, Geschichte der Pfalzgräfin G. (Regensb. 1856); Zacher, Die Historie von der Pfalzgräfin G. (Königsb. 1860), worin der Versuch gemacht ist, die Legende auf einen Mythus zurückzuführen, während dieselbe nach Seuffert ("Die Legende von der Pfalzgräfin G.", Würzb. 1877) keine eigentliche Sage, sondern die Erfindung eines Laacher Mönchs und erst im 14. Jahrh. entstanden ist.
Genre (franz., spr. schangr), Geschlecht, Gattung.
Genremalerei ("Gattungsmalerei"), dasjenige Fach der Malerei, welches Individuen als Typen einer bestimmten Gattung zur Darstellung bringt, im Gegensatz zur Historienmalerei, welche bestimmte geschichtliche Individuen vorführt, im weitesten Sinn jede Darstellung aus dem Leben irgend einer Zeitperiode, in welcher nichthistorische Personen vorkommen. Im Französischen bezeichnet das Wort genre jedes Fach der Malerei, so genre historique, genre du paysage etc., absolut gebraucht aber jedes Gemälde mit menschlichen Figuren, doch nicht mit solchen von historischer Bedeutung, auch Tier- und Architekturstücke, Blumen und Stillleben. Schärfer ist der Begriff, den man in Deutschland mit Genrebildern verbindet. Nach diesem ist zu einer solchen Darstellung keineswegs immer eine bestimmte Handlung als Vorwurf notwendig, sondern es können auch allerlei Zustände den Stoff hergeben, wie auch historische Personen, sobald sie in Situationen des alltäglichen Lebens zur Anschauung gebracht werden, dazu geeignet sind. Man bezeichnet Darstellungen der letztern Art mit dem Namen historisches Genre. Obwohl Genrebilder in der Regel in kleinerm Maßstab ausgeführt werden als historische Darstellungen; die meist lebensgroße oder selbst überlebensgroße Dimensionen in Anspruch nehmen, so ist dies doch kein wesentlicher Unterschied, sondern dieser wird einzig und allein durch den Charakter der Darstellung bedingt. Genrebilder malten bereits die alten griechischen Maler, so Peiraikos Barbierstuben, Antiphilos eine Weberwerkstätte etc., und in Pompeji trifft man unter den Wandgemälden verschiedene Genrebilder an. Zu einer selbständigen Ausbildung gelangte die G. allerdings erst infolge der Erfindung der Ölmalerei, und schon J. ^[Jan] van Eyck malte Genrebilder. In steigendem Maß folgte die nordische Kunst dem von ihm ausgehenden Anstoß, und nachdem bereits im 16. Jahrh. P. Brueghel die niederländische Bauernwelt trefflich geschildert, erreichte die G. im 17. Jahrh. ihren Höhepunkt. Die ganze Auffassung der holländischen Kunst hat einen genreartigen Charakter. Rembrandt, Teniers, Brouwer, Terborch, Metsu, Dou, Ostade, J. ^[Jan] Steen, Jan van der Meer von Delft, Pieter de Hooch u. v. a. schufen unerreichte Meisterwerke im Genre. In Deutschland hatten bereits Schongauer und Dürer verschiedene Darstellungen der Art im Stich oder Holzschnitt ausgehen lassen, und B. und H. S. Beham u. a. folgten ihrem Beispiel; jedoch vermochten die Deutschen im 17. Jahrh. den Niederländern in der Malerei nichts Ebenbürtiges an die Seite zu stellen. In der italienischen Malerei haben nur Giorgione und später Caravaggio Genrebilder im engern Sinn geschaffen. Im 18. Jahrh. wurde die G. in Frankreich mit großem Erfolg durch Watteau, Lancret, Pater, Boucher, Greuze u. a. kultiviert, und in Spanien schufen Velasquez und Murillo Ausgezeichnetes. Der Verfall der Kunst im 18. Jahrh. machte sich natürlich auch in der G. geltend, und erst in der neuesten Zeit hat dieselbe wieder, besonders durch den Einfluß der Düsseldorfer Schule, ihr Terrain erobert und schließlich die historische Kunst vollständig überwuchert. Nach dem Vorgang von Hasenclever, A. Schrödter, Th. Hildebrand in Düsseldorf, F. E. Meyerheim, Hosemann und Menzel in Berlin hat die deutsche G. ihren Höhepunkt in Knaus, Vautier, Defregger, M. Schmid, Bokelmann u. v. a. erreicht. Das österreichische Genrebild, begründet durch Danhauser und Waldmüller, hat ebenfalls glänzende Vertreter. Noch mehr Übergewicht hat die G. in England, wo sie fast ausschließlich dominiert (Millais, Herkomer, Frith etc.), und in Frankreich (Meissonier, Breton, Brion, Bastien-Lepage u. v. a.).
Gens (lat.), die Genossenschaft derer, welche durch gemeinsame Abstammung miteinander verbunden sind. Zu Rom bildeten die Gentes die Unterabteilungen der Kurien und den eigentlichen Stamm des römischen Volkes, und außer ihnen gab es in der älte-^[folgende Seite]