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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Girvan; Girwengker; Gis; Gis dur; Giseke; Gisela; Giselbert; Gisis; Giskra

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Girvan - Giskra.

Girvan, Seestadt im südlichen Ayrshile (Schottland), am Clyde Firth, hat Handstuhlweberei, Lachsfischerei und (1881) 4505 Einw. Ihm gegenüber das Felseneiland Ailsa Craig (340 m).

Girwengker, Gewicht, s. Batman.

Gis (ital. Sol diesi, franz. Sol dièse, engl. G sharp), das durch # erhöhte G. Der Gis dur-Akkord = gis his dis; der Gis moll-Akkord = gis h dis. Über die Gis moll-Tonart, 5 # vorgezeichnet, s. Tonart.

Gis dur, s. Gis.

Giseke, 1) Nikolaus Dietrich, Dichter, geb. 2. April 1724 zu Csó in Niederungarn von deutschen Eltern, kam nach dem Tod seines Vaters nach Hamburg, studierte in Leipzig Theologie, ward 1753 als Prediger nach Trautenstein im Blankenburgischen, im nächsten Jahr als Hofprediger nach Quedlinburg berufen und 1764 zum Superintendenten und Konsistorialassessor zu Sondershausen ernannt, wo er 23. Febr. 1765 starb. Ein Denkmal der Freundschaft setzte ihm Klopstock im zweiten Lied seines "Wingolf". Gisekes lyrische, erzählende und didaktische Gedichte gehören zu jenen Dichtungen des Kreises der "Bremer Beiträge", welche für die ersten Regungen wahrhafter, wenn auch schüchterner und überaus mäßiger Empfindung einen leichten, fließenden Ausdruck fanden. Seine "Poetischen Werke" gab Gärtner heraus (Braunschw. 1767). Vgl. G. Giseke, Nachrichten von der Familie G. (Eisleb. 1843).

2) Heinrich Ludwig Robert, Dichter und Schriftsteller, geb. 15. Jan. 1827 zu Marienwerder in Preußen, Urenkel des vorigen, widmete sich seit 1846 zu Breslau, Halle und Berlin theologischen, philosophischen und geschichtlichen Studien, sah sich aber 1849 infolge seiner Teilnahme an einer Adresse, welche gegen die Auflösung der preußischen Konstituierenden Versammlung protestierte, gezwungen, auf eine Anstellung im Staat zu verzichten, und wählte nun die schriftstellerische Laufbahn. Als Journalist thätig, lebte er seit 1852 in Leipzig, wo er die "Novellenzeitung" redigierte, seit 1859 zu Dresden als Feuilletonist der "Konstitutionellen Zeitung", seit 1861 in Koburg und ließ sich 1863 in Berlin nieder. 1866 von einer Gemütskrankheit befallen, wurde er in die Heilanstalt zu Kloster Leubus in Schlesien gebracht; später lebte er teils in Breslau, teils in Görlitz. G. machte sich zuerst als Novellist bekannt mit "Moderne Titanen" (Leipz. 1850), "Pfarr-Röschen" (2. Aufl., das. 1854) und den Romanen: "Otto Ludwig Brook" (das. 1862) und "Käthchen" (Bresl. 1864). Daneben versuchte er sich als Dramatiker meist in patriotischen, teils preußischen, teils deutschen, Stoffen. Hierher gehören die Schauspiele: "Va banque" (1855), "Die beiden Cagliostro" (Leipz. 1858, 2. Ausg. 1872), "Kurfürst Moritz von Sachsen" (das. 1860, 2. Ausg. 1872), "Luzifer oder die Demagogen" (1861) sowie die "Dramatischen Bilder aus deutscher Geschichte" (das. 1865), welche eine Neubearbeitung des früher geschriebenen Trauerspiels "Ein Bürgermeister von Berlin" (1855) und die Dramen: "Der Hochmeister von Marienburg" und "Der Burggraf von Nürnberg" enthalten.

Gisela, Kaiserin, Tochter des Herzogs Hermann II. von Schwaben, war in erster Ehe vermählt mit dem sächsischen Grafen Bruno, der 1006 starb. Bald darauf vermählte sie sich mit dem von Kaiser Heinrich II. mit Schwaben belehnten Babenberger Ernst I., der jedoch schon 1015 auf der Jagd verunglückte. Hierauf bestimmte G. den Kaiser, ihren kleinen Sohn Ernst (den sagenberühmten "Herzog Ernst von Schwaben") mit dem Herzogtum zu belehnen und ihr selbst die Vormundschaft zu übertragen. 1016 reichte sie gegen den Willen des Kaisers und gegen das Gebot der Kirche dem mit ihr verwandten fränkischen Grafen Konrad ihre Hand, worauf ihr der Kaiser die Regentschaft in Schwaben entzog. Nach ihres Gemahls Erwählung zum König wurde sie, da der Erzbischof Aribo von Mainz sich weigerte, sie zu krönen, 21. Sept. 1024 von dem Erzbischof Piligrim von Köln daselbst zur Königin und 1027 in Rom nebst ihrem Gemahl mit der Kaiserkrone gekrönt. Sie übte auf ihren Gemahl und durch ihn auf die Regierungsgeschäfte, namentlich auf die Besetzung der Bistümer, nicht geringen Einfluß, konnte aber von ihrem Sohn Ernst Acht und Bann nicht abwenden. Sie vermittelte die Verträge Konrads mit dem ihr verwandten burgundischen Königshaus. Dem Kaiser Konrad II. gebar sie 1017 den nachmaligen Kaiser Heinrich III., mit dem sie später in Zwist geriet. Sie liebte sehr die geistliche Poesie; wie sie denn die Übersetzungen und Erklärungen der Psalmen von dem Mönch Notker Labeo von St. Gallen abschreiben ließ. Sie starb 15. Febr. 1043 in Goslar und wurde im Dom zu Speier neben Konrad II. begraben.

Giselbert, Sohn Reginars, folgte diesem 915 als Herzog von Lothringen. Unruhig und herrschsüchtig, suchte er sich der Abhängigkeit von dem westfränkischen König Karl dem Einfältigen 920 zu entziehen, ohne dies jedoch auf die Dauer durchsetzen zu können. Erst mit Hilfe des deutschen Königs Heinrich I. schüttelte er die französische Herrschaft ab; als er sich dann auch Heinrich nicht unterwerfen wollte, nahm ihn dieser gefangen und gab ihm seine Freiheit und sein Herzogtum erst zurück, als er die deutsche Oberhoheit anerkannt hatte (925). 928 vermählte er sich mit Heinrichs Tochter Gerberga. Nach Heinrichs I. Tod verband sich G. mit dem Bruder Ottos I., des Großen, Heinrich, und dem Frankenherzog Eberhard zum Aufstand gegen den König, wurde aber bei Birten und dann bei Andernach geschlagen und ertrank bei der Flucht über den Rhein 939.

Gisis, das durch Doppelkreuz (x) doppelt erhöhte G (Terz im Eis dur-Akkord, Leitton der Ais moll-Tonart).

Giskra, Karl, österreich. Minister, geb. 29. Jan. 1820 zu Mährisch-Trübau, widmete sich in Wien rechts- und staatswissenschaftlichen Studien, erlangte 1840 die philosophische und 1843 die juridische Doktorwürde und ward 1846 Professor der Staatswissenschaften und der politischen Gesetzeskunde an der Wiener Hochschule. Nachdem er in den Bewegungen vom März 1848 Popularität gewonnen, ward er von seiner Vaterstadt ins Frankfurter Parlament gesandt, wo er, der Fraktion des "Württemberger Hofs" sich anschließend, an den Verhandlungen bis zur Übersiedelung nach Stuttgart hervorragenden Anteil nahm und den großdeutschen Standpunkt mit Lebhaftigkeit vertrat. Nachdem er darauf einige Zeit in Rußland zugebracht, kehrte er gegen Ende 1850 nach Wien zurück, wo ihn Mühlfeld als Rechtskonzipienten beschäftigte, und siedelte 1859, nachdem ihm der Kaiser (30. Juli) die Lizenz zur Advokatur außerhalb Wiens verliehen hatte, nach Brunn über, wo er, seit Ende 1860 förmlich bestallt, als Advokat thätig war. Im J. 1861 in den mährischen Landtag und später in das Abgeordnetenhaus des Reichsrats gewählt, zeigte er sich stets als einen der Führer der deutsch-mährischen Partei, entschieden liberal, aber für Erhaltung des Gesamtstaats Österreich, und entwickelte eine feurige Beredsamkeit. Zum Bürgermeister von Brünn gewählt, entfaltete er eine