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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Grimmiaceen; Grimminger; Grimoald; Grimod de la Reynière; Grimsby; Grimsel; Grimsey; Grimstad; Grind; Grindel; Grindelwald

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Grimmiaceen - Grindelwald.

Grimmiaceen, Familie der Laubmoose, s. Moose.

Grimminger, Adolf, Dichter, Sänger und Bildhauer, geb. 2. Mai 1827 zu Stuttgart, wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf, zeigte aber früh Talent zur Plastik und besuchte 1845-48 die Kunstschule, um Bildhauer zu werden. Da er aber eine schöne Tenorstimme besaß, ließ er sich durch A. Bayer in München zum Sänger ausbilden, trat 1853 mit glänzendem Erfolg auf dem Münchener Hoftheater auf und wurde sofort von Vinzenz Lachner für Mannheim engagiert. Ein Jahr später berief ihn Ed. Devrient nach Karlsruhe, wo G. Gelegenheit fand, sich namentlich in klassischen Opern und als Wagner-Sänger auszubilden. Nach vier Jahren folgte er einem Ruf nach Hannover und ein Jahr darauf einem solchen nach Wien, wo er bald der Liebling des Publikums wurde. 1860 ward er für die Deutsche Oper in Rotterdam engagiert, kehrte dann 1869 nach Deutschland zurück und nahm in Stuttgart seinen dauernden Aufenthalt. Er veröffentlichte zwei Sammlungen Gedichte in schwäbischer Mundart: "Mei' Derhoim" (Stuttg. 1868, 4. Aufl. 1884) und "Lug'-ins-Land" (das. 1873), die lebhafte Anerkennung fanden. Auch als Bildhauer hat er nie ganz aufgehört, thätig zu sein, wie verschiedene von ihm ausgestellte Porträtmedaillons bezeugen.

Grimoald, 1) Sohn Pippins des ältern, wurde drei Jahre nach seines Vaters (gest. 639) Tod, 642, Majordomus in Austrasien, suchte nach dem Tode des Königs Sigbert seinen eignen Sohn Childebert 656 auf den Thron zu erheben, wurde jedoch vom Adel gestürzt und dem König von Neustrien, Chlodwig II., ausgeliefert, der ihn hinrichten ließ.

2) Sohn Gisulfs, seit 647 Herzog von Benevent, wurde. 662 König der Langobarden, nachdem er König Godebert, der ihn zu Hilfe gerufen, in Pavia ermordet und dessen Bruder Berthari vertrieben hatte. Er herrschte zehn Jahre mit Kraft und Klugheit und kämpfte glücklich gegen die Avaren. Nach seinem Tod (672) folgte ihm der vertriebene Berthari.

Grimod de la Reynière (spr. grimoh d'la ränjähr), mit seinem wahren Namen Alex. Balth. Laurent, franz. Schriftsteller und witziger Sonderling, geb. 1758 zu Paris, Sohn eines Generalpachters, widmete sich der Advokatur, wurde aber wegen einer sehr scharf abgefaßten Schrift verwiesen und lebte seitdem ganz der Litteratur. In den glänzenden Zirkeln seiner Eltern zeigte er sich linkisch und blöde, machte sich dabei aber keck über den Rangstolz der vornehmen Gesellschaft lustig und erfand zu diesem Behuf manchen ergötzlichen Schwank. Zur Beförderung der Feinschmeckerei errichtete er eine Jury von Gourmands, die monatlich bei ausgewählter Tafel eine Sitzung hielt. Nach der Restauration zog er sich aufs Land zurück, wo er 13. Jan. 1838 starb. Von seinen Werken sind zu nennen: "Réflexions philosophiques sur le plaisir, par un célibataire" (Par. 1783); "La lorgnette philosophique" (1785, 2 Bde.); "L'alambic littéraire" (1803, 2 Bde.); namentlich aber seine Schriften über Gastronomie, wie der witzige "Almanach des gourmands" (1803-12, 8 Bde.), der ihn in ganz Europa berühmt machte und unter anderm die Entscheidungen der oben genannten Jury enthielt, und das "Manuel des Amphitryons, à l'usage des nouveaux parvenus" (1808), eine Anleitung zum Tranchieren, Mustermenüs und Anstandsregeln enthaltend. Vgl. seine Biographie von Oetinger ("Un agathopède de l'Empire", Brüss. 1854).

Grimsby (Great Grimsby), Seestadt in Lincolnshire (England), an der Mündung des Humber, besteht aus Alt- und Neustadt, den Vorstädten Clee und Cleethorpe, hat ein Stadthaus, Gefängnis, eine lateinische Schule, ein Handwerkerinstitut, Schiffswerften, Gerbereien, Seilerbahnen, Getreide- und Knochenmühlen, Brauereien und (1881) 45,351 Einw. Der seit 1849 gebaute großartige Hafen hat ein Bassin von 6,1 Hektar und Docks von 13 Hektar Umfang und ist für Schiffe jeder Größe zugänglich. Die Kais haben eine Länge von 1097 m. Der Haupthandel der Stadt, welche 1885: 821 Schiffe mit 64,299 Ton. (darunter 53 Dampfer) besaß, geht nach der Ostsee und nach Holland; 1885 liefen 3810 Schiffe von 732,588 T. ein. Wert der Einfuhr vom Ausland 1885: 4,409,136 Pfd. Sterl.; der Ausfuhr: 7,491,258 Pfd. Sterl. G. ist Sitz eines deutschen Konsuls.

Grimsel, ein Hochgebirgspaß (2165 m), der, die Berner Alpen überschreitend, aus dem Haslithal (Berner Oberland) nach dem Oberwallis führt, in elf Stunden von Meiringen (599 m) nach Obergestelen (1339 m). In wilder Höhe ruht der Todtensee, in dessen Tiefen die in wiederholten Bergkämpfen Gefallenen begraben liegen, ein lebloser, ¾ Jahr lang gefrorner, tiefer, kleiner Hochsee. Tiefer liegt, auf Berner Seite, das Grimselhospiz, ursprünglich eine wohlthätige Stiftung, jetzt Wirtshaus. Während des Winters stationieren hier zwei Knechte, welche den Weg offen halten und Verirrte aufsuchen. Die G., eine der besuchtesten Touristenrouten, besonders seit dem Bau der Furkastraße, ist noch immer bloßer Saumpfad.

Grimsey, kleine dän. Insel im N. von Island, von ca. 90 Menschen bewohnt, welche durch das lebensgefährliche Einsammeln von Möweneiern und Fischfang ihren kärglichen Unterhalt finden. Bäume gibt es gar nicht (als Nutzholz und Brennmaterial dient Treibholz), von Tieren nur wenige Schafe. Im Winter ist die Insel von allem Verkehr abgeschnitten.

Grimstad, ein wohlhabendes Städtchen im norweg. Amt Nedenäs, das (1876) 1784 Einw. und eine bedeutende Schiffsreederei hat. Die Stadt hatte im J. 1882: 125 Fahrzeuge von 45,647 Ton. mit einer Besatzung von 1412 Mann. G. ist Sitz eines deutschen Konsuls.

Grind (Schorf), die Kruste, welche sich auf der äußern Haut bildet, wenn Eiter oder Hautschmer an der Luft eintrocknet. Vgl. Favus (Erbgrind), Bartfinne (Mentagra), Pityriasis (Kleiengrind), Flechtengrind (Kopfgrind). Über G. bei den Haustieren s. Raude. - G. heißt auch eine Krankheit an verschiedenen Pflanzen, zumal an Kartoffeln, bei denen sie darin besteht, daß die Schale der Knollen infolge stärkerer Korkbildung ungewöhnlich dick und stellenweise warzig aufgetrieben erscheint, was besonders leicht bei übermäßiger Feuchtigkeit eintritt; auch an Bäumen, zumal an Obstbäumen, wo sie in einem Rissigwerden der Borke besteht (was beim Stand auf unfruchtbarem Boden eintritt) und häufig in Baumkrätze (s. d.) übergeht.

Grindel (Grengel), Pflugbaum, wichtiger Teil eines Pflugs, zum Zusammenfassen aller Teile desselben dienend; s. Pflug.

Grindelwald, Gebirgsthal im Berner Oberland, wird von der Schwarzen Lütschine durchflossen, welche durch eine Thalenge in die Unterstufe, das Lutschenthal, gelangt und sich bei Zweilütschinen mit der aus Lauterbrunnen kommenden Weißen Lütschine vereinigt. Eins der schönsten Alpenthäler, erstreckt sich G. 20 km lang in unmittelbarer Nähe der Finsteraarhorngruppe. Von ihren weiten Firnmulden senken sich, zu beiden Seiten des Mettenbergs, zwei Eisströme in das Thal: der vielbesuchte Obere Grin-^[folgende Seite]