Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Harl.; Harlech; Harlekin; Harlem; Harleß

162

Harl. - Harleß.

gen des "Wahlkatechismus pro 1852 für das deutsche Volk" hatte er viele Anfechtungen von seiten der Polizei zu erdulden. Außer den genannten Schriften schrieb er noch: "Die Zeiten des ersten westfälischen Landwehrregiments" (Essen 1841); "Der westfälische Flachsbau" (Berl. 1851); "Ältere Geschichte des Steinkohlenbergbaues und der Stahl- und Eisenproduktion der Grafschaft Mark" (Hagen 1855) u. a. Seit 1874 lebte H. zurückgezogen auf seinem Gut Hombruch bei Dortmund, wo er 6. März 1880 starb. - Zwei Brüder Harkorts, Karl (gest. 1856) und Gustav, gründeten ein angesehenes Handelshaus in Leipzig mit Filialen in China, Nordamerika und Norwegen. Auch beteiligte sich Gustav H. als Landtagsabgeordneter (bis 1850) sowie als Mitbegründer und Leiter der Leipzig-Dresdener Eisenbahn und der Allgemeinen deutschen Kreditanstalt an dem öffentlichen Leben in Sachsen; er starb 29. Aug. 1865 in Leipzig, wo ihm 1878 ein Denkmal an der Promenade gesetzt wurde.

Harl., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für Richard Harlan, Professor zu Philadelphia (Zoolog und Geolog).

Harlech, ehemalige Hauptstadt von Merionethshire (Nordwales), am Meer, mit berühmtem Schloß, in dem Margarete von Anjou und der Prinz von Wales nach der Schlacht von Northampton (1460) Schutz fanden. Jetzt unbedeutendes Dorf.

Harlekin (franz. Arlequin, ital. Arlecchino), eine der komischen Masken des italienischen Lustspiels, die sich auf allen Bühnen Europas eingebürgert hat. Der Ursprung des Namens blieb unermittelt. Der Charakter des alten Harlekins war der eines unverschämten, mit schmutzigen Ausdrücken um sich werfenden Possenreißers; seit 1560 verwandelte er sich in den eines einfältigen, nach Witz haschenden, oft boshaften Bedienten, der seine tölpelhaften Kameraden wiederum als Stichblatt seiner Neckereien gebraucht. Die Rolle des Harlekins war der Erfindungsgabe und dem Witz des Schauspielers überlassen, erforderte daher ein glückliches Improvisationstalent; doch gab es gewisse komische Gebärdenspiele und stereotype Witze, welche sich in dieser Rolle jahrhundertelang fortgepflanzt haben. Dagegen waren alle Versuche, selbst die Goldonis, den H. eine vorgedichtete Rolle einstudieren zu lassen, vergebens. Die Franzosen lernten den H. kennen durch italienische Truppen, die nach Paris kamen. Bei den Deutschen fällt der H. mit dem Hanswurst (s. d.) zusammen. Vettern des Harlekins sind der spanische Graciosó und der englische Clown; der Bajazzo ist ein Abkömmling des echten Harlekins. Harlekinade, Harlekinsspiel, -Posse.

Harlekin, Schmetterling, s. Spanner.

Harlem, Stadt, s. v. w. Haarlem.

Harleß, 1) (ursprünglich Harles) Gottlieb Christoph, Humanist, geb. 21. Juni 1738 zu Kulmbach, studierte seit 1757 in Erlangen, Halle, Jena, ward 1761 Mitglied des philologischen Seminars in Göttingen, habilitierte sich 1764 in Erlangen, wurde 1765 außerordentlicher Professor daselbst, übernahm jedoch nach wenigen Monaten eine Professur am Gymnasium zu Koburg, kehrte 1770 als ordentlicher Professor der Poesie und Beredsamkeit nach Erlangen zurück, gründete 1777 das philologische Seminar daselbst und starb 2. Nov. 1815. Seine außerordentlich zahlreichen Schriften, besonders die Ausgaben vieler griechischer und lateinischer Klassiker, haben meist nur noch historischen Wert. Die bedeutendsten sind: "Introductio in historiam linguae graecae" (2. Aufl., Altenb. 1792-95; dazu Supplemente, 1804 bis 1806, 2 Bde.); "Introductio in notitiam literaturae romanae" (2. Aufl., Leipz. 1794; dazu Supplemente, 1799-1817, 3 Bde.); "Vitae philologorum" (Brem. 1764-72, 4 Bde.). Besonderes Verdienst erwarb er sich durch die Besorgung der 4. Auflage von Fabricius' "Bibliotheca graeca" (Hamb. 1790-1809, 12 Bde., doch nicht ganz vollständig; dazu "Index", Leipz. 1838). Sein Leben beschrieb sein Sohn Christian Friedr. H. (Erlang. 1818).

2) Johann Christian Friedrich, Mediziner, Sohn des vorigen, geb. 11. Juli 1773 zu Erlangen, studierte daselbst und erhielt 1796 eine außerordentliche Professur der Medizin. Von 1801 bis 1803 verweilte er in Italien, um sich unter P. Frank in Pavia weiter auszubilden, wurde dann 1805 ordentlicher Professor und Mitdirektor des klinischen Instituts in seiner Vaterstadt und folgte 1818 dem Ruf als Professor der Pathologie und Therapie nach Bonn, wo er 11. März 1853 starb. Er schrieb: "Geschichte der Hirn- und Nervenlehre im Altertum" (Erlang. 1801); "Die Krankheiten des Pankreas" (Nürnb. 1812); "Lehrbuch der spezifischen Heilkunde" (das. 1816); "Handbuch der ärztlichen Klinik" (Leipz. u. Kobl. 1817-26, 3 Bde.); "Die sämtlichen Heilquellen und Kurbäder des südlichen und mittlern Europa, Westasiens und Nordafrikas" (Berl. 1846-48, 2 Tle.; unvollendet). Ein Teil seiner kleinern Schriften erschien unter dem Titel: "Opera minora academica" (Leipz. 1815). Er gab auch das "Journal der ausländischen medizinischen Litteratur" (mit Hufeland und Schreyer, Nürnb. 1802-10, 10 Bde.), die "Jahrbücher der deutschen Medizin und Chirurgie" (das. 1813-19) und die "Rheinischen Jahrbücher" (1819 ff.) heraus.

3) Gottlob Christoph Adolf, hervorragender Vertreter der lutherischen Orthodoxie, geb. 21. Nov. 1806 zu Nürnberg, studierte in Erlangen und Halle Theologie, habilitierte sich 1828 bei der philosophischen, im folgenden Jahr bei der theologischen Fakultät in Erlangen, ward Lehrer am dortigen Gymnasium, 1833 außerordentlicher und 1836 ordentlicher Professor der Theologie und Universitätsprediger. Als Abgeordneter auf dem bayrischen Landtag 1842-1843 zeichnete er sich besonders bei der Debatte über die Kniebeugungsfrage aus, so daß er, der Regierung dadurch mißliebig geworden, im März 1845 als Konsistorialrat nach Baireuth versetzt wurde. In demselben Jahr jedoch folgte er einem Ruf als Professor an die Universität zu Leipzig, wo er 1847 auch Prediger an der Nikolaikirche wurde. Durch seine Ernennung zum Oberhofprediger, Geheimen Kirchenrat im Ministerium des Kultus und Vizekonsistorialpräsidenten in Dresden (1850) gewann er den bedeutendsten Einfluß auf die Gestaltung der kirchlichen Verhältnisse Sachsens. Doch vertauschte er diese Stellung im November 1852 mit der eines Präsidenten des protestantischen Oberkonsistoriums in München, woselbst es ihm gelungen ist, der gesamten lutherischen Landeskirche Bayerns wieder eine streng konfessionelle Färbung zu verleihen. Er starb 5. Sept. 1879. Außer seinen veröffentlichten Predigten in der "Sonntagsweihe" (2. Aufl., Leipz. 1859-60, 4 Bde.) schrieb er: "Kommentar über den Brief Pauli an die Epheser" (Erlang. 1834, 2. Aufl. 1858); "Theologische Encyklopädie und Methodologie vom Standpunkt der protestantischen Kirche" (Nürnb. 1837); "Die christliche Ethik" (Stuttg. 1842; 7. Aufl., Gütersloh 1875); "Kirche und Amt nach lutherischer Lehre" (Stuttg. 1853); "Das Verhältnisses Christentums zu Kultur- und Lebensfragen der Gegenwart" (Er-^[folgende Seite]