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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Häuser; Hausfideikommiß; Hausfleiß

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Häuser - Hausfleiß.

ersparen, will ich es euch selber sagen: ich komme von der bayr. Grenze"; am Fuß: "Ich will euch auch meinen Namen sagen: M. T. Oe". Diese und andre rätselhafte Umstände auch beim ersten Mordanfall gaben dem Verdacht aufs neue Raum, daß H. ein Betrüger sei, der durch diese Verwundung, die aber tödlich geworden, das erkaltete Interesse an seiner Person wieder habe auffrischen wollen.

Nachdem alle bisher aufgebrachten Vermutungen und Gerüchte über die Herkunft des Findlings sich als haltlos erwiesen und die Mehrzahl der Personen, die sich mit H. beschäftigt hatten, zuletzt durch seine sich steigernde Verlogenheit und die vielen Widersprüche zu der Annahme eines planmäßigen Betrugs hingedrängt worden war, veröffentlichte ein badischer Flüchtling, Garnier, im März 1834 zu Straßburg eine Broschüre: "Einige Beiträge zur Geschichte Kaspar Hausers", in der zuerst die Ansicht aufgestellt war, H. sei der am 29. Sept. 1812 geborne Sohn des Großherzogs Karl von Baden und seiner Gemahlin Stephanie Beauharnais und von der Gräfin Hochberg, der Witwe des Großherzogs Karl Friedrich, geraubt, die ein andres todkrankes, 16. Okt. 1812 auch gestorbenes Kind untergeschoben habe, um ihren eignen Söhnen die badische Thronfolge zu verschaffen (vgl. Karl [K. Friedrich von Baden] und Hochberg). Mit weitern Details ausgeschmückt, wurde diese Kombination wiederholt in der Schrift von Sebastian Seiler: "K. H., der Thronerbe Badens" (Par. 1840, 3. Aufl. 1847). Seiler beschuldigte bereits den Major Hennenhofer (s. d.) der Mitschuld, die durch seine Briefe und Memoiren bewiesen werde. Die Ansicht vom badischen Ursprung Hausers befestigte sich, als im 2. Band von Ludwig Feuerbachs Werk "Anselm Ritter v. Feuerbachs Leben und Wirken" (Leipz. 1852) ein geheimes Memoire über H. für den bayrischen Hof vom J. 1832 veröffentlicht wurde, in welchem A. Feuerbach die Identität Hausers mit dem 1812 gebornen Erbprinzen von Baden als eine moralische Gewißheit begründete. Das Schweigen der badischen Regierung bestärkte diese Meinung, die eine Schrift von F. K. Broch (G. F. Kolb): "K. H., kurze Schilderung seines Erscheinens und seines Todes" (Zürich 1859), ausführlich zu begründen suchte, und der auch Daumer, obwohl er 1832 und noch 1859 in seinen "Enthüllungen über K. H." eine andre Ansicht ausgesprochen, in einem neuen Buch ("K. H., sein Wesen, seine Unschuld etc.", Regensb. 1873) und Hausers früherer Erzieher, v. Tucher, beitraten. Mit Eifer bemächtigten sich radikale und ultramontane Zeitungen des Gegenstandes, um dem national gesinnten, liberalen badischen Fürstenhaus einen Makel anzuheften, bis die Veröffentlichung der offiziellen Urkunden über die Nottaufe, die Leichenöffnung und die Beisetzung des 29. Sept. 1812 gebornen und 16. Okt. 1812 gestorbenen Erbprinzen von Baden in der Augsburger "Allgemeinen Zeitung" (1875, Nr. 154) jeden Verdacht gegen Baden beseitigte (vgl. Mittelstädt, K. H. und sein badisches Prinzentum, Heidelb. 1876). Der Sohn eines Lehrers von H., Julius Meyer, hat sodann in den alle betreffenden Urkunden enthaltenen "Authentischen Mitteilungen über K. H., aus den Gerichts- und Administrativakten zusammengestellt" (Ansb. 1872) seine Ansicht von Hausers Betrug zu beweisen gesucht, während in den "Grenzboten" (1878, Nr. 23-25) H. für einen Sohn des Bamberger Domherrn v. Gutenberg und einer Dame Königsheim erklärt wurde und sowohl eine anonyme Broschüre (Regensb. 1882) als eine von Kolb (das. 1883) die Beschuldigungen gegen Baden wiederholten. Hausers Ursprung ist somit noch immer unaufgeklärt. Die auffällig lebhafte Teilnahme aber, die H. bei den Zeitgenossen fand, erklärt sich aus dem Mangel jedes andern öffentlichen Interesses im damaligen Deutschland. Vgl. noch Daumer, Mitteilungen über K. H. (Nürnb. 1832, 2 Hefte); "Materialien zur Geschichte K. Hausers, gesammelt und herausgegeben vom Grafen Stanhope" (Heidelb. 1835); J. Meyer, Denkschrift zur Beurteilung der neuesten anonymen Broschüre über Kaspar H. (Ansb. 1883).

3) Miska, Violinspieler und Komponist, geb. 1822 zu Preßburg, erhielt seine Ausbildung von 1835 an am Wiener Konservatorium durch Böhm und Mayseder und konzertierte dann in ganz Europa, Amerika und Australien mit großem Erfolg. Unter seinen zwar dem Salongeschmack folgenden, doch keineswegs wertlosen Violinkompositionen sind namentlich die "Ungarischen Rhapsodien" hervorzuheben. Über seine Reise berichtete er in dem interessanten "Wanderbuch eines österreichischen Virtuosen" (Leipz. 1859, 2 Bde.).

Häuser, in der Astrologie gewisse Abteilungen, die man am gestirnten Himmel zum Behuf des Nativitätsstellens machte; s. Astrologie, S. 974.

Hausfideikommiß, s. v. w. Familienfideikommiß (s. Fideikommiß).

Hausfleiß (dän. Husflit, schwed. Hemslöjd) ist ein Begriff, der im letzten Menschenalter vom skandinavischen Norden her sich verbreitet und Propaganda gemacht hat. Man versteht darunter jede sinnige hervorbringende Thätigkeit, die im häuslichen Kreis außer der eigentlichen Berufsarbeit vorgenommen wird. Die langen Winternächte des hohen Nordens fordern zu derartiger Nebenthätigkeit im Haus ganz besonders heraus; ähnlich legt auch die lange Abgeschlossenheit, in der während des Winters die Bewohner mancher Gebirge ausharren müssen (Alpenthäler, Schwarzwald, Thüringer Wald etc.), die Pflege des Hausfleißes nahe. Derselbe richtet sich entweder auf die Bedürfnisse des Hauses selbst (Spinnen, Weben etc.) oder auf Gegenstände des Handels (Schnitz- und Spielwaren, Stroh- und Korbflechten), ohne daß jedoch strenge Grenzen zwischen der einen und der andern Richtung gezogen werden können. In Finnland und Schweden, demnächst auch in Dänemark hat sich im letzten Menschenalter eine lebhafte Bewegung zu gunsten des Hausfleißes geltend gemacht, die auch dem Arbeitsunterricht (s. Arbeitsschulen) der Jugend neuen Anstoß gab. Die Förderung des Hausfleißes, Hand in Hand mit der Bekämpfung des Branntweingenusses, hat dort in vielen Kreisen heilsam gewirkt. Auch in Deutschland wendet man mit Recht diesem Punkt ernste Aufmerksamkeit zu und hat in manchen Gegenden, wie z. B. in Oberschlesien (Teppichknüpfen), im Riesen- und Erzgebirge (Spitzenarbeiten, Spielwaren) etc., damit erfreuliche Ergebnisse erzielt. Doch lassen sich die Erfahrungen nicht unmittelbar von einem Gebiet auf das andre übertragen, da einesteils die örtlichen Voraussetzungen wesentlich mitsprechen und andernteils der Abgang jeder Ware unter der Überhäufung des Marktes leidet. Besondere Schwierigkeit bereitet dem H. noch vielfach der Umstand, daß die Fabrikthätigkeit meistens dieselben Gegenstände des Handels wohlfeiler herstellt als der H., da der größere Fabrikant die Rohstoffe im Großhandel billiger einkauft und überdies mit vollkommnern Werkzeugen und bei rücksichtsloser Arbeitsteilung, die dem Geiste des Hausfleißes unbedingt widerspricht, im einzelnen rascher und sicherer arbeitet. Daher kommt es, daß der H. leicht in die Hausindustrie (s. Fabriken) übergeht, bei der für