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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Henner; Hennersdorf; Hennert; Hennessy; Henniges von Treffenfeld; Hennin; Hennings

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Henner - Hennings.

"La femme à papa" (1879, mit Millaud) nachfolgen, Stücke, in denen der Ton allerdings oft an die Posse streift und die Handlung zumeist auf den Grenzen der Wohlanständigkeit sich bewegt.

Henner, Jean Jacques, franz. Maler, geb. 5. März 1829 zu Bernweiler im Elsaß, wurde in Paris Schüler von Drolling und von Picot und trug 1858 den römischen Preis im Geschichtsbild davon. Er widmete sich in Italien vornehmlich dem Studium Tizians und Correggios und bildete sich allmählich eine Spezialität in der Darstellung nackter Frauengestalten, deren Umrisse durch Halbdunkel oder Dämmerlicht in landschaftlicher Umgebung weich, unbestimmt und fließend gemacht sind. Der sinnliche Reiz wirkt dabei ebenso mit wie das verschwommene Kolorit und die elegische Stimmung. Seine Hauptwerke dieser Gattung sind: Susanna im Bad (1865, Luxembourg-Galerie), Biblis in eine Quelle verwandelt (1867, Museum von Dijon), die Frau auf dem schwarzen Diwan (1869, Museum von Mülhausen), das Idyll (zwei nackte Frauen, 1873, Luxembourg), der barmherzige Samariter (1874, ebendaselbst), der tote Christus (1876), der Abend (1877), die Najade, die büßende Magdalena (1878), Christus im Grab, die Ekloge (1879), die Quelle (eine sich über das Wasser beugende Nymphe, 1881), die lesende Frau (1883). H. hat auch zahlreiche weibliche Bildnisse gemalt, welche in derselben poetisch-sentimentalen und verschwommenen Manier behandelt sind, aber wegen ihrer vornehmen Auffassung großen Beifall finden.

Hennersdorf, s. Katholisch-Hennersdorf.

Hennert, Karl Wilhelm von, forstlicher Schriftsteller, geb. 3. Jan. 1739 zu Berlin, ursprünglich Artillerieoffizier, dann Schloßhauptmann in Rheinsberg, beschäftigte sich daselbst mit Forstvermessungen und forstwissenschaftlichen Untersuchungen, ward 1785 als Oberforstbauinspektor zur obern Leitung des Forstvermessungswesens in Preußen nach Berlin berufen, 1791 zum Geheimen Forstrat im Forstdepartement ernannt und geadelt und starb 21. April 1800 in Berlin. H. erwarb sich bedeutende Verdienste durch seine Einwirkung auf die Entwickelung der Forstvermessung und Forstabschätzung. Er schrieb: "Raupenfraß und Windbruch in den königlich preußischen Forsten 1791-97" (2. Aufl., Berl. 1798); "Anweisung zur Taxation der Forsten" (das. u. Stett. 1791-1795; 2. Aufl. 1803, 2 Tle.) u. a.

Hennessy (spr. hénnssi), William, engl. Landschaftsmaler, geb. 1839 zu Thomastown (Kilkenny, Irland), zog im Alter von zehn Jahren mit seinen Eltern nach New York, wo er von 1856 an seine künstlerische Ausbildung erhielt und 1863 Mitglied der Akademie wurde. 1870 ließ er sich in London nieder und stellte viele Bilder in der königlichen Akademie sowie in Liverpool und Manchester aus. Es fehlt ihm nicht an geschmackvollen Ideen und Motiven sowie an Leichtigkeit und Ungezwungenheit der Darstellung; aber Ausdruck und Kolorit thun oft der Idee Eintrag. Unter seinen ersten noch in Amerika entstandenen und meistens dort gebliebenen Werken nennen wir: die Frühlingszeit, In memoriam, die Wanderer, am Ufer, ein Seitenweg in der Normandie (Aquarell) und unter seinen spätern Werken aus London: der Herbst in Neuengland, auf dem Weg zum Feste, die guten Freunde, Sommerabend auf der Themse, eine Straßenballade, in der Dämmerung, Morgen im Walde, die Rückkehr vom Feld (Aquarell).

Henniges von Treffenfeld, Joachim, brandenburg. General, stammte aus einem Bauernhaus zu Klincke bei Bismark in der Altmark, trat während des Dreißigjährigen Kriegs in die brandenburgische Armee, wurde 1656 nach der Schlacht bei Warschau Major, zeichnete sich 1674 im Elsaß als kühner Anführer von Streifkorps aus, wurde bei Fehrbellin auf dem Schlachtfeld zum Obersten ernannt und war der erste, der von einem Kurfürsten von Brandenburg (mit dem Beinamen von Treffenfeld) in den Adelstand erhoben wurde. 1679 wurde er, weil er sich bei der Verfolgung der Schweden in Ostpreußen glänzend hervorthat und acht Fahnen und 700 Bagagewagen eroberte, zum General ernannt. Er starb 31. Dez. 1688 auf seinem Gut Könnigde. Vgl. v. Kessel, H. v. T. und seine Zeit (Stendal 1863).

Hennin (spr. annang), eine um 1420 in Frankreich auftauchende und sich von da auch nach den Niederlanden, Italien und Deutschland verbreitende zuckerhut- oder walzenförmige Kopfbedeckung der Frauen, von welcher ein langer Schleier herabhing (s. die Abbildung und Tafel "Kostüme II", Fig. 3). Es war ein Gestell von Pappe oder Draht, welches mit einem feinen Stoff überzogen und mit einem mit Perlen besetzten oder gestickten Rand aus Samt oder Tuch versehen war. Dieses Gestell war entweder von einem Schleier oder mit gesteiftem, in tiefe Falten gelegtem Linnenzeug umgeben. Der H. nahm bald so abenteuerliche Formen an, daß Gesetze zu seiner Einschränkung erlassen wurden, die aber wirkungslos blieben. Eine Dame mit einem H. mußte sich bücken, wenn sie durch eine Thür schreiten wollte. Es gab auch Hennins, die rechts und links weit abstehende Hörner hatten. Erst nach der Mitte des 15. Jahrh. kam diese Mode wieder in Abnahme.

^[Abb.: Hennin.]

Hennings, Johann Friedrich, Maler, geb. 1838 zu Bremen, bildete sich in Düsseldorf unter Oswald Achenbach aus, bereiste dann zu wiederholten Malen Italien und ließ sich in München nieder. Seine Landschaften, häufig Städtebilder im Mondschein oder Winterbilder, Parkansichten mit Figurenstaffage im Rokoko-Kostüm, sind von poetischer Auffassung und breiter Malerei, wenn auch bisweilen flüchtig und im Vordergrund zu dekorativ behandelt. Zu den besten derselben gehören eine große Landschaft mit Zigeunerstaffage (1864), der kleine, tief empfundene Chiemsee (1864), Malcesine am Gardasee (1865), die drei wirkungsvollen Bilder: Salzburg bei Mondscheinbeleuchtung, Nymphenburger Park und Schloß (1868) und Fronleichnamsprozession in München