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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Herencia; Herend; Hérens, Val d'; Hérenthals; Hereró; Heres; Herford; Hergenröther; Hergiswyl; Hergla

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Herencia - Hergla.

dien 1843 daselbst Hilfsbibliothekar, 1845 Lehrer der niederdeutschen Sprache am Athenäum zu Gent, wo er 1846 mit Snellaert u. a. die Gesellschaft "Vlaemsch genootschap" stiftete, übernahm 1854 den Lehrkursus der vlämischen Litteratur an der Universität, wurde 1864 wirklicher Professor daselbst und 1871 Mitglied der belgischen Akademie der Wissenschaften und Künste. Er starb 14. März 1884. Als Berichterstatter der Kommission zur Regelung der vlämischen Rechtschreibung 1864 setzte H. die Einführung der holländischen Schreibweise in Belgien durch. Von seinen litterarhistorischen Arbeiten sind besonders zu erwähnen: "Nederlandsche dichterhalle" (Gent 1858-64, 2 Bde.), "Over den invloed van Noord-Nederland op de letterkunde in de zuidelijke provinciën gedurende het tijdperk 1815-30" (Antw. 1874), "Hoffmann van Fallersleben en de nederlandsche letterkunde" (Gent 1874) und die Biographien von Ledeganck (Antw. 1847) und Theodor van Ryswyk (das. 1850), von seinen sprachlichen Werken: "Nederlandsche spraakleer" (1846 u. öfter), "Nederlandsche metriek" (Gent 1862 u. öfter) und "Fransch-nederlandsch en nederlandsch-fransch woordenboek" (Antw. 1865-69) zu nennen. Auch gab er zwei Gedichte des J. van Maerlant: "Van den lande van Oversee" und "Der kerken claghe" (Gent 1871), heraus.

Herencia, Stadt in der span. Provinz Ciudad-Real, in einem fruchtbaren Hügelgelände am Giguela, mit (1878) 5866 Einw.

Herend, Dorf im ungar. Komitat Veszprim, Station der Ungarischen Westbahn, mit 869 Einw. und berühmter Porzellanfabrik (gegründet 1839).

Hérens, Val d' (spr. wall derang, deutsch Eringerthal), ein linksseitiges Nebenthal des Walliser Rhône, ist von der Borgne durchflossen, welche bei dem Ort Hérémence die Dixence, den Bach des Val d'Hérémence, aufnimmt. Beide Thäler steigen zu den Wildnissen der um Mont Colon und Matterhorn lagernden Firnfelder hinan, deren gewaltigen Eisströmen die Thalbäche entfließen. So bildet die Borgne den Abfluß des aus zwei Armen zusammenfließenden Glacier de Ferpècle, ihr aus dem Val d'Arolla herabkommender Seitenbach nimmt einen ganzen Fächer von Gletscherbächen auf, als deren Stamm derjenige des Glacier d'Arolla erscheint; die Dixence entfließt dem Glacier de Durand oder Cheillon. Alle drei Thäler, durch Gletscher, Wasserfälle und andern Naturschmuck in hohem Grad ausgezeichnet, sind erst in der Neuzeit Ziel der Touristenwelt geworden. Die Thalbewohner, 6600 an Zahl, in neun Gemeinden verteilt, französischer Abkunft und katholischer Konfession, bilden noch ein einfaches, patriarchalisches Hirtenvölkchen. Noch beherbergen die Thäler Bären und Luchse, Adler und Lämmergeier, Steinböcke und viele Murmeltiere.

Hérenthals, Marktflecken in der belg. Provinz Antwerpen, Arrondissement Turnhout, in der Campine, an der Kleinen Nethe und Knotenpunkt an der Eisenbahn Lierre-Turnhout, mit Tuch- und Spitzenfabrikation, einem Collège und (1885) 5091 Einw.

Hereró (Ovahereró), Volk, s. Dama.

Heres (Haeres, lat., vom altlat. erus, "Hausvater"), der Erbe; h. ab intestato, gesetzlicher Erbe ohne Testament, Intestaterbe; h. ex asse, der alleinige Erbe eines ganzen Nachlasses; h. institutus, eingesetzter testamentarischer Erbe; h. legitimus oder necessarius, Pflicht- oder Noterbe; h. universalis, Haupterbe. Vgl. Erbrecht und Erbfolge.

Herford, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Minden, ehemals Hanse- und freie Reichsstadt, am Einfluß der Aa in die Werre, Knotenpunkt der Linien Hamm-Löhne und H.-Detmold der Preußischen Staatsbahn, 72 m ü. M., hat ein Amtsgericht, 6 evang. Kirchen, darunter die romanische Münsterkirche, die gotische Johanniskirche auf einer Anhöhe vor der Stadt, eins der schönsten Baudenkmäler Westfalens, eine kath. Kirche, eine Synagoge, ein Gymnasium, eine Ackerbauschule, ein Theater, ein Zuchthaus, eine große Flachs- und Wergspinnerei, bedeutenden Leinenhandel, Fabrikation von Baumwoll- und Konfektionswaren, Wäsche, Nähmaschinen, Möbeln, Zigarren, Teppichen, Leder, Zuckerwaren und (1885) 15,902 meist evang. Einwohner. - Die Stadt verdankt ihren Ursprung dem ehemaligen Frauenstift daselbst, einer weltlichen Benediktinerabtei, die um 838 unter König Ludwig dem Frommen gegründet wurde. Sie stand anfangs unter der Aufsicht des Klosters Korvei. Aus dem Stift holte sich König Heinrich I. seine Gemahlin, die heil. Mathilde. Neben der Altstadt entstand 1224 die Neustadt. Aus dem 13. und 14. Jahrh. stammen die alten Kirchen. Die Stadt trat dem Hansabund bei und nahm 1530 die Reformation an. Sie war ursprünglich der Äbtissin des Frauenstifts unterthan, welche 1547 ihre Rechte dem Herzog von Jülich übertrug. Nach dem Aussterben der Herzöge von Jülich (1609) bemühte sie sich um die Reichsfreiheit und wurde 1631 vom Reichskammergericht als Reichsstadt anerkannt. Doch ward sie 1647 und abermals 1652 von Brandenburg, welches die Gültigkeit ihrer Privilegien bestritt, genommen und behauptet. An dem Tag der Schlacht bei Minden (1. Aug. 1759) schlug hier der Erbprinz von Braunschweig die Franzosen unter dem Herzog von Brissac. Unter den Äbtissinnen ist die berühmteste Elisabeth von der Pfalz, die philosophische Prinzessin, Schülerin des Cartesius, unter der eine Zeitlang die Sekte der Labadisten in H. wohnte. Das Stift ward 1803 säkularisiert, fiel an Preußen und kam nebst der Stadt an dasselbe nach der kurzen westfälischen Herrschaft (1807-13) wieder zurück.

^[Abb.: Wappen von Herford]

Hergenröther, Joseph, kathol. Kirchenhistoriker, geb. 15. Sept. 1824 zu Würzburg, studierte daselbst und in Rom Theologie, ward 1848 Priester und 1850 Doktor der Theologie, 1852 Professor des Kirchenrechts und der Kirchengeschichte zu Würzburg. Er hat sich vornehmlich durch seinen "Antijanus" (Freiburg 1870) bekannt gemacht, in welchem er die Lehre von der päpstlichen Unfehlbarkeit verteidigte. Außerdem sind von seinen Werken zu nennen: "Der Kirchenstaat seit der französischen Revolution" (Freib. 1860); "Photius, Patriarch von Konstantinopel" (Regensb. 1867-69, 3 Bde.); "Katholische Kirche und christlicher Staat in ihrer geschichtlichen Entwickelung und in Beziehung auf die Fragen der Gegenwart" (Freib. 1872, neue Ausg. 1874); "Handbuch der allgemeinen Kirchengeschichte" (das. 1877-78, 2 Bde.; 3. Aufl. 1884). Infolge dieser litterarischen Thätigkeit im Dienste der ultramontanen Anschauungen ward H. 1879 zum Kardinal ernannt und siedelte als Archivar des heiligen Stuhls nach Rom über.

Hergiswyl, s. Unterwalden.

Hergla, Hafenstadt in Tunis, an der Bai von Hammamet, das alte Horrea Cälia, wichtiger Ausfuhrhafen mit 1500 Einw.