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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Her.-Schff.; Herse; Hersek; Hersfeld

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Her.-Schff. - Hersfeld.

entdeckte eine große Anzahl derselben und fand, daß sie meist Partialsysteme bilden, in denen zwei Sonnen um einen gemeinsamen Schwerpunkt kreisen. H. starb 25. Aug. 1822 in Slough bei Windsor und ward zu Upton in Berkshire begraben. Seine meisten Beobachtungen sind in den "Philosophical Transactions" und andern englischen Zeitschriften niedergelegt. Eine seiner letzten Schriften war "On the places of 145 new double stars" (1821). Viele seiner Schriften sind auch noch ungedruckt. Man hat folgende deutsche Übersetzungen: "Über den Bau des Himmels" (Königsb. 1791; 2. Aufl., Dresd. 1826); "Beschreibung des 40füßigen reflektierenden Teleskops" (Leipz. 1799); "Untersuchungen über die Natur der Sonnenstrahlen" (Halle 1801). Vgl. Wolf, W. H. (Zürich 1867); Holden, Sir W. H., his life and works (Lond. 1881; deutsch, Berl. 1881).

2) Lucretia Karoline, Schwester des vorigen, geb. 16. März 1750 zu Hannover, erwarb sich, bei ihrem Bruder in Slough bei Windsor wohnend, gelehrte Kenntnisse, besonders in der Astronomie, und unterstützte jenen bei seinen Beobachtungen. Sie stellte auch eigne Beobachtungen und Berechnungen an und entdeckte sechs Kometen. Ferner gab sie eine Revision der Flamsteedschen Beobachtungen und das Verzeichnis gefundener Fehler derselben, welche mühevolle Arbeit 1798 auf Kosten der königlichen Societät der Wissenschaften in London gedruckt wurde. Nach dem Tod ihres Bruders kehrte sie nach Hannover zurück, wo sie 9. Jan. 1848 starb. Vgl. "Memoir and correspondence of Caroline H." (Lond. 1875; deutsch, Berl. 1876).

3) Sir John Frederic William, Baronet, Astronom und Naturforscher, Sohn von H. 1), geb. 7. März 1792 zu Slough bei Windsor, studierte in Cambridge und beobachtete seit 1816, zum Teil in Gemeinschaft mit James South, vornehmlich die Doppelsterne. Als erstes Resultat dieser Forschungen erschien 1825 in den "Observations of the apparent distances and positions of three hundred and eighty double and triple stars" (Lond. 1825) ein Katalog von 380 neuen Doppelsternen, dem er 1827 einen zweiten von 295, 1829 einen dritten von 324 folgen ließ. In den nächsten Jahren veröffentlichte er Messungen von zahlreichen Sternen. Daneben unterwarf er 1825-33 die von seinem Vater beobachteten Nebelflecke und Sternhaufen einer neuen Beobachtung und veröffentlichte 1833 einen Katalog von 2207 solcher. Die Ergebnisse seiner physikalischen Studien enthalten unter andern folgende Schriften: "On the theory of light", in der "Encyclopaedia metropolitana" (1828; deutsch von Schmidt, Stuttg. 1831); "Treatise on sound" (1830); "A preliminary discourse on the study of natural philosophy" (in Lardners "Cyclopaedia", 1831; deutsch von Weinlig, Leipz. 1836) und "A treatise on astronomy" (ebenfalls Teil der "Cyclopaedia"; deutsch von Michaelis, das. 1837), welche Schrift, mit den Ergebnissen der neuesten Entdeckungen bereichert, 1849 unter dem Titel: "Outlines of astronomy" (11. Aufl. 1871) erschien. 1834 ging er nach dem Vorgebirge der Guten Hoffnung, wo er bis zum Mai 1838 die ganze südliche Hemisphäre des Sternenhimmels aufs genaueste durchmusterte, und von wo aus er die Idee anregte, an einigen bestimmten Tagen gleichzeitig an verschiedenen Orten meteorologische Beobachtungen anzustellen. 1838 wurde er zum Baronet ernannt; das Mareshal College ^[richtig: Marischal College] erwählte ihn im März 1842 zu seinem Lord-Rektor, und von 1850 bis 1855 bekleidete er das Amt eines Direktors des königlichen Münzwesens. Die Resultate der Expedition nach dem Kap sind in den "Results of astronomical observations made at the Cape of Good Hope" (Lond. 1847) zusammengestellt. In Verbindung mit einigen andern Gelehrten arbeitete er dann zum Gebrauch der Marineoffiziere ein "Manual of scientific enquiry" (Lond. 1849) aus. Schon 1820 hatte er eine Sammlung von Aufgaben aus der endlichen Differenzrechnung geliefert (deutsch von Schnuse, Braunschw. 1859). Mehrere für die "Encyclopaedia Britannica" gelieferte Arbeiten erschienen auch in Sonderausgaben, so die "Physical geography" (neue Ausg. 1871), "Meteorology" (2. Aufl. 1870). Auch schrieb er eine Biographie des Astronomen Baily (Lond. 1845) und "Popular lectures on scientific subjects" (neue Ausg. 1880). Er starb 12. (auf dem Grabstein steht 11.) Mai 1871 in London.

Her.-Schff., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für G. A. Herrich-Schäffer (s. d.).

Herse, Schwester der Aglauros (s. d.).

Hersek, 1) türk. Name der Herzegowina. -

2) Ort, s. Drepanon 2).

Hersfeld (Herholfsfeld, Herocampia), ehemalige Benediktinerabtei und nachheriges Reichsfürstentum von 450 qkm (8 QM.), wurde als Abtei 769 gegründet (der heil. Lullus, Erzbischof von Mainz, war der erste Abt) und von Karl d. Gr. reich dotiert. Schon unter Lullus wurde die Abtei unmittelbar dem Papst unterstellt und erhielt freie Abtswahl. Unter dem Abt Hagano (936-959) erhielt H. das Münzrecht, und unter Gozbert (970-985) wurde die dortige ehemals sehr berühmte Bibliothek gegründet. Unter den fränkischen Kaisern geriet die Abtei in ziemliche Dürftigkeit, dagegen gelangte sie unter den Hohenstaufen wieder zu bedeutender Blüte. Sie erwarb ein bedeutendes Gebiet, über welches die Vogtei teils den Landgrafen von Thüringen, teils den Herren von Münzenberg (im Oberrheingau) zustand. Eine vorübergehende Vereinigung (1513-15) mit der Abtei Fulda führte zu vielen Verwirrungen und zum Verlust der wertvollsten Handschriften der Bibliothek. Nachdem das Stift bereits 1525 dem Landgrafen Philipp von Hessen hatte huldigen müssen, erhielt es nach dem Tode des letzten Abtes, Joachim (1606), Glieder des hessischen Fürstenhauses zu Administratoren, bis es im Westfälischen Frieden 1648 förmlich säkularisiert und als weltliches Fürstentum definitiv an Hessen-Kassel abgetreten wurde. 1807-1814 bildete H. einen Distrikt des westfälischen Departements Werra, und nachdem 1815 das Amt Frauensee davon an Weimar abgetreten worden war, wurde es eine hessische Provinz, später ein Teil der Provinz Fulda u. kam 1866 mit Kurhessen an Preußen.

Die Stadt H., ehemals Hauptort des Fürstentums, jetzt Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Kassel, am Einfluß der Geis und Haun in die Fulda und an der Linie Frankfurt a. M.-Göttingen der Preußischen Staatsbahn, 214 m ü. M., hat ein Amtsgericht, eine um 1320 erbaute schöne gotische Pfarrkirche mit Resten von Glasmalereien und hohem Turm, ein altertümliches Rathaus, Ruinen der 1761 von den Franzosen verwüsteten romanischen Stiftskirche, 3 Oberförstereien, ein Gymnasium mit Realprogymnasium, bedeutende Gerberei und Lederfa-^[folgende Seite]

^[Abb.: Wappen von Hersfeld.]